Donnerstag, 20. Dezember 2018

Am Wochenende Zunahme an Gefahrenstellen mit Regen, Schnee und Wind - Weihnachtstauwetter

Wetterrückblick

Die vergangene Woche war wieder wechselhaft: Es gab Sonne, Wolken und etwas Niederschlag. Die sehr kalte Phase ging ab dem 16.12. zu Ende. Seither stiegen die Temperaturen kontinuierlich an. Man beobachtete drei Windphasen: Am 13.12. blies dieser kurzfristig stark aus Süd, am 16.12. aus West und am 19.12. gebietsweise wieder aus Süd.

Wetterstationsdaten der Station Plojen / Planskopf im Skigebiet Serfaus

Gefahrensituation

In der EUREGIO Tirol-Südtirol-Trentino herrschte verbreitet geringe und mäßige Lawinengefahr. Die Hauptprobleme waren frischer (häufig kammnaher) Triebschnee sowie Gleitschnee, gebietsweise (und eher kleinräumig) auch Altschnee.


Schneelage & Schneedecke

Tirol präsentierte sich vielerorts in einem Winterkleid. Dennoch waren und sind die Tourenmöglichkeiten zumindest in tiefen und mittleren Höhenlagen weiterhin sehr eingeschränkt.

Unterwegs in den Stubaier Alpen. Blick ins Senderstal. Steinkontakt nicht ausgeschlossen... (Foto: 18.12.2018)

Skispuren bei Jochberg in den Kitzbüheler Alpen. Grasiger Untergrund kommt den Skifahrern entgegen. (Foto: 15.12.2018)

Die Woche wurde genützt, um unser Bild des Schneedeckenaufbaus in Tirol weiter zu schärfen. In Summe schaut es recht gut aus. Am vergleichsweise ungünstigsten erscheint der Schneedeckenaufbau in Schattenhängen beginnend von etwa 2300m bis maximal 2800m hinauf. Dort findet man innerhalb der Schneedecke vermehrt schwache Schichten aus kantigen Kristallen, welche von Schmelzkrusten umgeben sind. (Diese Krusten wurden während der letzten Kältephase dünner und weicher.) Schwachschichten sind meist nicht über größere Flächen zusammenhängend und deshalb eher im Bereich von Mulden bzw. kleineren Geländekammern bedeutsam. Rissbildungen und Setzungsgeräusche wurden vergangene Wochen nicht mehr beobachtet.

Abfolge von Krusten und kantigen Kristallen. Stubaier Alpen. NW, 2300m (Foto: 18.12.2018)

Schwachschicht aus kantigen Kristallen in Bodennähe am Predigberg in der Silvretta, N, 2100m. (Die Altschneedecke ist in diesem Höhenbereich nur kleinräumig und selten zusammenhängend vorhanden.) (Foto: 18.12.2018) 

Auffallend ist auch die Beschaffenheit der Schneeoberfläche, die während der vergangenen Kältephase in windberuhigten Lagen locker wurde. Zumindest von der Waldgrenze abwärts fand man häufig auch Oberflächenreif, der im Westen Nordtirols bereits etwas eingeschneit wurde. Vereinzelt bekamen wir auch Meldungen über den Nigg-Effekt (Oberflächenreifbildung im Kammbereich).

Oberflächenreif an der Waldgrenze in den Kitzbüheler Alpen (Foto: 15.12.2018)

Der zu Beginn erwähnte Windeinfluss machte sich natürlich auch - insbesondere oberhalb der Waldgrenze - bemerkbar. Immer öfters findet man dort einen Winddeckel, in besonnten Hängen dünne Schmelzkrusten.

Windgangeln an der Schneeoberfläche in der Silvretta (Foto: 18.12.2018)

Lawinenaktivität

Letzte Woche ging seitens der Leitstelle Tirol eine Meldung über eine von Wintersportlern ausgelöste Schneebrettlawine im Fimbertal in der Silvretta ein. Ansonsten schien es recht ruhig zu sein. Eindeutig zugenommen hat jedoch die Aktivität von Gleitschneerutschen und -lawinen auf Grashängen. Förderlich war der Temperaturanstieg.


Links mittig im Bild eine frische Gleitschneelawine. Weitere Anrisse und Gleitschneemäuler zeugen von erhöhter Aktivität. Silvretta (Foto: 18.12.2018)

Gleitschneelawinen stellen in den schneereicheren Regionen auf Grashängen eine permanente Bedrohung dar. Hochfügen (Foto: 13.12.2108) 

Ausblick

Pünktlich zur Weihnachtszeit kündigt sich während der kommenden Tage Weihnachtstauwetter an. Es wird noch milder. Niederschlag wird zumindest bis in mittlere Höhenlagen als Regen fallen. Der Wind legt zu und soll zum Teil stürmisch werden.

Die Auswirkungen auf die Schneedecke und Lawinengefahr sind mehrschichtig:
In den vom Regen beeinflussten Gebieten wird die Schneeoberfläche feucht, oberflächennahe, lockere Kristalle werden zerstört. Dies ist prinzipiell positiv zu werten.

In höheren Regionen werden sich hingegen frische Triebschneepakete bilden. Besonders dort, wo diese in bisher windberuhigten, sehr steilen Gebieten abgelagert werden, muss von einer erhöhten Störanfälligkeit ausgegangen werden. Die Störanfälligkeit wird mit weiteren Niederschlägen und den zunehmenden Temperaturen weiter ansteigen.

Deutlich zunehmen wird auf alle Fälle die Wahrscheinlichkeit von Gleitschneelawinen. Durch den Wärme- und Regeneintrag wird die Reibung in Bodennähe vermindert, was die Abgangsbereitschaft erhöht.

Fazit: Gleitschnee auf steilen Wiesenhängen und frischer Triebschnee in größeren Höhen bilden die Hauptgefahr!