Die derzeitige Lawinensituation ist verbreitet recht günstig. Die größte Gefahr geht weiterhin von Nass- und Gleitschneelawinen aus. Kleine und mittlere Gleitschneelawinen sind unter rund 2200m in allen Expositionen möglich. Nasse Lockerschneelawinen dürften bei den derzeit kühlen Temperaturen vorwiegend nur unter 1800m eine Rolle spielen. In Osttirol liegt die Nullgradgrenze und demnach auch die Höhengrenze für Nassschneelawinen etwas höher. Gleitschneelawinen sind insbesondere in den Regionen südlich des Alpenhauptkammes aufgrund der nur mehr gering mächtigen Schneedecke kaum mehr ein Problem.
Überall dort, wo sich die Sonne blicken lässt, wird die Schneeedecke allerdings auch bis in hohe Lagen hinauf oberflächlich angefeuchtet. Gerade dort, wo in den letzten Tagen etwas Neuschnee gefallen ist, kann dies zu kleinen nassen Lockerschneelawinen aus extrem steilen Hängen führen.
Mit der voranschreitenden Durchnässung der Schneedecke können in Osttirol derzeit auch wieder bodennahe Schwachschichten vom Frühwinter aktiviert werden. In Schattenhängen zwischen etwa 1800m und 2200m ist vereinzelt ein Auslösen dieser Schwachschichten im Altschnee denkbar. Die Gefahrenstellen sind derzeit allerdings eher selten. Am ungünstigsten sind vor allem Übergänge von viel zu wenig Schnee.
Zudem haben sich am heutigen Donnerstag, 11.04. mit teils mäßigem Wind - vor allem entlang des Alpenhauptkammes - kleine Triebschneepakete in Kammnähe gebildet. Diese liegen vor allem an Schattenhängen oberhalb von 2400m auf lockerem Neuschnee und können mitunter leicht gestört werden. Je weiter man hinaufkommt, desto störanfälliger werden die Triebschneepakete. Die Gefahrenstellen sind sehr kleinräumig, aber bei der schlechten Sicht kaum zu sehen. Hier sollten vor allem die Konsequenzen hinsichtlich eines möglichen Absturzes in Betracht gezogen werden.
In den letzten Tagen fielen verbreitet einige Zentimeter Neuschnee. Am meisten südlich des Inns, in den Stubaier-, Tuxer- und Zillertaler Alpen. |
Am heutigen Donnerstag, 11.04. wehte der Wind vor allem entlang des Alpenhauptkammes teils über Verfrachtungsstärke. So konnten sich kammnah kleine Triebschneepakete bilden. |
Die hohe Luftfeuchtigkeit und die diffuse Strahlung sorgen für einen verstärkten Feuchtigkeitseintrag in die Schneedecke. Südliches Osttirol (Foto: 07.04.2019). |
Der Wind lässt in der Nacht auf morgen Freitag, 12.04. wieder nach und wird wohl auch in den kommenden Tagen eine eher untergeordnete Rolle spielen. Die frischen Triebschneeansammlungen in Kammnähe verbinden sich rasch, neue bilden sich nur sehr lokal. Auch die Temperaturen gehen weiter zurück und steigen erst zu Beginn nächster Woche wieder merklich an. Die Lawinensituation wird sich deshalb zum Wochenende hin kaum verändern. Am ungünstigsten ist weiterhin der Höhenbereich bis 2200m, wo spontane Gleitschneelawinen abgehen können. Zudem kann bei der diffusen Strahlung der ein oder andere Lockerschneerutsch aus extrem steilen Hängen nicht ausgeschlossen werden.
Leider verändert sich auch das Wetter zum Wochenende hin nicht wesentlich. Laut ZAMG- Wetterdienststelle bleibt es sehr wechselhaft und überwiegend bewölkt. Die Schauertätigkeit lässt jedoch etwas nach.
Rückblick
Bereits am vergangenen Wochenende vom 06. und 07.04. war es sehr feucht. In den vergangenen Tagen hat die Luftfeuchtigkeit weiter zugenommen und es hat etwas geschneit. Die Sonne hat sich nur wenig blicken lassen.
In den vergangenen Tagen gab es immer wieder einige Zentimeter Neuschnee. Der Wind wehte meist nur sehr schwach. Zudem blieb die relative Luftfeuchtigkeit immer nahe 100%. |
Die feuchte Luft und der Regeneintrag bis über 2000m sorgten gestern Mittwoch, 10.04. für den Abgang von zahlreichen kleinen nassen Gleitschnee - und Lockerschneelawinen aus steilen Nordhängen zwischen 2000m und 2200m sowie Ost- und Westhängen unter 2400m.
Zahlreiche kleine Gleitschneelawinen nahe der Pfundsalm in den östl. Tuxer Alpen (Foto: 10.04.2019). |
Erhöhte Aktivität von nassen kleinen und mittleren Lawinen auch im Sellraintal (Foto: 10.04.2019). |
Als weitere, mögliche Gefahrenquellen sollte man v.a. Wechtenbrüche, auf Gletschern zudem die Spaltensturzgefahr beachten.
Abschließend möchten wir uns auf diesem Wege nochmals sehr herzlich bei allen 3666 (!!) Teilnehmern unserer Umfrage zum neuen EUREGIO- Lawinenreport bedanken!