Montag, 24. Dezember 2018

Vorsicht! Der erste Schönwettertag nach einer stürmischen Schneefallperiode ist besonders unfallträchtig!

Die Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle haben sehr gut gepasst. Es regnete bzw. schneite in weiten Teilen Tirols viel. Zudem wehte in der Höhe überwiegend stürmischer Wind aus dem Sektor Nordwest.

In Summe sind während der vergangenen Tage im Westen des Landes in größeren Höhen zumindest 50cm Schnee dazugekommen, im Südwesten des Landes waren es häufig um 70cm, lokal bis zu 100cm.

Differenz der Gesamtschneehöhe. Einige der Wetterstationen befinden sich in Höhenlagen, wo es lange Zeit regnete.

Hier zum Vergleich die Niederschlagsverteilung vom 23.12. auf den 24.12.2018 vormittags.
Der Temperaturanstieg (mit Regen zwischen etwa 2000m und bis zu 2600m) gepaart mit Niederschlag und Schneefall samt Sturm schwächte die Schneedecke. Bis in mittlere Höhenlagen beobachtete man vermehrt nasse Lockerschneelawinen und Gleitschneelawinen. In größeren Höhen gingen spontan Schneebrettlawinen ab. Letztere waren insbesondere im schneereichen Westen und Südwesten des Landes zum Teil groß und lösten sich in allen Expositionen. Die Hauptaktivität war zwischen gestern am 23.12. sowie heute am 24.12. vormittags.

Als Schwachschicht dürfte einerseits Graupel gedient haben, der gestern am 23.12. recht großflächig beobachtet wurde. Zudem scheinen aber auch kantige Kristalle im Bereich von Krusten eine nicht unbedeutende Rolle für den Abgang von Schneebrettlawinen gespielt haben (sh. Schneeprofile).

Die Tatsache, dass sich einige Schneebrettlawinen auch im südseitigen Gelände in Höhenbereichen zwischen etwa 2300m und 2700m lösten, weist auf die Ausbildung des Gefahrenmusters kalt auf warm seit Anfang Dezember hin.

Fazit: Speziell in Höhenbereiche zwischen etwa 2200m und 2700m befinden sich im Mittelteil der Schneedecke bzw. in Bodennähe zum Teil lang anhaltende Schwachschichten (beginnendes Altschneeproblem), welche auch während der kommenden Tage zu stören sein werden. In größeren Höhen kann vorerst noch überschneiter bzw. überwehter Pulverschnee als Schwachschicht dienen, v.a. im kammnahen, sehr steilen, windabgewandten Gelände. Über diesen Schwachschichten liegen zum Teil mächtige, spröde Triebschneepakete, die vermehrt an Übergangsbereichen von wenig zu viel Schnee bzw. allgemein an schneeärmeren Stellen gestört werden können.

Aufgrund der doch recht verbreiteten Gefahrenstellen und des sich anbahnenden schönen Wetters während der Weihnachtsfeiertage gehen wir von einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Lawinenunfällen aus. Heute am 24.12. wurden wir von der Leitstelle über einen in Söll und einen in der Axamer Lizum (letzterer kammnah, sehr steil, O-seitig auf etwa 2200m) informiert. Beide gingen unseren Informationen nach (recht) glimpflich aus. Diese Lawinenabgänge mögen Anlass sein, morgen am Christtag (und auch noch die Folgetage) möglicht defensiv unterwegs zu sein. Denn: Erfahrungsgemäß ist der erste Schönwettertag nach einer stürmischen Periode besonders unfallträchtig.