Das lang anhaltende, kalte Schönwetter ist zu Ende. Seit gestern, dem 30.01. hat es in Tirol (mit Unterbrechung) bis maximal 2000m hinauf zu regnen begonnen. Der Regen fällt auf eine für die Jahreszeit häufig unterdurchschnittlich mächtige Schneedecke.
Schneehöhe unserer Beobachterstation Kühtai in den Nördlichen Stubaier Alpen. Die dicke, farbige Linie zeigt die aktuelle Schneehöhe, die dünne, farbige Linie den bisherigen Mittelwert. Die grauen Umrandungen geben die seit 1990 gemessenen Minima und Maxima an.
Bei Skitouren heißt es häufig auch noch auf Steine, mitunter auch noch auf Eisgallen aufzupassen. Am Weg zu Rostizkogel in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 28.01.2017).
Regen hat häufig negative Auswirkungen: einerseits nimmt die Belastung auf die Schneedecke zu, andererseits verliert diese an Festigkeit. Da die Schneedecke in den vom Regen beeinflussten Gebieten keine Schwachschichten aufweist, tritt der Festigkeitsverlust in den Vordergrund. Konkret: Dort, wo etwas mehr Schnee liegt und es intensiver regnen wird – das trifft v.a. für den (Nord-)Westen Tirols zu – können aus extrem steilem Gelände kleine Nassschneerutsche abgehen. Ebenso nimmt durch den Regen die Wahrscheinlichkeit von Gleitschneelawinen bzw. –rutschen zu. Letzteres ist auf steilen Wiesenhängen zu beachten.
Durchnässung der Schneedecke führt zu einem Festigkeitsverlust. Am Foto erfolgte dies allerdings nicht durch Regen, sondern durch Wärme- und Strahlungseinfluss – Außerfern (Foto: 27.01.)
Der Regen und die während der kommenden Tage steigenden Temperaturen haben allerdings auch einen positiven Einfluss. Der in den Kaltluftseen großflächig gebildete Oberflächenreif wird zerstört. Schade um die schönen Winterbilder, aber gut, dass dieser nicht eingeschneit wurde: Denn: Eingeschneiter Oberflächenreif hätte eine sehr gefährliche Schwachschicht gebildet.
Handtellergroße Oberflächenreifkristalle halten dem Regen und dem bevorstehenden, warmen Wetter nicht stand. Wilder Kaiser (Foto: 28.01.2017)
Betrachten wir die Situation oberhalb der Regengrenze: Dort entwickelt sich durch Schneefall und Wind ein sehr ernst zu nehmendes Triebschneeproblem, das länger andauern kann und somit zu einem weiteren Altschneeproblem wird. Dies gilt für windberuhigte Bereiche, dort wo etwas mehr Schnee dazukommt. Die Erklärung: Durch die lange, kalte Wetterperiode hat sich an der Schneeoberfläche lockerer, aufbauend umgewandelter Schnee gebildet. Frischer Triebschnee verbindet sich damit nur sehr schlecht. Die Folge sind (aufgrund der zu erwartenden Schneemenge) eher kleine Schneebrettlawinen, die allerdings sehr leicht von Wintersportlern ausgelöst werden können. Dort, wo es etwas mehr schneit und weht, sind auch spontane Schneebretter zu erwarten. Dies wird wiederum v.a. für den Westen Nordtirols der Fall sein.
Im schattigen Gelände besteht die Schneeoberfläche aus lockeren Kristallen. Wenn sich darauf frischer Triebschnee ablagert, wird es gefährlich. Am Bild erkennt man Schneebrettlawinen, die von einer abfahrenden Person im Navistal in den Tuxer Alpen im Bereich einer bodennahen Schwachschicht ausgelöst wurden. (Foto: 28.01.2017)
Interessant erscheint auch noch ein Blick auf die vorläufige Monatsbilanz der ZAMG: Laut ZAMG war der Jänner 2017 ungewöhnlich kalt, vielfach sonnig und in vielen Regionen trocken. Außergewöhnlich trocken war es u.a. im südlichen Osttirol. Im Verhältnis begünstigt war der Nordwesten und Osten Nordtirols.
Monatsgrafik der Station Puitegg in den Westlichen Nordalpen: Der Jänner 2017 war sehr kalt und meist schön. In den Westlichen Nordalpen hat es im Verhältnis recht viel geschneit.