Freitag, 4. Februar 2022

Weitere Lawinenabgänge in Tirol - Tödliches Lawinenunglück im Bereich der Fließer Stieralpe / Samnaungruppe mit 5 Todesopfern

Auch am heutigen 04.02.2022 wurden uns von der Leitstelle Tirol zahlreiche Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung gemeldet. Bei einem Lawinenabgang in der Samnaungruppe im Nahbereich der Fließer Stieralpe wurden 5 Personen getötet. Bei weiteren Lawinenabgängen bei der Steinalm bei Aurach in Kitzbühel sowie im Rettenbachtal in Sölden wurden Personen zum Teil schwer verletzt.

Lawinenunfall Fließer Stieralpe 

Der Lawinenunfall ereignete sich bei der Abfahrt einer Gruppe von Skifahrern, die von der Silvretta Skiarena kommend nach Spiss gelangen wollten. Es handelte sich um eine große Schneebrettlawine. Das der Lawine zugrunde liegende Lawinenproblem war ein kombiniertes Neu- und Altschneeproblem. Nähere Details zum Unfall werden wir morgen gemeinsam mit der Alpinpolizei erheben und diese möglichst zeitnah in einem weiteren Blogeintrag publizieren.


Überblicksfoto der Unglückslawine Fließer Berg. Magenta: Unglückslawine. Blau: Weitere Schneebrettlawine (Foto: 04.02.2022 (c) Alpinpolizei)
Überblicksfoto der Unglückslawine Fließer Berg. Magenta: Unglückslawine. Blau: Weitere Schneebrettlawine (Foto: 04.02.2022 (c) Alpinpolizei)

 
Grober Bereich der Unglückslawine östlich des Fließer Bergs (c) tiris

Vorsicht: Gebietsweise kombiniertes Neu- und Altschneeproblem

Eine grobe Analyse der bisherigen Lawinenereignisse ergab folgendes Bild: Während der kürzlichen Schneefall- und Sturmperiode waren häufig Schwachschichten im Bereich der ehemaligen Altschneeoberfläche sowie innerhalb des Neuschneepakets entscheidend für Lawinenabgänge. Nicht selten handelte es sich bei letzteren um massivere Graupeleinlagerungen. Inzwischen verlagert sich das Problem mehr und mehr in Richtung der Schwachschichten im Bereich der vorigen Altschneeoberfläche. Wie in dem am 27.01.2022 publizierten Blogeintrag erwähnt, hatten wir es da immer wieder mit Krusten und darunter befindlichen kantigen Kristallen zu tun. Diese Schwachschichten sind zum Teil recht zusammenhängend und führen entsprechend zu großflächigen Schneebrettlawinen (Altschneeproblem). Gehäuft trifft man darauf im schattigen Gelände von Waldlichtungen und vom Waldgrenzbereich bis teilweise 2700m aufwärts. Vom Nahbereich der Unfallregion (Westlicher Hauptkamm) wissen wir zudem von Schneedeckenuntersuchungen, dass die Altschneedecke häufig vollkommen aufbauend umgewandelt und somit recht locker war.