Spannungsarme Schneedecke überwiegt
Schneedeckenuntersuchungen und Rückmeldungen bestätigen, dass die Schneedecke inzwischen meist recht spannungsarm ist. Deshalb darf bei diesem Blog primär das Positive der Situation hervorgehoben werden. Schattseitig findet man recht verbreitet noch Pulverschnee zum Skifahren, während sonnseitig zumindest bis in mittlere Lagen hinauf teilweise schon firnähnliche Verhältnisse anzutreffen sind.
Lockere, aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche - quasi Pulverschnee - v.a. in nordexponierten Hängen. Tuxer Alpen (Foto: 03.03.2022) |
Pulverschnee im Arlberggebiet (Foto: 27.02.2022) |
Sulzschnee im besonnten Gelände in mittleren Höhenlagen. Tuxer Alpen (Foto: 03.03.2022) |
Zusätzlich beobachtet man im gesamten Land, dass sehr viele WintersportlerInnen das schöne Wetter während der vergangenen Woche ausgenützt haben und somit viele Personen im freien Gelände unterwegs waren bzw. immer noch sind.
Ein recht häufiges Bild: Stark verspurtes Gelände auf beliebten Skitourenzielen. Tuxer Alpen (Foto: 03.03.2022) |
Wenige Gefahrenstellen
Wir gehen aktuell davon aus, dass man im Gelände nur mehr wenige Gefahrenstellen antrifft, wo man Lawinen auslösen kann bzw. von diesen gefährdet ist.
Das während der vergangenen Blogeinträge oftmals erwähnte Altschneeproblem, hervorgerufen durch schwache Schichten im Mittelteil der Schneedecke, grenzen wir inzwischen folgendermaßen ein:
- meist oberhalb etwa 2400m
- Auslösung zumindest im sehr steilen, wahrscheinlicher im extrem steilen Gelände
- Auslösung bevorzugt an schneearmen Stellen bzw. an Übergängen von wenig zu viel Schnee im Bereich von so genannten Schwimmschneenestern.
- Gelände, welches während des Winters kaum verspurt wurde.
- vermehrt betroffen ist der Nordsektor. Hochalpin (also oberhalb etwa 3000m) sind vereinzelt auch Sonnenhänge betroffen.
Lawinen, die ausgelöst werden, sind häufig mittelgroß.
Bei diesem Schneebrett im Rettenbachtal wurde eine Person am 24.02.2022 verletzt. (Foto: 25.02.2022) |
Zusätzlich vermuten wir, dass sich in einem schmalen Höhenband um 2600m im sehr steilen, besonnten Gelände aufgrund des Gefahrenmusters 4 "kalt auf warm" unterhalb des seit 25.02. auf 26.02. gefallenen und verfrachteten Schnee mancherorts eine dünne, kantige Schicht gebildet hat. Ein Lawinenabgang im Nahbereich der Prager Hütte (Venedigergruppe) am 28.02. in einem zumindest 35° steilen Westhang auf 2600m und einer beim Schrimmennieder (Nördliche Stubaier Alpen) vermutlich am 02.03. in einem ebenso sehr steilen Westang auf ca. 2650m dürften darauf zurückzuführen sein.
Ca. 2500m, SW, 40° in den Tuxer Alpen. Eine dünne kantige Schicht in Oberflächennähe, die sich vermutlich ab dem 26.02. gebildet hat. Profil vom 03.03. in den Tuxer Alpen |
Betroffen davon ist der am 25.02. und 26.02. gefallene und anschließend von kaltem NO-Wind verfrachteten Schnee. Diese Triebschneepakete sind aktuell noch sehr gut im Gelände zu erkennen.
Lawinenabgang Schrimmennieder (Foto: 03.03.2022) |
Vereinzelt lösten sich vergangene Woche auch "kalte" Gleitschneelawinen. Eine davon erfasste eine Person am Weg zur Namloser Wetterspitze, eine weitere führte zu einem Erkundungsflug auf der Südseite der Nockspitze. Heute am 03.03. scheint der Wärme- bzw. vielmehr Feuchtigkeitseintrag in die Schneedecke in sehr steilen Sonnenhängen in mittleren Höhenlagen zu einer leicht gehäuften Aktivierung "warmer" Gleitschneelawinen geführt zu haben.
Eine Gleitschneelawine, die sich am Egger Muttekopf löste und Skitourengeher im Aufstieg zur Namloser Wetterspitze (Östliche Lechtaler Alpen) teilweise verschüttete. (Foto: 27.02.2022) |
Vorsicht vor Gleitschneerissen / -mäulern. Bei zunehmender Durchfeuchtung erhöht sich die Wahrscheinlichkeit eines Abgangs. (Foto: 28.02.2022) |
Kurzer Wetterrückblick
Während der vergangenen Woche schneite es vom 25.02. auf den 26.02. meist bis 10cm, lokal bis zu 30cm. Aufgrund der kühlen Temperaturen war der Schnee eher locker und wurde von dem teilweise recht kräftigen Nord- bzw. Ostwind entsprechend verfrachtet. In Summe dominierte Hochruckeinfluss. Die Schneedecke kühlte während klarer Nächte gut aus. Aufgrund der kühlen Temperaturen und der sehr trockenen Luftmasse wurde die Schneedecke nirgends richtig durchnässt, sondern nur oberflächig feucht, dies in Sonnenhängen bis in mittlere Höhenlagen hinauf.
24h Schneehöhendifferenz vom 25.02. auf den 26.02. |
Wetterrückblick anhand der Wetterstation Seegrube. U.a. wurde die Schneeoberfläche im flachen Messfeld nie feucht. |
Was erwartet uns...
Laut ZAMG-Wetterdienststelle ist bis auf Weiteres kein nennenswerter Neuschneezuwachs zu erwarten. Vorerst bleibt es für die Jahreszeit zu kühl. Das Wochenende verspricht eines mit viel Sonnenschein zu werden.
Laut ZAMG-Wetterdienststelle ist bis auf Weiteres kein nennenswerter Neuschneezuwachs zu erwarten. Vorerst bleibt es für die Jahreszeit zu kühl. Das Wochenende verspricht eines mit viel Sonnenschein zu werden.
Somit können wir vorerst von einer weiterhin überwiegend günstigen Lawinensituation ausgehen.