Seit Ende letzter Woche (30.01.) dominiert wechselhaftes Wetter mit Regen, Schnee, starkem Wind, kurzen Auflockerungen und relativ warmen Temperaturen.
Die Hauptniederschlagsgebiete zwischen dem 30.01. abends und 01.02. waren der Westen und Osten Nordtirols (Im Osten zeigen die Stationen weniger Schnee an, weil diese mehr durch Regen beeinflusst waren).
An der Wetterstation Rosskar in den Südlichen Ötztaler Alpen erkennt man das Ende des Hochdruckeinflusses am 30.01. samt dem nachfolgenden wechselhaften Wetter und zunehmendem Windeinfluss
Dort, wo es mehr schneite, konnte man durch den Föhneinfluss beeindruckende Schneefahnen beobachten.
Schneefahnen – Blick von Fiss in Richtung Süden (Foto: 03.02.2017)
Dominant: Kräftiger Wind auf den Bergen
Die Zusatzbelastung dieses Triebschnees führte – teilweise gepaart mit dem Temperaturanstieg – speziell in den neuschneereicheren Gebieten auch zu spontanen Lawinenabgängen. Meist lösten sich die Lawinen schattseitig von etwa 2000m aufwärts, in Ost- und Westhängen oberhalb etwa 2300m, vermehrt jedoch oberhalb etwa 2500m. Die Lawinen erreichten im schneereicheren Westen zum Teil auch mittlere Größe.
Durch den Föhneinfluss vom 02.02. spontan abgegangene Schneebrettlawinen mit geringer Anrissmächtigkeit nördlich des Skigebietes Fendels in der Region der Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 03.02.2017)
Teilweise hatten Wintersportler auch großes Glück, dass nichts passierte:
Unterhalb des Festkogels in den Südlichen Ötztaler Alpen löste ein Variantenfahrer im sehr steilen N-seitigen Gelände auf einer Seehöhe von etwa 2800m eine Schneebrettlawine aus. Die betroffene Person wurde gegen eine Lawinenverbauung gedrückt, blieb jedoch unverletzt. Die weiter oben dargestellten Wetterstationsdaten wurden im unmittelbaren Nahbereich gemessen. (Foto: 02.02.2017)
Ein Wintersportler löste in der Nähe der Bergstation der Karlesjochbahn am Kaunertaler Gletscher ein Schneebrett aus. Er wurde nicht verschüttet. Die Lawine löste sich in einem NO-Hang auf etwa 3000m im kammnahen Gelände (Foto: 02.02.2017)
Die Hauptgefahr geht auch am kommenden Wochenende von diesen Triebschneeansammlungen aus. Besonders gefährlich ist es derzeit in Schattenhängen oberhalb etwa 2200m. Darunter führten die warmen Temperaturen inzwischen zu einer fortschreitenden Anfeuchtung der Schneedecke, was die Störanfälligkeit verringerte. Als primäre Schwachschicht kommt die lockere, aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche in Frage, die sich in Nordhängen während des kalten Schönwetters ausgebildet hat. Zusätzlich findet man noch weitere kantige (meist bodennahe) Schwachschichten. Dies trifft v.a. oberhalb etwa 2300m aufwärts im Sektor W über N bis O zu. Im Sektor Süd findet man eine derzeit ev. bedeutsame Schwachschicht in einem eng begrenzten Höhenband um etwa 2500m im Mittelteil der Schneedecke.
Ein Stabilitätstest nördlich des Hafelekars in den Westlichen Nordalpen auf knapp 2300m zeigt eine sehr schlechte Verbindung zwischen Triebschnee und der während des langen Schönwetters gebildeten, lockeren, kantigen Schicht (die sich in diesem Fall unterhalb eines dünnen Winddeckels befindet). Bodennahe Schwachschichten vom Frühwinter waren an diesem Standort hingegen recht gut verbunden.
Deutlich gebessert hat sich inzwischen die Nassschneesituation, die während des Regens Anfang der Woche am ungünstigsten war.
Eine Nassschneelawine hinter einem Auffangnetz in Reute (Foto: 02.02.2017)
Gleitschneerutsch in den Zillertaler Alpen (Foto: 01.02.2017)
Lockerschneelawinen im Urgtal (Foto: 02.02.2017)
Die Schneequalität hat seit 31.01. deutlich gelitten: Die Schneedecke ist in tiefen Lagen feucht, in mittleren Lagen gibt es häufig Bruchharsch, in hohen Lagen ist die Schneedecke massiv vom Wind geprägt.
Meist hält sich der Abfahrtsspaß in Grenzen, wie hier bei der Abfahrt von der Wankspitze in den Westlichen Nordalpen (Foto: 03.02.2017)
Es geht föhnig mit etwas Niederschlag und viel Wind weiter. An der für den Wintersportler zum Teil ungünstigen Situation ändert sich somit vorerst nichts.
Wer am Wochenende außerhalb des gesicherten Geländes unterwegs ist, der sollte spätestens oberhalb etwa 2200m besonders vorsichtig unterwegs sein und generell über gutes lawinenkundliches Wissen verfügen. Kürzlich gebildete Triebschneeansammlungen sollten dabei konsequent gemieden werden. Dies gilt in ganz besonderer Weise für steile (kammnahe) Schattenhänge!