Freitag, 24. Februar 2017

Triebschnee in größeren Höhen bildet die Hauptgefahr – Altschneeproblem vermehrt in Schattenhängen, möglicherweise auch in Sonnenhängen um 2700m

Unmittelbar nach dem letzten Blogeintrag (21.2.2017) regnete bzw. schneite es im Nordalpenbereich für einige Stunden teils noch recht kräftig, sodass oberhalb von etwa 2000 m nennenswerte Neuschneemengen in Form von oft recht feuchtem Schnee zusammenkamen:

Neuschnee nur in höheren Lagen, unterhalb von 2000 m teilweise und unterhalb von 1500 m durchwegs Regen.

Dazu weht seit Dienstag (21.02.) vor allem in großen Höhen, oft aber auch in mittleren Lagen und in den Tälern starker bis stürmischer Wind aus Nordwest bis Südwest. Von Donnerstag auf Freitag kam auch Südföhn dazu. Die Schneedecke wurde daher in großen Höhen oft hart und unregelmäßig. Unterhalb von rund 2300 m und sonnseitig teilweise bis 3000 m sorgten Regen bzw. Wärme für Durchfeuchtung und Bildung von Bruchharsch.

Exemplarischer Stationsverlauf: wenig Schnee, hohe Temperaturen und viel Wind.

Für starken Wind und stabile Luftschichtung typische Wolkenform, die das Herz von Fotografen und Meteorologen höher schlagen lässt: der Föhnfisch, genannt Altocumulus lenticularis.

Starke Setzung durch Regeneinfluss im Bereich der Waldgrenze (Foto vom 22.02.)

Starker Wind sowohl im Gleirschtal (Nördliche Stubaier Alpen, Foto vom 22.02.)…

… als auch im Jamtal (Foto vom 22.02.)

Der teils stürmische Wind aus westlichen Richtungen sorgte für starke Verfrachtungen und bildete mächtige Triebschneepakete, diese konnten sich aber aufgrund der hohen Temperaturen unterhalb von 2500 m rasch mit der Schneedecke verbinden und waren nur für kurze Zeit und nur durch große Zusatzbelastungen zu stören. Problematischer ist die Situation in größeren Höhen.
Zu meist kleinen Lockerschneelawinen bzw. Schneebrettlawinen sorgte auch die Durchfeuchtung der Schneedecke.

Der Spaßfaktor hält sich bei mangelhafter Schneequalität oft in Grenzen.

Kleine nasse Lockerschneelawine (Tuxer Alpen, Foto vom 22.02.)

Nichts geändert hat sich allerdings am Altschneeproblem aus dem Frühwinter, das vornehmlich in schattigen Steilhängen oberhalb von rund 2400 m vorhanden ist.
Zudem konnte in sonnigen Steilhängen mancherorts die Bildung einer Schwachschicht aufgrund von gm4 – kalt auf warm. Hier wird der kalte Neuschnee vom vergangenen Freitag auf der durch sonniges, mildes Wetter erwärmten und durchfeuchteten Altschneeoberfläche zum Problem.

Oberflächennahe Triebschneepakete können zwar gestört werden, neigen aber nicht zur Bruchfortpflanzung. In diesem Profil als heikel zu beurteilen ist die kantige Schicht auf der alten Schmelzharschkruste, gebildet im Neuschnee vom 17.02. .

Auch in tieferen Lagen finden sich noch potentielle Schwachschichten, die aber allesamt nicht mehr zur Bruchfortpflanzung neigen und damit nicht als kritisch zu beurteilen sind. Allerdings sollte man bedenken, dass eine Auslösung in etwas größerer Höhe und bei geringerer Überdeckung der Schwachschicht durchaus möglich ist.


Die Kaltfront heute Freitag sorgt meist nur für wenig Niederschlag, sodass sich an der oft schlechten Schneequalität nur wenig ändern wird. Am Arlberg und im Außerfern sind 20 bis 30 cm zu erwarten und am Zillertaler Hauptkamm sowie in den Osttiroler Dolomiten sind 10 bis 20 cm möglich. Sonst bleibt es oft bei Neuschneehöhen zwischen 5 und 10 cm.
In inneralpinen Regionen, die im Laufe der Woche wenig Niederschlag bekamen, werden am Wochenende in sonnigen Hängen erneut Firnverhältnisse zu finden sein.
Zu beachten gilt es erneut frische, aufgrund der vorübergehenden Kälte auch spröde Triebschneepakete, sowie die mögliche Bildung einer Schwachschicht im Grenzbereich zwischen der warmen Altschneedecke und dem aktuell fallenden, kalten Neuschnee. Die Temperaturen auf 2500 m gehen von +1 Grad am Donnerstag Nachmittag auf -12 Grad am Freitagabend zurück.