Donnerstag, 2. Mai 2019

Der Winter will kein Ende nehmen...

Ende April Wintereinbruch, Anfang Mai kurze Wetterbesserung, dann neuerlicher Wintereinbruch:

Nach starkem Südföhneinfluss meldete sich ab 26.04. der Winter retour.

Viel Neuschnee in einigen Teilen Tirols

Spitzenreiter waren die südlicheren Regionen, wo es zwischen Freitag, 26.04. und Montag, 29.04. um 75cm schneite. In der Höhe blies zudem starker Wind.

Wintereinbruch Ende April: Oberhalb von Lienz in Osttirol (Foto: 28.04.2019)

Windverfrachtungen der Vortage am Karnischen Kamm (Foto: 01.05.2019)

Südliches Osttirol: Anfangs Schlechtwetter mit viel Niederschlag und für die Jahreszeit zu tiefen Temperaturen. Z.T. kräftiger Windeinfluss, ab 01.05. Wetterbesserung mit steigenden Temperaturen, allerdings wieder zunehmender Luftfeuchtigkeit.

Nun, beginnend ab dem 03.05. sagt die ZAMG-Wetterdienststelle einen neuerlichen Wintereinbruch voraus. In weiten Teilen Tirols soll es in der Höhe um 50cm schneien. Ein Temperatursturz bringt Schnee bis in tiefe Lagen. Verbreitet kräftiger Windeinfluss.



Auswirkungen des prognostizierten Neuschnees auf die Lawinengefahr:

Schauen wir uns zuvor die aktuelle Situation an: In der Höhe liegt für die Jahreszeit überdurchschnittlich viel Schnee, während in tiefen Lagen der Frühling bereits längere Zeit eingekehrt ist.

Blick auf die Serles vom Navistal in den Tuxer Alpen (Foto: 02.05.2019)

Lawinenabgänge beschränken sich derzeit auf kleine Lockerschneelawinen, bevorzugt durch externe Impulse, vereinzelte Gleitschneelawinen und vereinzelte Schneebrettlawinen, letztere derzeit (am 02.05.) v.a. im hochalpinen Gelände.

Lockerschneerutsch von Ende April in der Silvretta (Foto: 01.05.2019)

Lawinenabgang, initiiert durch Seracbruch in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 01.05.2019)

Diese Lawinen wurden Ende April durch Sprengungen ausgelöst (Foto: 01.05.2019)
Der Winter lässt bezüglich Schneequalität keine Wünsche offen: Neuerlich gabs tollen Pulverschnee im schattigen Gelände in großen Höhen, vielerorts am 01. und 02.05. auch Firn.

Abfahrt vom Mittleren Sonnenkogel in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 01.05.2019)

Durch die kurzfristig sehr trockene Luft insbesondere am 01.05. gab es Firn bis in den Nachmittag hinein. Tuxer Alpen (Foto: 02.05.2019)

Die allgemein sehr wenigen Lawinenbeobachtungen, aber auch Stabilitätsuntersuchungen weisen auf eine meist recht günstige Situation hin. Einzig im hochalpinen Gelände scheint sich aufgrund des Gefahrenmusters kalt auf warm (gm.4) gebietsweise ab dem 26.04. in oberflächennahen Schichten eine Schwachschicht ausgebildet zu haben. Meldungen über frische Lawinenabgänge kommen v.a. aus den  neuschneereicheren Regionen entlang des Alpenhauptkammes, hier vermehrt aus besonnten, sehr steilen Hängen in Höhenbereichen zwischen etwa 3000m und 3300m, u.a. auch in Kammnähe.

Schneeprofil Nord, 2000m vom 02.05. in den Tuxer Alpen: Man erkennt  eine Abfolge von Krusten und weicheren Schichten in Oberflächennähe. Stabilitätstests zeigten hier einen stabilen Aufbau. Brüche konnten nicht fortgepflanzt werden. Anders scheint es etwa 1000m höher zu sein, insbesondere in besonnten Hängen, wo die Schneedecke zuvor feucht bzw. nass war und Ende April von kaltem Neuschnee überlagert wurde. Kantige Kristalle zwischen Krusten dürften dort die Ursache von Lawinenabgängen mit Personenbeteiligung gewesen sein.
Oberflächennahe Schwachschichten in großen Höhen dürften auch das Hauptproblem für die kommenden Schneefälle darstellen. Zudem kann kurzfristig lockerer Neuschnee eine Schwachschicht bilden, wenn dieser von Triebschnee überlagert wird.

Auf Wiesenhängen wird - wie schon vergangene Woche beobachtet - Neuschnee abgleiten, v.a. dort, wo es mehr auf bereits aperen Flächen schneit.

Gleitschneerutsch von Ende April. Ähnliches wird man am kommenden Wochenende beobachten können (Foto: 02.05.2019)
Kurz, der Winter ist noch nicht ganz vorbei. Eine mögliche Lawinengefahr sollte neben anderen alpinen Gefahren weiterhin berücksichtigt werden.