Eine starke West-, Nordwestströmung führt derzeit in abwechselnder Reihenfolge Kalt- und Warmfronten an die Alpen heran. Bis Samstagmorgen, 16.03. erwarten uns laut ZAMG- Wetterdienststelle zum Teil ergiebige Niederschläge. Auf den Bergen ist mit Neuschneezuwächsen von 50cm bis 100cm zu rechnen. Der Wind bläst stark bis stürmisch, morgen Freitag, 15.03. teils sogar orkanartig.
Bis Samstagmorgen, 16.03. sind an Grenze zu Vorarlberg 60cm bis 100cm, im restlichen Nordtirol sowie den Hohen Tauern verbreitet 30cm bis 50cm Neuschnee zu erwarten. |
Teils orkanartiger Sturm wird zu umfangreichen Verfrachtungen des Neuschnees führen. |
Bereits stark winterliche Straßenverhältnisse auf der Arlberg Schnellstraße nach Eintreffen der Störung am Donnerstagnachmittag (Foto: 14.03.2019). |
Die großen Neuschneemengen in Kombination mit dem starken Wind lassen die Lawinengefahr ansteigen. Diese erreicht in den Hauptniederschlagsgebieten im Westen Nordtirols die Stufe 4, groß. Ansonsten ist oberhalb von 1800m mit verbreitet erheblicher Lawinengefahr zu rechnen, wobei wir uns hier tendenziell eher im oberen Bereich der Skala befinden.
Mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen finden wir derzeit - mit Ausnahme des südlichen Osttirols - v.a. im oberen Teil der Schneedecke:
- Das wechselhafte und mitunter warme Wetter samt Sonneneinstrahlung der letzten Wochen führte zur Bildung von zahlreichen Schmelzkrusten, unter welchen sich zum Teil kantige Kristalle ausbilden konnten. Schneedeckenuntersuchungen zeigten dort zwar keine ausgeprägte Tendenz zur Bruchfortpflanzung, dennoch können Brüche in den besonders niederschlagsreichen Gebieten hier nicht ausgeschlossen werden. Wir gehen derzeit am ehesten von einem Höhenband zwischen etwa 2400m bis 2800m im Sektor Nordost bis Ost aus.
- Der in der Nacht auf heute Donnerstag, 14.03. gefallene, kalte, lockere Neuschnee kann vor allem oberhalb etwa 2200m in windberuhigten Hängen im Windschatten eine mögliche Schwachschicht darstellen.
- Zudem ist auch der aktuelle Neuschnee als Schwachschicht für Schneebrettlawinen denkbar, sofern sich dieser in windberuhigteren Phasen locker ablagert und anschließend von Triebschnee überdeckt wird.
Während des wechselhaften Wetters der vergangenen Wochen konnten sich zahlreiche Schmelzkrusten ausbilden, unter welchen man stellenweise lockere, kantige Kristalle findet (Foto: 13.03.2019). |
Während der Nacht auf Donnerstag, 14.03. schneite es bei kalten Temperaturen verbreitet einige Zentimeter. Dieser Neuschnee stellt eine potenzielle Schwachschicht für Schneebrettlawinen dar. |
Neu- und Triebschnee liegen also gebietsweise auf einer schwachen Altschneeoberfläche und können an allen Expositionen vermehrt oberhalb etwa 2200m ausgelöst werden. Die Triebschneepakete sind dabei durchaus mächtig.
Während der intensiven Niederschlagsphasen erwarten wir auch spontane Lawinenabgänge. Aufgrund der beachtlichen Neuschneemengen können die Lawinen auch groß werden. Die Erwärmung mit Durchzug der Warmfront am Freitag, 15.03. führt zudem zu einer besseren Bindung oberflächennaher Schichten. Dadurch können Brüche leichter fortgepflanzt werden. Zudem steigt zu diesem Zeitpunkt die Lawinenaktivität.
Ein Anstieg der Schneefallgrenze bedeutet auch vermehrt Regen unterhalb von 2000m. Dort wo dieser intensiver ist, steigt die Auslösewahrscheinlichkeit von nassen Lockerschneelawinen aus extrem steilen Hängen. Zudem ist aufgrund des Regeneintrags, aber auch durch die höhere Auflast des Neuschneepakets mit einer Zunahme der Gleitschneeaktivität zu rechnen. Dies vor allem an steilen Grashängen unterhalb von 2600m, in besonderem Maße unterhalb von 2200m.
In Osttirol gibt es hinsichtlich des kommenden Niederschlags einen starken Gradienten von Nord nach Süd. In den Hohen Tauern schneit es ergiebig und ebenfalls bis zu 70cm. Gegen Süden hin nimmt die Neuschneemenge jedoch rasch ab und südlich der Drau fallen nur noch wenige Zentimeter. Entsprechend ändert sich dort auch die Lawinengefahr nur wenig. Diese bleibt in den Defereggen Alpen, der Schobergruppe und den Lienzer Dolomiten oberhalb von 1800m mäßig. Es besteht eine Gefahr von meist kleinen Triebschneepaketen, welche vor allem in schattigen, sehr steilen, kammnahen Hängen angetroffen werden können.
Nach Ende der Niederschläge am frühen Samstagmorgen, 16.03. kommt es zu einer raschen Wetterbesserung. Das Wochenende verspricht laut ZAMG-Wetterdienststelle viel Sonnenschein und sehr warme Temperaturen. Die Nullgradgrenze soll auf 3000m steigen. Der viele Neuschnee wird insbesondere in mittleren Lagen und an Sonnenhängen rasch feucht werden. Es sind zahlreiche feuchte und nasse Lawinen aus sehr steilen Hängen zu erwarten. Sonneneinstrahlung und Erwärmung führen auch zu einer besseren Bindung des Schneepakets und führen zu einer kurzfristigen Zunahme der Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen. Triebschneepakete bleiben vor allem schattseitig störanfällig.
Am kommenden Wochenende sollte man defensiv unterwegs sein. Der erste Schönwettertag nach einer intensiven Schneefall- und Sturmperiode ist bekanntlich immer besonders unfallträchtig.
Samstag, 16.03. und Sonntag, 17.03. versprechen trockenes und warmes Wetter. Am Montag, 18.03. erreicht uns eine Kaltfront mit neuerlichem Niederschlag (©Meteoblue). |
Rückblick
Die vergangene Woche war erneut sehr wechselhaft. Insbesondere von Montag, 11.03. auf Dienstag, 12.03. schneite es zum Teil ergiebig (siehe Blog vom 12.03.). In den darauf folgenden Tagen wurde es zwar zeitweise etwas freundlicher, der kräftige Westwind ließ jedoch kaum nach. Es bildeten sich in der Folge vor allem in Schattenhängen immer wieder frische, störanfällige Triebschneepakete.
Wechselhaftes Wetter mit Neuschnee, viel Wind und alternierenden Temperaturen. Wetterstation Falkaunsalpe, Nördl. Ötztaler Alpen. |
Frische Triebschneeansammlungen konnten vor allem schattseitig stellenweise als Schneebrettlawine ausgelöst werden. Stubaier Gletscher (12.03.2019). |
Während der vergangenen Tage wehte meist kräftiger Westwind. Schneefahnen in der Grieskogelgruppe (Foto: 12.03.2019). |