Hohe Mut (Südliche Ötztaler Alpen):
Ein Bergführer wollte mit drei Gästen von der Hohen Mut ins Rotmoostal abfahren. Nach einer ersten Hangquerung und einem ersten Standplatz fuhr der Bergführer in den oberen Hangbereich bis zu einem zweiten Standplatz ab. Die ihm folgende Person löste dann das Schneebrett aus, wurde mitgerissen, knapp 2m tief verschüttet und dabei lebensgefährlich verletzt. (Anmerkung vom 18.02.: Die Person verstarb inzwischen. Todesursache war Ersticken). Die Verschüttungstiefe wurde durch den Stau der Schneemassen im Bereich einer kleinen Seitenmoräne negativ beeinflusst.
Lawinenabgang Hohe Mut in den Südlichen Ötztaler Alpen am 12.02.2017. Der grüne Punkt zeigt den Einfahrtsbereich, der blaue Pfeil die Verschüttungsstelle.
Lawinenabgang Hohe Mut: Der rote Pfeil zeigt die Einfahrtsspur, der violette Kreis die Verschüttungsstelle. Im Hintergrund erkennt man eine durch den vorangegangen Föhneinfluss abgegangene, spontane Schneebrettlawine. (Foto: 13.02.2016)
Die Einfahrtsspuren am Lawinenanriss (Foto: 13.02.2017)
Die Lawine wurde an einer schneearmen Stelle im etwa 40 Grad geneigtem, westexponierten Gelände in einer Höhe von 2540m ausgelöst. Eine der Spuren stammt vom Bergführer, der am rechten Bildrand bei einem sicheren Standplatz seinen ersten Gast nachkommen ließ. Dieser löste dann die Lawine aus, von der dieser mitgerissen wurde. (Foto: 13.02.2017)
Blick von der Verschüttungsstelle zum Lawinenanriss. Der Verschüttete war knapp 2m tief begraben. (Foto: 13.02.2017)
Die für den Lawinenabgang relevante Schwachschicht bildete Schwimmschnee, der im Jänner unter einer dünnen Schmelzkruste entstanden ist. Die Schmelzkruste stammt übrigens von einer kurzen Wärmeperiode um den 10.01.. (Anmerkung vom 17.02.: Unsere Recherchen haben ergeben, dass die Kruste eher vom Regeneinfluss um den 25.12. entstanden sein muss.). Die darüber befindlichen kantigen Kristalle bildeten sich durch das Gefahrenmuster „kalt auf warm" und sind teilweise auch im südseitigen Gelände in ähnlichem Höhenbereich zu finden. Der Bergführer schaute sich bei der Einfahrt in den Hang die oberflächennahen Schichten an, entdeckte dadurch jedoch nicht das weiter unten liegende Problem.
Seebleskar (Außerfern):
Drei unabhängig voneinander aufsteigende Gruppen, zwei 2-er Gruppen und eine 3-er Gruppe befanden sich im oberen Bereich des schattseitig ausgerichteten, extrem steilen Seebleskars im Gemeindegebiet von Häselgehr im Außerfern in einem Höhenbereich um 2450m. Während eine der 2-Gruppen bereits den Sattel erreicht hat, löste die letzte, noch im Aufstieg befindliche Person bei einer Spitzkehre eine große Lawine aus. Die Person konnte sofort ihren Airbag ziehen und wurde dann mehrere 100 Meter über teils felsdurchsetztes Gelände mitgerissen und bis zum Kopf verschüttet. Es grenzt an ein Wunder, dass die Person dabei nur einen kleinen Kratzer davontrug.
Lawinenabgang Seebleskar: Die violette Umrandung zeigt den Unfallbereich.
Lawine Seebleskar im Überblick: Der rote Pfeil zeigt den Bereich der Lawinenauslösung, der rote Kreis die Verschüttungsstelle (Foto: 14.02.2017)
Das Foto wurde in etwa von jenem Bereich aufgenommen, wo die Lawine ausgelöst wurde. Der rote Kreis zeigt die Verschüttungsstelle (Foto: 14.02.2017)
Die ungefähre Stelle, an der die Lawine ausgelöst wurde. Es handelt sich um nordexponiertes Gelände in einer Seehöhe von 2450m (Foto: 14.02.2017)
Eindrucksvoll ist auch die seitliche Ausdehnung der Schneebrettlawine (Foto: 14.02.2017)
Unterhalb einer Regenkruste vom 25.12. bildete sich während des kalten Jänners eine ausgeprägte Schwachschicht aus kantigen Kristallen und Schwimmschnee. Die durchgeführten Stabilitätstests zeigten meist eine noch gute Bruchfortpflanzung bei eher größerer Belastung.
Nicht uninteressant ist das ca. 200m darunter aufgenommene Profil in derselben Hangausrichtung. Die Schwachschicht fehlt dort.