Günstige Lawinensituation bei allgemein geringer Lawinengefahr
Während der vergangenen Wochen wurde in ganz Tirol sehr häufig extrem steiles Gelände befahren, ohne dass es zu Abgängen von Schneebrettlawinen gekommen wäre. Ebenso bestätigen sämtliche, uns bekannten Stabilitätsuntersuchungen eine durchwegs spannungsarme bzw. stabile Schneedecke.
Kurz: Wir haben es mit einer günstigen Lawinensituation zu tun.
Wenige Gefahrenstellen
Trockene Lockerschneelawinen im extrem steilen, schattigen Gelände
Die Schneeoberfläche wurde in Schattenhängen während der langen Schönwetterphase massiv aufbauend umgewandelt. D.h. diese besteht häufig aus lockeren, kantigen Kristallen. In extrem steilem Gelände kann der Impuls von Wintersportlern dazu führen, dass unterhalb der Skispur Lockerschneelawinen abgehen. Es ist also möglich, dass solch initiierte Lockerschneelawinen Skifahrer während ihrer Weiterfahrt mitunter einholen und gefährden können. Die Mitreißgefahr überwiegt dabei die Verschüttungsgefahr. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von "sluff-management" - entweder lasse ich der Lockerschneelawine genügend Zeit, unterhalb meiner Spur abzugehen oder ich beachte bei weiteren Schwüngen, dass ich nicht in den Bereich der abgehenden Schneemassen komme.
Ein Wintersportler löste unmittelbar zuvor während der Abfahrt die am Bild ersichtlichen Lockerschneelawinen aus, die ihn während seiner Weiterfahrt nicht gefährdeten. Silvretta (Foto: 08.03.2022) |
Feuchte Lockerschneelawinen vornehmlich durch den Impuls von WintersportlerInnen
Während der vergangenen Woche war es für die Jahreszeit zu kühl. Zudem war die Luft oftmals sehr trocken. Beides führte dazu, dass die Schneedecke während des Tages in steilen Sonnenhängen nur oberflächig feucht wurde. Feuchte Lockerschneelawinen ließen sich deshalb - wenn überhaupt - erst im Laufe des Tages durch den Impuls von Skifahrern auslösen. Mit den langsam steigenden Temperaturen wird es während des Wochenendes etwas wahrscheinlicher, dass vereinzelt feuchte Rutsche im extrem steilen Gelände im Tagesverlauf von selbst abgehen.
Ein kleiner feuchter Rutsch im extrem steilen, nach Süden ausgerichteten Gelände. Ötztaler Alpen (Foto: 10.03.2022) |
Meist noch gute Schneequalität
Ganz so makellos, wie Anfang vergangener Woche ist die Schneequalität zwar nicht mehr, dennoch überwiegt meist noch eine gute Schneequalität: In flachem bzw. allgemein schattigem Gelände ist die Schneeoberfläche häufig locker. In steilen Sonnenhängen findet man während des Morgens eine hart gefrorene Schneeoberfläche, die während des Tages aufweicht. Firngenuss ist dort angesagt. Hochapin war der Wind hingegen häufiger im Spiel.
Betrachtet man die zwei von rechts kommenden Skispuren: Sonnseitig Firn; schattseitig bzw. flach "Pulver". (Foto: 08.03.2022) |
Ein "Pulvertraum". Ötztaler Alpen (Foto: 10.03.2022) |
Die Übergangsbereiche mit Bruchharsch nehmen langsam zu. (Foto: 08.03.2022) |
Büßerschnee entsteht im Frühjahr dann, wenn die Luft sehr trocken ist. Sellrain (Foto: 06.03.2022) |
Andere alpine Gefahren
Zur Zeit überwiegen andere alpine Gefahren gegenüber der Lawinengefahr. Dazu gehört u.a. die Gefahr, auf der während der Nachtstunden (bei klarem Himmel) hart gefrorenen Schneeoberfläche in sehr steilen Sonnenhängen auszurutschen und abzustürzen.
Ebenso langen bei uns vereinzelte Informationen über Wechtenbrüche ein. Vorsicht v.a. bei Gratüberschreitungen. Aber auch der Aufenthalt unterhalb von Wechten birgt eine gewisse Gefahr.
Wechtenbildung im Kammbereich (Foto: 08.03.2022I |
Ausrutschgefahr auf Eisgallen (Foto: 10.03.2022) |
Wetterrück- und Ausblick
Kurz und bündig: Während der vergangenen Woche dominierte Hochdruckeinfluss. Teilweise mischten sich jedoch immer wieder Wolken ins Wettergeschehen. Vermehrt war dies im Unterland der Fall. Es geht ähnlich weiter. Diesmal (kurzfristig) vermehrt Wolken in Osttirol. Es bleibt trocken. Die Temperatur nimmt langsam zu.
Die günstige Lawinensituation hält an!