Während der vergangenen Woche dominierte wechselhaftes Wetter. Endlich bekam auch das südliche Osttirol Schnee. Im Detail: Am vergangenen Wochenende (04.02 und 05.02.) wehte im Gebirge teils stürmischer Südföhn mit ersten Schneefällen im Süden. Ab Sonntagabend bis in die Nacht auf Dienstag, den 07.02., dominerte ein Mittelmeertief Tirol und brachte verbreitet Schneefall, meist bis in Tallagen. Am meisten schneite es dabei in Osttirol mit 30-50 cm sowie in den Tuxer und Zillertaler Alpen mit bis zu 30 cm, während es im übrigen Tirol häufig zwischen 10 und 20 cm waren. Der Dienstag verlief unter Zwischenhocheinfluss oft sonnig, bevor am Mittwoch eine schwache Front zu vielen Wolken und im Westen Tirols teils auch zu leichtem Schneefall führte. Wichtig zu erwähnen ist auch der am 06.02. und 07.02. im Süden lebhafte, föhnige Nordwind.
Wetterverlauf wie oben beschrieben: Wechselhaftes Wetter, anfangs Süd-, später Nordwind. Neuschnee ab 03.02.
Endlich Schnee im südlichen Osttirol: Hier am Beispiel der Dolomitenhütte. Die dicke Linie zeigt die aktuelle Schneehöhe, die dünne Linie das für die Jahreszeit übliche Mittel, die grauen Umrandungen jeweils die seit 1995 gemessenen Minima und Maxima.
Dort, wo es mehr schneite und zusätzlich der Wind im Spiel war, entwickelte sich eine zum Teil recht heikle Lawinensituation. (Gefahrenmuster: Schnee nach langer Kälteperiode).
Spontane Lawinenaktivität im Defereggental. Die geringe Anrissmächtigkeit und das nicht allzu steile Gelände deuten auf eine ausgeprägte Schwachschicht hin. Diese besteht häufig aus lockeren, kantigen Kristallen samt Schwimmschnee. (Foto: 07.02.2017)
Im Skigebiet Brunnalm lösten Variantenfahrer einige Schneebrettlawinen aus, wie auch jene auf diesem Bild. (Foto: 07.02.2017)
Eine Fernauslösung im Gipfelhang des Hohen Bösrings deutet auf einen ungünstigen Schneedeckenaufbau hin. Betroffen davon ist im südlichen Osttirol schattiges Gelände (Foto: 08.02.2017)
Unterhalb des Furglerjochs in der Region Silvretta-Samnaun lösten Skitourengeher dieses Schneebrett durch Fernauslösung aus. (Foto: 04.02.2017)
Die Lawinenabgänge lassen sich alle durch die während der langen Kälteperiode im Jänner entstandene, lockere Altschneeoberfläche erklären, die mancherorts von windbeeinflusstem Neuschnee überlagert ist. Es handelt sich dabei um eine zum Teil sehr störanfällige Schwachschicht. Diese findet man vermehrt in Schattenhängen oberhalb etwa 2000m, insbesondere dort, wo vor den Schneefällen wenig Wind im Spiel war. Dennoch: Auch in größeren Höhen haben sich unterhalb von Windkrusten während der langen Kältephase mitunter lockere, kantige Kristalle gebildet.
Zu beachten sind zudem auch noch die bodennahen Schwachschichten vom Frühwinter, dies insbesondere oberhalb etwa 2400m v.a. im Sektor W über N bis O. Es handelt sich dabei um ein heimtückisches, schwierig einzuschätzendes Altschneeproblem. Die letzten Schneefälle führten u.a. in den Südlichen Ötztaler Alpen zu spontanen, großflächigen Schneebrettlawinen aufgrund dieser Schwachschicht. Man erkennt daraus auch, dass es im Verhältnis nicht allzu viel Schneeauflast braucht, um die bodennahen Schwachschichten zu stören. Am kritischsten erscheinen diesbezüglich die Regionen entlang des Alpenhauptkammes östlich der Silvretta sowie die Tuxer Alpen und Nördlichen Stubaier Alpen zu sein.
Große, spontane Schneebrettlawine unterhalb des Granatenkogels in den Südlichen Ötztaler Alpen. Am linken Bildrand erkennt man noch den Anriss der Unfalllawine vom 26.11.2016 (Foto: 07.02.2017)
Spontane Schneebrettlawine auf ca. 3100m in einem sehr steilen O-Hang unterhalb des Schalfkogels in den Südlichen Ötztaler Alpen (Foto: 07.02.2017)
Die zwei Altschneeprobleme anhand eines Schneeprofils in den Nördlichen Stubaier Alpen. Der rote Pfeil zeigt auf eine an diesem Standort auf ca. 2200m Nord bereits recht gut verfestigte, ehemalige Schwachschicht. Diese würde sich hier nur mehr durch sehr große Belastung stören lassen. Der violette, darüber befindliche Pfeil zeigt hingegen eine neue, während der langen Kälteperiode im Jänner entstandene Schwachschicht (unterhalb einer dünnen Regenkruste von Ende Jänner). Bei entsprechender Auflage durch gebundenen Schnee lassen sich hier Schneebrettlawinen auslösen. (Foto: 05.02.2017)
Abseits der windbeeinflussten, neuschneereicheren Gebiete gibt es jedoch in Summe relativ gute Bedingungen, dies insbesondere unterhalb etwa 2400m sowie allgemein weiter im Norden des Landes.
Am Aufstieg zum Bergerkogel im nördlichen Osttirol (Foto: 08.02.2017)
Abfahrt vom Naviser Kreuzjöchl in den Tuxer Alpen in nicht zu steilem Gelände (Foto: 07.02.2017)
Eine Person, die offensichtlich auf Nummer sicher gehen wollte: Gezogener Airbag im Aufstieg zum Rietzer Grießkogel in den Nördlichen Stubaier Alpen. (Foto: 04.02.2017)