Donnerstag, 25. April 2019

Unbeständiges Aprilwetter - zunehmende Lawinengefahr und Lawinenaktivität

Aktuelle Situation & Ausblick

Aprilwetter hält an:

Der derzeit unbeständige und für Skitouren eher unvorteilhafte Wettercharakter bleibt uns fürs erste auch in den nächsten Tagen erhalten. Allerdings vollzieht sich laut ZAMG Wetterdiensstelle bis zum kommenden Wochenende hin ein markanter Luftmassenwechsel: Die Südföhnlage bricht im Laufe vom Freitag, 26.04. allmählich zusammen. Dann erreicht uns eine Kaltfront, welche vom Westen her über ganz Tirol zieht. In Folge lässt der Wind deutlich nach, und es setzt Niederschlag ein. Dieser fällt zunächst bis gegen 2500m als Regen, bis zum Abend hin sinkt die Schneefallgrenze jedoch auf rund 1800m. Anschließend soll unbeständiges Aprilwetter bestimmend bleiben.

Bis Ostermontag perfekte Bedingungen. Ab 23.04. Wolkenstau im Süden samt stürmischer Verhältnissen. 

Ausgeprägte Südföhnlage

Auswirkungen der Südföhnlage auf die Schneedecke: Massives Abschmelzen neben Schneehöhenzugewinn in großen Höhen entlang des Alpenhauptkammes

Die Schneedecke wird nässer und störanfälliger:

Massiver Wärmeeintrag, diffuse Strahlung, feuchte Luftmassen - all das sind Zutaten, welche die Schneedecke immer nässer werden lässt. Interessant ist dies prinzipiell in allen Expositionen, insbesondere jedoch in Schattenhängen. Dort wurde die Schneedecke bisher meist nur bis mittlere Höhenlagen tiefgreifend nass. Nun wandert dieses Niveau in höhere Bereiche, wo im Gegensatz zu den Sonnenhängen ein ausgeprägter Nässeeintrag-Wiedergefrierzyklus fehlte, welcher die Schneedecke in Sonnenhängen träger werden ließ. Die Folge ist nun eine erhöhte Störanfälligkeit der Schneedecke insbesondere in Schattenhängen. Durch den prognostizierten Regeneintrag ab morgen Freitag, 26.04. wird dies noch verstärkt.

In tiefen und mittleren Höhenlagen wandelte sich die Schneedecke bereits in Richtung trägem "Sommerfirn" um. Allgäu. (Foto: 24.04.2019)

Immer häufiger zu beobachten: Eine wasserdurchtränkte Schneeoberfläche. ca. 2000m,  Nord, Alpenhauptkamm (Foto: 23.04.2019)

Schneeprofil an einem, den Winter über windexponierten, schattigen Standort. Nord. 2340m. Die Schneedecke ist isotherm. Unterhalb einer Kruste gebildeter Schwimmschnee samt kantiger Kristallen konnten bei Stabilitätsuntersuchungen gestört werden.

Zunehmende Lawinenaktivität:

Die erhöhte Störanfälligkeit der Schneedecke durch den fortschreitenden Nässeeintrag wirkt sich auf die Lawinengefahr aus, die gebietsweise auf die Gefahrenstufe 3 "erheblich" angestiegen ist. Wir beobachten nach einer sehr lawinenruhigen Phase nun vermehrt Lawinenabgänge: Zu den Lockerschnee- und Gleitschneelawinen gesellen sich langsam auch (vereinzelte spontane) Schneebrettlawinen dazu, dies v.a. in Schattenhängen.

Ein für uns unerwartet großes Ausmaß einer spontanen Schneebrettlawine in dieser Höhenlage (1900m). Nord-Nordwest. Bereich der Unteren Gamswaid in der Nähe von Bach im Außerfern. Im Hintergrund erkennt man Lockerschneelawinen als Auslöser eines (des gesamten?) Schneebretts. (Foto: 24.04.2019)

Ein Schneebrett, welches durch eine Lawinensprengung ausgelöst wurde, verlegte die Kaunertaler Gletscherstraße (Foto: 21.04.2019)

Relativ frische Lockerschneelawinen im schattigen Gelände. Höhenbereich um 2500m. Nord. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 24.04.2019)

Zu beachten ist derzeit v.a., dass kleine Impulse mitunter größere Auswirkungen haben können.

Dieser kleine Gleitschneerutsch riss in der Sturzbahn den durchnässten Schnee mit. Im folgenden Bild sieht man Sturzbahn und Lawinenablagerung. Silvretta (Foto: 23.04.2019)

Die zu oberem Bild passende Lawine... (Foto: 23.04.2019)

Eisbrocken eines gefrorenen Wasserfalls als Auslöser einer nassen Lockerschneelawine. Silvretta (Foto: 23.04.2019)

Ablagerung einer Gleitschneelawine unterhalb der Gorfenspitze im Paznauntal, abgegangen am 24.04.2019 gegen 15:00 Uhr.

Erhöhte Aktivität von Gleitschneelawinen auch im Zillertal (Foto: 24.04.2019)

Zum oberen Bild gehörende Lawinenablagerungen. Man erkennt: Lawinen können bis in bereits ergrünte Bereiche vorstoßen. Zillertaler Alpen  (Foto: 24.04.2019)

Sonst noch berichtenswert:

In Geländevertiefungen lagert Saharastaub. Silvretta. In den niederschlagsbeeinflussten Regionen entlang des Alpenhauptkammes und in Osttirol hat sich dieser flächig gleichmäßig abgelagert (Foto: 23.04.2019)

Schneefall in tiefen Lagen oder doch Pollenflug der Weiden durch Föhneinfluss? Inntal (Foto: 21.04.2019)