Donnerstag, 24. Februar 2022

Schwachschichten im Altschnee bilden die Hauptgefahr

Stellenweise noch schwache Schichten im Altschnee

Mit Hilfe von Schneedeckenuntersuchungen, Stabilitätstests und Schneedeckenmodellen verfolgen wir  die Entwicklung des seit Anfang des Monats vorhandenen Altschneeproblems. Es zeigt sich, dass die Gefahrenstellen stetig abnehmen, unter ungünstigen Voraussetzungen jedoch weiterhin Auslösungen in kantigen Schichten speziell im Mittelteil der Schneedecke möglich sind. Sehr vereinzelt können Lawinen immer noch groß werden, meist sind diese inzwischen jedoch mittelgroß.


Schneedeckenuntersuchungen helfen, das Altschneeproblem noch besser zu erfassen. Bielerhöhe (Foto: 20.02.2022)
Schneedeckenuntersuchungen helfen, das Altschneeproblem noch besser zu erfassen. Bielerhöhe (Foto: 20.02.2022)



Solchen Gefahrenbereiche findet man am ehesten noch im Sektor W über N bis O zwischen etwa 2200m und 2600m. Zudem gehen wir in Südhängen speziell oberhalb von etwa 2600m von vereinzelten solcher Gefahrenstellen aus. Lawinen können v.a. an Übergängen von wenig zu viel Schnee ausgelöst werden. Meist bedarf es dazu inzwischen großer Zusatzbelastung. Im Englischen wird diese Situation treffend mit "low probability - high consequence" umschrieben.


Spontaner Lawinenabgang vom 22.02.. Zunehmende Auflast aufgrund umfangreicher Schneeverfrachtungen. Nördliche Zillertaler Alpen, NO, 2400m (Foto: 23.02.2022)
Spontaner Lawinenabgang vom 22.02.. Zunehmende Auflast aufgrund umfangreicher Schneeverfrachtungen. Hohe Warte, Nördliche Zillertaler Alpen, NO, 2400m (Foto: 23.02.2022)



Spontanes Schneebrett vom 22.02. aufgrund von Schneeverfrachtungen. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 24.02.2022)
Spontanes Schneebrett vom 22.02. aufgrund von Schneeverfrachtungen. Stiergschwetz. Nördliche Stubaier Alpen. 2400m, Nord (Foto: 24.02.2022)



Lawinenauslösung im Nahbereich des Taschachhauses am 20.02.2022 in der Weißkugelgruppe. NO, 2350m
Lawinenauslösung im Nahbereich des Taschachhauses am 20.02.2022 in der Weißkugelgruppe. NO, 2350m 



Ein durch einen Sprung ausgelöstes Schneebrett auf ca. 2600m Süd in den Ötztaler Alpen. Vermutlich reines Triebschneeproblem. Möglich: Kombiniertes Trieb- und Altschneeproblem. (Foto: 23.02.2022)
Ein durch einen Sprung ausgelöstes Schneebrett auf ca. 2600m Süd in den Ötztaler Alpen. Vermutlich reines Triebschneeproblem. Möglich: Kombiniertes Trieb- und Altschneeproblem. (Foto: 23.02.2022)

Heute am 24.02. wurden wir von der Leitstelle Tirol überdies von zwei Lawinenabgängen informiert, bei denen Personen verletzt wurden. Einer davon war im Nahbereich des Marchginggeles in Innervillgraten (ca. 2500m, Nord), ein weiterer in der Weißkugelgruppe (ca. 2600m, Süd). 


Ein von stürmischem Wind geprägte Schneedecke

Vergangene Woche zeichnete sich (wieder einmal) durch stürmischen Windeinfluss auf den Bergen aus. Am kräftigsten wehte dieser am 22.02.2022. Frische Triebschneepakete konnten v.a. in größeren Höhen im sehr steilen Gelände ausgelöst werden. Aufgrund des bereits recht intensiven Strahlungseinflusses sowie des Wärmeeintrags in die Schneedecke haben sich die meisten Triebschneepakete bereits recht gut mit der Altschneeoberfläche verbunden.


Eine der vergangene Woche neuschneereichsten Regionen: Das Arlberggebiet. Stürmischer Wind während des Schneefalls.
Eine der vergangene Woche neuschneereichsten Regionen: Das Arlberggebiet. Stürmischer Wind während des Schneefalls.


Sturmumtost: Venedigergruppe (Foto: 22.02.2022)
Sturmumtost: Venedigergruppe (Foto: 22.02.2022)


Zitat vom Fotografen: "Windkanal Tannheim" (Foto: 20.02.2022)
Zitat vom Fotografen: "Windkanal Tannheim" (Foto: 20.02.2022)


Bezeichnend für ganz Tirol. Umfangreiche Schneeverfrachtungen. Grießkogelgruppe (Foto: 21.02.2022)
Bezeichnend für ganz Tirol. Umfangreiche Schneeverfrachtungen. Grießkogelgruppe (Foto: 21.02.2022)


Ein häufiges Bild der Schneeoberfläche in Tirol: Stark vom Wind gezeichnet. Zudem für die Jahreszeit wenig Schnee. Deferegger Berge. (Foto: 24.02.2022)
Ein häufiges Bild der Schneeoberfläche in Tirol: Stark vom Wind gezeichnet. Zudem für die Jahreszeit wenig Schnee. Deferegger Berge. (Foto: 24.02.2022)


Trotz unregelmäßiger Schneeoberfläche findet man mitunter recht guten Schnee zum Skifahren. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 24.02.2022)
Trotz unregelmäßiger Schneeoberfläche findet man mitunter auch recht guten Schnee zum Skifahren. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 24.02.2022)


Unterdurchschnittliche Schneehöhe

In weiten Teilen Tirols sind die Schneehöhen für die Jahreszeit gering. Außergewöhnlich gering ist diese im südlichen Osttirol. 


Magenta: Schneehöhenverlauf des heurigen Winters. Kurzfristig erreichte die Gesamtschneehöhe das bisher gemessene Minimum (Messreihe seit 1961!)
Magenta: Schneehöhenverlauf des heurigen Winters. Kurzfristig erreichte die Gesamtschneehöhe das bisher gemessene Minimum (Messreihe seit 1961!)


Blick vom südlichen Osttirol in Richtung Norden (Foto: 22.02.2022)
Blick vom südlichen Osttirol in Richtung Norden (Foto: 22.02.2022)


In Sonnenhängen liegt gebietsweise besonders wenig Schnee. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 24.02.2022)
In Sonnenhängen liegt gebietsweise besonders wenig Schnee. Nördliche Stubaier Alpen (Foto: 24.02.2022)


Etwas Nachschub gabs zwischen dem 21.02. und 23.02.2022
Etwas Nachschub gabs zwischen dem 21.02. und 23.02.2022


Ausblick

An der Lawinensituation ändert sich vorerst wenig. Das Wetter wird seitens der ZAMG-Wetterdienststelle folgendermaßen charakterisiert: "Nach Durchzug einer Kaltfront in der zweiten Nachthälfte (vom 24.02. auf den 25.02.) kühlt es deutlich ab, morgen (25.02.) strömt tagsüber von Norden her dann vorübergehend trockenere Luft nach. Am Samstag (26.02.) leichter Störungseinfluss, ab Sonntag (27.02.) Hochdruckeinfluss. Bis übers Wochenende hinaus entspricht die Temperatur dann in etwa dem langjährigen Mittel.