Gebietsweise noch viel Schnee auf den Bergen
Während einer zu kühlen und sehr wechselhaften Zeit nimmt die Schneehöhe in hochalpinen Lagen weiter zu. Dort herrschen unverändert recht winterliche Verhältnisse. Dies passt auch mit den Aussagen der ZAMG-Wetterdienststelle zusammen, die angibt, dass der Frühling zuletzt in den Jahren 1996 und 1991 ähnlich kühl war wie heuer.
Gesamtschneehöhe in Tirol (Stand: 20.05.2021) |
Vergleichsbild vor einem Jahr am 18.05.2020 |
Schneelage am 07.05.2021 in der Axamer Lizum |
Vergleichsbild vor einem Jahr am 09.05.2020 |
Neuschnee am 15.05.2021 am Stubaier Gletscher |
Lawinengefahr sollte unverändert beachtet werden
Obwohl wir aktuell nur sehr wenig Informationen über den Schneedeckenaufbau in großen Höhen haben, gehen wir aktuell v.a. von oberflächennäheren Problemen aus. Dazu zählen:
- Triebschneeproblem:
- v.a. in hochalpinen, vermehrt kammnahen Lagen; bevorzugt während bzw. unmittelbar nach Niederschlägen
- Neuschneeproblem:
- Graupel: Wir wissen von gebietsweise massiveren Graupeleinlagerungen in oberflächennahen Schichten. Eine dicke, von Triebschnee überlagerte Graupelschicht kann mitunter eine Schwachschicht für Schneebrettlawinen darstellen.
- Nasse Lockerschneelawinen unmittelbar nach bzw. während der Schneefälle durch (diffusen) Strahlungseinfluss samt Temperaturanstieg. Dieses Problem tritt auch in tieferen Lagen auf, dort wo es viel geschneit hat.
- Altschneeproblem:
- Der ständige Wechsel von Neuschnee, Kälte, Anfeuchtung der Schneedecke v.a. durch (diffusen) Strahlungseinfluss birgt hohes Potential für die Ausbildung des Gefahrenmusters "kalt auf warm" (gm.4). Wir gehen davon aus, dass dieses Problem vermehrt oberhalb von 3000m in allen Expositionen in oberflächennäheren Schichten vorhanden sein kann. Es handelt sich um ein sehr schwierig einzuschätzendes und heimtückisches Problem. Hilfreich ist einzig ein rascher Blick in die Schneedecke samt Stabilitätstest, der dazu näher Aufschluss bringen kann. Beachte dazu u.a. auch den letzten Blogeintrag.
Zahlreiche spontane nasse Lockerschneelawinen auf der Nordkette oberhalb von Innsbruck aufgrund von (diffusem) Strahlungseinfluss. (Foto: 20.05.2021) |
Eine Schwächung der Schneedecke in bodennahen Schichten aufgrund von Wassereintrag ist aktuell kein Thema. Dies war letztmals um den 09.05. der Fall. Damals sind uns einzelne Schneebrettlawinen schattseitig in Höhenbereiche zwischen etwa 2500m und 2700m gemeldet worden.
Lawinenabgang Riepenwand-Schlicker Seespitze in den Nördlichen Stubaier Alpen auf ca. 2500m NW vermutlich um den 09.05.2021 |
Von den Südtiroler KollegInnen wurden wir gestern überdies über einen tödlichen Lawinenunfall auf der Königsspitze auf 3700m informiert. Infos dazu gibts u.a. hier:
Es steht ein wechselhaftes Pfingstwochenende bevor
Morgen, Freitag, 21.05. bringt eine Warmfront wärmere, aber wolkenreiche Atlantikluft heran. Auf den Bergen ist es v.a. im Bereich des Alpenhauptkammes zum Teil sogar stürmisch. Am Samstag, 22.05. folgt eine Kaltfront. Die Schneefallgrenze soll um 1600m liegen. Der Niederschlagsschwerpunkt liegt am Hauptkamm östlich vom Ötztal. Es kann lokal bis etwa 40cm Schnee fallen. Die Luftmasse bleibt danach labil und kühl, das Wetter ähnlich wie wir es schon gewöhnt sind: Wechselhaft! Für die Lawinengefahr gilt oben Erwähntes.
72h- Neuschneeprognose |