Mittwoch, 2. März 2016

Ein Mix aus allem: Pulverschnee neben störanfälligem Triebschnee, zunehmender Strahlungseinfluss und neuerliche Niederschläge.

In Summe dominierten während der vergangenen Tage meist recht gute Verhältnisse. Ungünstiger war es einzig im südlichen Osttirol, wo am Wochenende (28.02. bis 01.03.) die prognostizierten Neuschneesummen von ca. 50cm zusammenkamen. Nach Wetterbesserung beobachtete man dort in sehr steilen Schattenhängen vereinzelt spontane Lawinenabgänge, welche in der Nacht vom 29.02. auf den 01.03. abgegangen sind.

Die am Wochenende vorherrschende Südströmung wurde von einer W- und NW-Strömung abgelöst. Die Folge waren Neuschneefälle im gesamten Land.


Bei sinkenden Temperaturen und meist schwachem, stellenweise jedoch wieder kräftigerem Windeinfluss fand man in Tirol eine Situation vor, die mit Hilfe von Gefahrenstufen nicht immer ganz einfach zu beschreiben war. Klar, dort, wo der lockere Pulverschnee von Wind verfrachtet wurde, musste man von sprödem, störanfälligem Triebschnee ausgehen. Dort, wo kein Wind im Spiel war – was in Summe häufiger zu beobachten war – herrschten hingegen meist günstige Bedingungen, während der man kurzfristig auch „Champagner-Pulver“ genießen konnte.

Windkarten geben nicht nur einen guten Überblick über vorherrschende Hauptwindrichtungen, sondern auch über deren Stärke. Anfang März wehte der Wind meist schwach, stellenweise jedoch deutlich über Verfrachtungsstärke. Frischer Triebschnee war deshalb nicht überall ein Thema und in Summe sehr unterschiedlich verteilt.

Traumhafter Pulverschnee im Ötztal (Foto: 01.03.2016)

Kammnaher Triebschnee in den Westlichen Nordalpen (Foto: 02.03.2016)

Inzwischen merkt man schon massiv das fortschreitende Frühjahr insbesondere in Hinblick auf den zunehmenden Strahlungseinfluss, der heute am 02.03. bis zumindest 2400m hinauf deutlich zu spüren war. 

(Diffuser) Strahlungseinfluss am 02.03.2016. Blick vom Seefelder Joch in Richtung Stubaier Alpen.

Positiv daran ist, dass sich die kürzlich gebildeten Triebschneepakete, die auf lockerem Pulverschnee lagerten, rasch verbinden. Negativ daran ist, dass die Schneequalität durch zunehmende, oberflächige Durchfeuchtung abnimmt.

Unsere Schneedeckenuntersuchung vom 02.03. kurz vor Mittag in den Westlichen Nordalpen auf ca. 2000m zeigte, dass kammnaher Triebschnee, der sich gestern gebildet hat, bereits recht gut mit dem darunter lagernden Pulverschnee verbunden war. Wir konnten keine durchgängigen Brüche mehr erzeugen, welche für Schneebrettauslösungen notwendig wären. In größeren Höhen wirkte der Strahlungs- und Temperatureinfluss vergleichsweise weniger. Triebschnee ist dort somit (kurzfristig noch) etwas störanfälliger.

Das zu oberem Foto stammende Profil: Oberflächennaher Triebschnee lagert auf weicherem Neuschnee. Unvollständiger Bruch. Die zwei Schmelzkrusten bildeten sich durch Regeneinfluss vom 31.01. auf den 01.02. sowie vom 20.02. auf den 21.02. Am Profilstandort auf 2000m fand man eine stabile Altschneedecke.

Der Temperaturanstieg und Strahlungseinfluss am 02.03. förderte die abbauende Umwandlung des Neuschnees und somit den Abgang von feuchten Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände.

Das Wetter bleibt vorerst wechselhaft. In der kommenden Nacht vom 02.03. auf den 03.03. soll laut ZAMG-Wetterdienststelle eine Kaltfront meist zwischen 20 und 30cm, entlang des Alpenhauptkammes um 40cm Neuschnee bringen. Dieser Neuschnee wird sich unterhalb etwa 2400m recht gut mit der derzeitigen Schneeoberfläche verbinden. Darüber ist die Verbindung entsprechend schlechter.

Die vorhergesagte Kaltfront kündigt sich mit (vermutlich kurzfristig) zunehmendem Wind an. Die Temperatur geht zurück, es trübt ein.

Die Hauptkonzentration für die kommenden Tage liegt somit weiterhin auf frischem Triebschnee und strahlungsbedingten Lockerschneelawinen.

Inneralpin sollte man allerdings v.a. in sehr steilem, schattigem Gelände oberhalb etwa 2300m nicht auf das vorhandene Altschneeproblem vergessen. Zwar werden Lawinenauslösungen durch Wintersportler aufgrund der zunehmend mächtigeren Schneeauflage sowie der zunehmenden Verbindung der bodennahen Schwachschichten unwahrscheinlicher. Allerdings können dort ausgelöste Lawinen – was am ehesten an schneearmen Stellen möglich ist - mittlere Größe erreichen und somit gefährlich groß für Wintersportler werden.