Dienstag, 12. März 2019

Viel Neuschnee im Westen, nun sonnig: Lockerschneelawinen und störanfälligen Triebschnee beachten.

Wechselhaftes Wetter brachte während der vergangenen fünf Tage einiges an Niederschlag, am meisten vom 11.03. auf den 12.03. Anfangs regnete es noch bis häufig etwa 2000m, gebietsweise auch höher hinauf.

Die Messdaten der Wetterstation in Kappl zeugen vom wechselhaften Wettergeschehen der vergangenen Tage. An den Taupunktkurven sieht man den Wechsel von Schönwetterphasen (Taupunkt weit von der Lufttemperatur entfernt) und Schlechtwetterphasen (Taupunkt nahe an der Lufttemperatur).

Mit dem Einzug der Kaltfront ab dem 10.03. abends sank die Schneefallgrenze dann bis in Tallagen. Im Westen des Landes, im Karwendel, den Tuxer und Zillertaler Alpen schneite es meist zwischen 30 und 50cm, lokal auch bis zu 70cm. Starker Wind verfrachtete den Schnee zum Teil intensiv.

Seit Montagmorgen, 11.03. fielen in Tirol zwischen 30 und 50cm Schnee, lokal auch etwas mehr.

Der Niederschlag war - wie von der ZAMG-Wetterdienststelle vorhergesagt - sehr konvektiv. Solche Situationen kennen wir vom Sommer, wenn Gewitterwolken aufziehen und lokal viel Niederschlag bringen können. Dieser konvektive Niederschlag begünstigt die Entstehung von Graupel, welcher in weiten Teilen Tirols beobachtet wurde und nun im Neuschnee eingelagert ist. Graupel stellt eine mögliche Schwachschicht für darüber gelagerten Triebschnee dar, und zwar dann, wenn es sich um dickere Schichten handelt (cm-Bereich).

Vielerorts wurde während der vergangenen Niederschläge auch Graupel beobachtet, wie hier abgebildet in Sölden. Graupel bildet keine persistente Schwachschicht und wird in einigen Tagen kein Problem mehr darstellen (Foto: 10.03.2019).

Weitere mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen findet man v.a. in sehr steilen Schattenhängen in oberflächennahen Schichten. Am ehesten kommen hier kantige Kristalle unterhalb dünner Schmelzkrusten in Höhenbereichen zwischen etwa 2000m und 2400m in Frage. Zudem kann überwehter Pulverschnee v.a. in großen Höhen kurzfristig gestört werden. Dies ist in allen Expositionen denkbar.

Mögliche Schwachschichten beschränken sich derzeit auf Oberflächennähe. (1) und (4) sind eingelagerte Graupelschichten, bei (2) und (3) handelt es sich um kantig aufgebaute Kristalle.


Durch die teilweise sehr hohen Temperaturen der letzten Wochen konnten sich Schmelzkrusten ausbilden. Darunter findet man oft (durch einen hohen Temperaturgradienten entstandene) kantige Kristalle. Vereinzelt können in dieser Schicht Brüche provoziert werden (wie hier als Teilbruch an der Aifner Spitze, NW, 2130m, 34 Grad). Meist konnte diese Schicht aber nicht mehr angesprochen werden (© LWD Tirol).

Die Wetterbesserung am heutigen 12.03. mit steigenden Temperaturen und Sonneneinstrahlung wird zu einer erhöhten Lawinenaktivität führen. Wir rechnen mit zahlreichen Lockerschneelawinen aus extrem steilen, besonnten Hängen. Wir rechnen aber auch mit einer erhöhten Störanfälligkeit frischer Triebschneepakete, vermehrt hinter Geländekanten im sehr steilen Gelände vom Waldgrenzbereich aufwärts.

Die Schneequalität ist anfangs wohl noch gut (pulvrig). Im Tagesverlauf wird der Schnee zumindest in besonnten Hängen rasch pappig.

Die Schneequalität pendelt zwischen Pulver und nicht mehr ganz so pulvrig... (Foto: 10.03.2019).