Kühlster Frühling seit zumindest 25 Jahren - weiterhin viel Schnee auf den Bergen
Die ZAMG-Wetterdienststelle informierte unlängst, dass es sich heuer um den kühlsten Frühling seit zumindest 25 Jahren handelt. Ähnlich kühl war es laut ZAMG-Wetterdienststelle nur in den Jahren 1996 und 1991, deutlich kühler 1987.
Das Ergebnis sieht man auf den Bergen: In großen Höhen ist es winterlich. Mögliche Lawinenprobleme betreffen aufgrund der unterdurchschnittlichen Temperaturen unverändert v.a. oberflächennahe Schichten. Details dazu findet man im vergangenen Blogeintrag. Am schwierigsten einzuschätzen bleiben somit die mögliche Ausbildung der Gefahrenmuster "kalt auf warm" (gm.4), sowie "eingeschneiter Graupel" (gm.9). Wir gehen davon aus, dass diese Gefahrenmuster tendenziell eher in hochalpinen Bereichen (über etwa 3000m) bedeutsam sind. Eine höhere Wahrscheinlichkeit für gm.4 gibt es dabei in besonnten, sehr steilen Hängen.
Hilfreich für die Beurteilung der Lawinengefahr erscheinen insbesondere auch aufgrund unserer aktuell nur wenigen Schneedeckeninformationen selbst durchgeführte oberflächennahe Stabilitätstests.
Hier ein paar Impressionen zur Situation anhand aktueller Bilder
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Schneebrettlawine in der Großvenediger-Region auf ca. 3200m SW. Oberflächennaher Anriss. Gefahrenmuster gm.4 bzw. gm.9 als wahrscheinlichste Ursache. (Foto: 26.05.2021) |
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Ablagerung einer nicht mehr ganz frischen Schneebrettlawine in der Großvenediger-Region Nord 2600m. Kurzfristiger Wärmeeintrag als möglicher Auslöser (Foto: 21.05.2021) |
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Wohl am häufigsten zu beobachten und am vergleichsweise leichtesten einzuschätzen: Lockerschneelawinen unmittelbar nach Neuschneefällen. (Foto: 26.05.2021) |
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Lockerschneelawinen lösen sich meist spontan, lassen sich im extrem steilen Gelände aber auch sehr leicht durch Wintersportler auslösen. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 23.05.2021) |
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Frischer Triebschnee in großen Höhen. Aufgrund der kalten Temperaturen zumindest kurzfristig ein Thema, vermehrt in kammnahen, sehr steilen Hängen. Großvenediger-Region. (Foto: 26.05.2021) |
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Vorsicht vor Wechten. Interessant an diesem Foto u.a. auch eingelagerter Saharastaub (Foto: 21.05.2021)
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Imposante Lawinenablagerung samt aufwändiger Schneeräumung im nördlichen Osttirol (Foto: 26.05.2021) |
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Kein alltäglicher Anblick für Ende Mai. Sattes grün in den Tälern, zum Teil noch tief winterlich auf den Bergen. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 21.05.2021) |
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Die Wetterstationsgrafik am Pitztaler Gletscher bestätigt unseren Wettereindruck: Sehr wechselhaft, auf den Bergen kalt, windig und viel Schnee. |
Wetter bleibt wechselhaft - Lawinengefahr bleibt ein Thema
Der heutige Freitag, 28.05.2021 glänzt mit freundlichem Wettercharakter. Allerdings bleibt uns die zu kühle und wechselhafte Witterung während der kommenden Tage erhalten.
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Vergleichsweise viel Sonne gibt es nur heute am 28.05.2021... (c) ZAMG-Wetterdienststelle |
Somit heißt es trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit weiterhin auf eine mögliche Lawinengefahr im Hochgebirge zu achten.
Aktualisierung des Blogeintrags: (28.05.2021 - 07:00 Uhr):
Die oben angeführte Information zum Wetter bezog sich noch auf den gestrigen Wetterbericht der ZAMG-Wetterdienststelle - der heutige war noch nicht veröffentlicht. Hier ein Auszug aus dem letztgültigen Wetterbericht der ZAMG-Wetterdienststelle vom 28.05.2021 07:00 Uhr:
"Hinter einer Kaltfront wird heute in Tirol Zwischenhocheinfluss
wetterbestimmend. Am Wochenende kommt eine Nordströmung auf
und ein Höhentief zieht von der Ostsee nach Ungarn. Tirol wird von
mäßig feuchter Luft beeinflusst, was vor allem in den östlichen
Bereichen für wolkenreiches Wetter sorgt. Nach Westen zu bleibt
schwacher Hochdruckeinfluss wetterbestimmend. Kommende Woche
dann Hochdruckrandlage. Es sollte ab Sonntag in eine mehrtägig
trockene Wetterphase übergehen, die kommende Woche in
frühsommerlichen Temperaturen gipfelt."
Wir erwarten somit vermehrt klassische Frühjahrsverhältnisse mit einem tageszeitlichen Gang der Lawinengefahr...
Die nächste Aktualisierung des Blogs erfolgt bei wesentlichen Änderungen der aktuellen Lawinensituation.