Donnerstag, 5. März 2020

Überwiegend günstige Verhältnisse - Frischen Triebschnee in hohen Lagen sowie Lockerschneelawinen beachten

Überwiegend günstige Lawinenverhältnisse

Die Lawinengefahr in Tirol ist oberhalb 2200m mäßig, ansonsten gering. Am meisten aufpassen sollte man auf frische Triebschneepakete. Diese sind v.a. noch im sehr steilen schattigen bzw. allgemein kammnahen Gelände in großen Höhen zu stören. Zudem reagiert der Neuschnee (um diese Jahreszeit) sehr rasch auf (diffusen) Strahlungseinfluss bzw. Sonneneinstrahlung, sodass vermehrt mit Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände gerechnet werden muss.

Bei guter Planung konnte man vergangene Woche vielerorts Pulverschnee genießen. Die Gefahrenstellen waren in Summe überschaubar und gut einschätzbar. (Foto: 28.02.2020)

Gefahrenstufenkarte für den 06.03.2020


Wetterrückblick

Wechselhaft

Die vergangene Woche war neuerlich sehr wechselhaft. Warm- und Kaltfronten brachten immer wieder etwas Niederschlag, der oberhalb etwa 1000m meist in Form von Schnee gefallen ist. Dazwischen zeigte sich die Sonne. Starker bis stürmischer Wind war immer wieder ein Wegbegleiter.

Wieder einmal: Wechselhaftes Wetter am Beispiel der Wetterstation Axamer Lizum: Besonders markant: Kurze Windspitzen vom 27.02. auf den 28.02.2020

Windeinfluss samt Schneeverfachtung am Hintertuxer Gletscher (Foto: 29.02.2020)

Wetterrückblick im Detail... (von Marco Knoflach)

Am letzten Samstag, 29.02.2020, endete der zweitwärmste Februar der Messgeschichte standesgemäß. Mit einer föhnigen Westströmung wurden nochmals milde Luftmassen herangeführt, bevor in der Nacht auf Sonntag, 01.03.2020, eine Kaltfront für etwas Abkühlung sorgte. Der großflächige Tiefdruckeinfluss über Nord- und Mitteleuropa brachte im Laufe der Woche schubweise recht feuchte und spätwinterlich kalte Luftmassen in den Alpenraum. Nach einem kurzen Zwischenhoch am Mittwoch, 04.02.2020, zieht bereits heute Donnerstag, 05.03.2020, die nächste Störung mit Schneefall durch.


Schneedecke

Gesamtschneehöhe in höheren Lagen meist der Jahreszeit entsprechend

Betrachtet man die Gesamtschneehöhen so sind diese in tiefen und teils mittleren Höhenlagen unterdurchschnittlich, in größeren Höhen häufig durchschnittlich.

Schneehöhe in Kühtai. Die dunkle Linie zeigt die aktuelle Schneehöhe, die sich nahe des Mittelwerts befindet. 

Typische Schneeverteilung in Tirol. Blick von den Mieminger Bergen Richtung Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 01.03.2020)
Über die Woche verteilt immer wieder Neuschnee

Gut getan hat allgemein der über die Woche aufsummierte Neuschnee. Am meisten Schnee hat diesmal Osttirol abbekommen.



Wetterstation Thurntaler bei Sillian im südlichen Osttirol. Gut zu erkennen der Neuschneezuwachs zwischen 01.03. und 03.03.

Innergeschlöß (Foto: 03.03.2020)

Problembereiche am ehesten oberflächennah innerhalb des Neuschnees

Die während der vergangenen Woche in Tirol aufgenommenen Schneeprofile waren meist stabil. Einzig oberflächennahe Schichten konnten (kurzfristig) gestört werden.

Risse beim Betreten der Schneedecke sowie Abgleiten oberflächennahen Triebschnees. Schobergruppe (Foto: 04.03.2020)

Auffallend waren zum Teil massivere Graupeleinlagerungen.

Graupelkörner im Neuschnee. Mögliche Schwachschicht nur dort, wo sich diese mehrere cm dick abgelagert haben. Osttiroler Alpenhauptkamm. (Vermehrt wurde Graupel u.a. auch in den Tuxer Alpen beobachtet) (Foto: 04.03.2020)

Bezeichnend für die aktuelle Situation: Kein Bruch bei Stabilitätstests. Graupeleinlagerung oberflächennah 

Eine bis in mittlere Höhenlagen hinauf meist feuchte, jedoch stabile Schneedecke. Jöchelspitze, Außerfern (Foto: 01.03.2020)

Zweige sowie Lärchenzapfen innerhalb der Schneedecke zeugen von zum Teil massiven Windeinfluss. Tuxer Alpen. (Foto: 03.03.2020)

Eine Aktivierung persistenter Schwachschichten (Altschneeproblem) ist und nicht bekannt. Dies ist derzeit am ehesten schattseitig, sehr steil im Waldgrenzbereich im südlichen Osttirol vorstellbar.

Spontaner Lawinenabgang Obertilliach. Die Lawine schaut nach einem oberflächennahen Triebschneeproblem aus. Ganz vereinzelt ist gerade in dieser Region ein Bruch in einer aufbauend umgewandelten Schicht denkbar. Diese hat sich unterhalb der kürzlich an der Schneeoberfläche befindlichen Schmelzkruste wohl vermehrt an bisher schneearmen Stellen gebildet. Dabei ausgelöste Lawinen sollten eher klein bis maximal mittelgroß sein.  (Foto: 05.03.2020)

Wechsel von trockener und feuchter Schneeoberfläche

Der Jahreszeit entsprechend wird die Schneedecke derzeit bereits durch diffusen Strahlungseinfluss oberflächig relativ rasch feucht.

An den Felsen erkennt man abfließendes Schmelzwasser. Mieminger Gebirge (Foto: 01.03.2020)

Nur etwas für konditionsstarke SkitourengeherInnen: Anstollen von Schnee aufgrund oberflächig angefeuchteten und darunter noch trockenen Schnees. Tannheimer Tal (Foto: 01.03.2020)

Unterwegs im Skitourengebiet der Pforzheimer Hütte. Die am Himmel erkennbare Sonne führt derzeit zu einem recht markanten Wärmeeintrag in die Schneedecke, was u.a. auch die Stabilsierung frischer Triebschneepakete fördert. (Foto: 05.03.2020)


Lawinenereignisse der vergangenen Woche

In Summe sind uns während der vergangenen Woche nur wenige Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung bekannt. Bei sämtlichen Lawinen wurde frischer Triebschnee im sehr steilen bis extrem steilen Gelände ausgelöst.

Lawinenabgang Wanglspitze. 2 Personen konnten im Nahbereich des oberen Anrissgebietes aus der Lawine ausfahren (Foto: 28.02.2020)

Nahaufnahme zu obigem Foto. Wanglspitze (Foto: 28.02.2020)

Lawinenabgang Hinteres Rendl (Foto: 28.02.2020)

Recht typisch: Rutsche. Stubaier Gletscher (Foto: 01.03.2020)
Sprengerfolge waren während der vergangenen Woche meist von wenig Erfolg gekrönt.

Man erkennt einen der durch die Sprengung verursachten Krater. Geringer bis mäßiger Erfolg. (Foto: 01.03.2020)

Wie geht es weiter?

Der Wetterverlauf bleibt auch in den nächsten Tagen wechselhaft und länger anhaltend stabiles, sowie schönes Hochdruckwetter ist laut ZAMG-Wetterdienststelle nicht in Sicht. Aus heutiger Sicht scheint zumindest der Sonntag, 08.03.2020, trocken zu bleiben.

Auch während der kommenden Tage wird man immer wieder Pulverschnee genießen können, wie hier am Tauernhauptkamm am 01.03.2020

Die Hauptgefahr wird weiterhin von frischem Triebschnee in großen Höhen, dann vermehrt im sehr steilen kammnahen Gelände ausgehen. Ebenso wird man vermehrt - wie schon während der vergangenen Tage - mit Lockerschneelawinen rechnen müssen.

Lockerschneelawinen nach Neuschneefällen. Nordkette (Foto: 28.02.2020)
Kammnahes Gelände während bzw. unmittelbar nach Neuschneefällen samt Wind kritischer beurteilen.