Die außergewöhnlich lang anhaltende, sehr niederschlagsarme Schönwetterperiode hat am vergangenen Wochenende (ab dem 25.04.) ein Ende genommen. Seitdem herrscht wechselhaftes Aprilwetter mit dem - von vielen Personen - heiß ersehnten Niederschlag.
Vergangene Woche: Ein Wechsel aus Sonne, Wolken und Niederschlag; Grießkogelgruppe (Foto: 27.04.2020) |
Niederschlag vom 28.04. auf den 29.04.2020. Am meisten gab es davon im Nordwesten des Landes |
Wechselhafter Wettercharakter: Immer wieder Niederschlag. Abkühlung bringt kurzfristig Schnee bis in mittlere Höhenlagen. Station Hahnenkamm im Außerfern |
Ähnliche Situation im nördlichen Osttirol |
Auswirkungen auf die Schneedecke
Die Schneeschmelze schreitet weiter voran, wird allerdings aktuell durch die kühlen Luftmassen gebremst. Somit gibts derzeit in tiefen und mittleren Höhenlagen meist keinen Schnee.
Unten kein Schnee, darüber je nach Exposition wenig bis ausreichend Schnee (Foto: 23.04.2020) |
Darüber findet man ab etwa 1700m aufwärts etwas Neuschnee, der mit zunehmender Seehöhe laut Aussagen eines ambitionierten Skitourengehers aus Osttirol zu "Murmeltierkniehohenzwischenhochpulver" anwächst. Dieser Pulver wurde allerdings inzwischen wieder zerstört, also durch diffusen Strahlungseinfluss feucht. Unter dem Neuschnee findet sich zumindest unterhalb etwa 2500m häufig stabiler Sommerfirn.
Stabiler "Sommerfirn" in den Stubaier Alpen (Foto: 23.04.2020) |
Persistente Schwachschichten vom Hochwinter innerhalb der Schneedecke dürften nur mehr in wenigen Ausnahmefällen störanfällig sein. Am ehesten könnte dies (ferndiagnostisch) an schneearmen Stellen im schattigen, sehr steilen Gelände zwischen etwa 2500m und 2800m vorstellbar sein. Insbesondere in einem Höhenbereich um 2700m zeigen Schneedeckensimulationen eine erstmals tiefergreifende Durchfeuchtung der Schneedecke in schattigen Lagen. Hochalpin, also oberhalb von 3000m kann (wiederum nur sehr kurzfristig) frischer Pulverschnee eine mögliche Schwachschicht bilden. Dies ist v.a. dort denkbar, wo mehr Schnee unter wenig Windeinfluss gefallen ist und anschließend Strahlungseinfluss die oberste Schneeschicht bindet und somit "brettig" werden lässt.
Hauptgefahr Lockerschneelawinen
Neuschnee reagiert um diese Jahreszeit sehr rasch auf Wärme- und Strahlungseinfluss. Dies bedingt, dass nach Neuschneefällen immer innerhalb sehr kurzer Zeit im extrem steilen Gelände mit zahlreichen feuchten bzw. nassen Lockerschneelawinen zu rechnen ist. So wurde dies auch heute am 30.04. bei "Saunabedingungen" im Gelände beobachtet. Schneebrettlawinen und Gleitschneelawinen hingegen stellen inzwischen die Ausnahme dar. Kleine Schneebrettlawinen wurden sehr vereinzelt als Folge von Lockerschneelawinen ausgelöst. Gleitschneelawinen dürften die meisten schon abgegangen sein. Dennoch, vereinzelt sind diese auf glattem Untergrund (meist handelt es sich um Grashänge) in großen Höhen nicht auszuschließen
Die Pfeile zeigen einige, der heute am 30.04. auf der Nordkette oberhalb von Innsbruck abgegangenen Lockerschneelawinen. |
Es folgen weitere Niederschläge: Hauptgefahr bleiben Lockerschneelawinen
So schauen die Prognosen für die kommenden Tage aus: Es bleibt kühl. Auf den Bergen fällt Schnee - am meisten ganz im Westen und in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes. Aufgrund der recht stabilen Altschneedecke werden Lockerschneelawinen weiterhin die Hauptgefahr darstellen.
Neuschnee- und Windprognose für die Region der Zentralen Stubaier Alpen |
Prognostizierter Neuschnee für die kommenden Tage |
Ein riesengroßes Dankeschön...
...möchten wir an dieser Stelle all jenen Personen sagen, die uns während der vergangenen Wintersaison wiederum mit so zahlreichen und wertvollen Informationen versorgt haben!