Donnerstag, 16. April 2020

Fortschreitende Ausaperung - unverändert tageszeitlicher Gang der Lawinengefahr

Kurzer Wetterrückblick

Die seit einem Monat anhaltende Schönwetterphase wurde während der Nachstunden vom Ostermontag auf den Osterdienstag (13.04. auf 14.04.) kurzfristig unterbrochen. Eine Kaltfront ließ die Luft spürbar abkühlen und brachte in weiten Teilen Tirols vom Waldgrenzbereich aufwärts einige wenige cm Neuschnee. Rasch setzte sich am 14.04. wieder die Sonne durch. Auffallend war, dass die Luftmasse dabei neuerlich sehr trocken wurde.

Tirol wurde in der Höhe etwas "angezuckert"

Fortschreitende Ausaperung der Schneedecke

Der Jahreszeit entsprechend beobachtete man bei den Wetterstationen eine Abnahme der Gesamtschneehöhe, die bei Stationen in mittleren Höhenlagen zum Teil auch markant ausgefallen ist.

Sukzessive Abnahme der Schneehöhe bei der Wetterstation Lichtenberg im Außerfern. Gut zu erkennen ist auch der kurze Kaltfrontdurchgang in der Nacht vom 13.04 auf den 14.04.

Auch anhand Webcam-Bildern lässt sich das Ausaperungsmuster gut verfolgen.

10.04.

16.04.2020: Deutliche Zunahme der Grasflächen im Vergleich zum 10.04.2020

Wenige Lawinenbeobachtungen

Ähnlich, wie während der vergangenen Wochen sind uns nur sehr wenige Lawinenabgänge bekannt. Kleine Lockerschneerutsche waren es nach der Kaltfront; ein Schneebrett, NW, 2500m im Bereich des Aifners im Tiroler Oberland. (Nachträglicher Zusatz: Die Auslösung erfolgte durch einen Wintersportler im 40° geneigten Gelände an einer schneearmen Stellen während der Abfahrt. Die Schneeoberfläche war zu diesem Zeitpunkt tragfähig gefroren. Die Person wurde von der Lawine nicht erfasst.) Aus dem Außerfern wurde uns von Wechtenbrüchen berichtet. 

Vereinzelte Schneebrettlawinen zukünftig v.a. schattig oberhalb etwa 2500m möglich

Informationen über die Schneedeckenbeschaffenheit im Gelände sind weiterhin sehr rar. Fest steht jedoch, dass die Durchfeuchtung der Schneedecke in höheren, schattigen Lagen (v.a. aufgrund der neuerlich recht trockenen Luftmasse) relativ langsam voranschreitet. Dennoch, wir gehen derzeit davon aus, dass die Altschneedecke in Schattenhängen in Höhenbereiche bis etwa 2500m hinauf zumindest angefeuchtet wurde. Bei fortschreitender Durchnässung, welche um diese Jahreszeit - abhängig vom jeweiligen Wettergeschehen - recht rasch erfolgen kann (hohe Luftfeuchtigkeit, Hangwolken, warme Temperaturen, (diffuse) Sonneneinstrahlung) rechnen wir schattig von etwa 2500m aufwärts mit vereinzelten Schneebrettlawinen. Diese sollten eher kleinräumig zu beoachten sein. Als Schwachschicht kommt v.a. aufbauend umgewandelter Schnee vom Jänner in Frage.

Die Schneeoberflächentemperatur ist um diese Jahreszeit ein wichtiges Indiz für die Durchfeuchtung bzw. Verfestigung der Schneedecke. Über Nacht bildeten sich bei dieser Station regelmäßig Harschdeckel, die zumindest am 14.04. und 15.04. mit hoher Wahrscheinlichkeit bei dieser Station tragfähig waren.

Weiterhin meist tageszeitlicher Gang der Lawinengefahr

Aufgrund der aktuellen Wetterprognose wird sich vorerst nicht viel ändern: Wir gehen weiterhin meist von einem mehr oder weniger ausgeprägten tageszeitlichen Gang der Lawinengefahr aus.