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Zusammenfassung
Die hervorragende Wettervorhersage für das Wochenende lässt erwarten, die stabile Schneedecke gut nützen zu können.
Einflussreiche
Witterungsfaktoren der letzten Tage waren etwas kalter Neuschnee mit Wind,
wechselnde Temperaturen, erhöhter Strahlungseintrag und die zeitweise starke
Setzung der Schneedecke. Je nach Höhenlage und Exposition werden diese Faktoren
mehr oder weniger relevant sein.
Rückblick
Der
letzte Schneefall von Montag den 25. und Dienstag kam mit einem Temperatursturz
um -15 Grad und regional starkem Wind. Dadurch konnten sich auslösebereite
Triebschneepakete bilden, die jedoch zumeist klein ausfallen und gut erkennbar
hinter Rücken und in Rinnen und Mulden lagern.
Einige Zentimeter Neuschnee fielen am Montag den 25. und Dienstag den 26.03. bei kalten Temperaturen und gebietsweise starkem Wind wie hier am Plattkopf in den Zillertalern. |
Lockerschneelawinen
können sowohl trocken als auch nass sein; letztere treten gehäuft mit dem
tageszeitlichen Temperaturanstieg auf. Am Nachmittag steigt somit auch die
Mitreißgefahr in extrem steilem, felsdurchsetztem Gelände.
Die Gleitschneeaktivität
hat abgenommen und auch nach dem letzten großen Regen zu Monatsmitte sind eher
nur kleine Flecken in Bewegung versetzt worden. Ähnlich anderer immerwährender
alpiner Gefahren heißt das aber leider nicht, dass diese im Einzelfall nicht bedrohlich
werden können.
Gleitschneeabgang an der Nordkette ertappt von einer Webcam am 24.03.2019. |
Die guten
Verhältnisse konnten in der vergangenen Woche genutzt werden, um steilere
Anstiege und Abfahrten zu wählen. Der kalte Neuschnee kam dann auf eine stabile
und unregelmäßige Oberfläche zu liegen.
Nordseitige Rinne in den Stubaier Alpen genutzt für den Aufstieg bis auf 3000m und für die Abfahrt (Foto: 23.03.2019). |
Mensch und Tier wurden belohnt, wenn der Neuschnee zeitnah genutzt werden konnte, wie hier im Sellrain (Foto: 26.03.2019). |
Da die
angesprochenen Probleme kleinräumig sind erstrahlt die Karte des Lawinenreports
seit über einer Woche in grün und gelb und es steht einem prächtigen
Skitourenwochenende nichts im Wege. Für die Tourenplanung relevant werden mehr
und mehr die Frühjahrsverhältnisse, während sich Hochwinterprobleme in große
Höhen zurückziehen.
Schneelage
Dank des
Schneefalls Anfang der Woche befinden wir uns bei der 72-Stunden-Neuschneesumme
im nördlichen Teil Tirols im positiven Bereich (bis +30 cm in den Lechtalern
und im Karwendel), während die Bilanz in Richtung Alpenhauptkamm erneut negativ
ausfällt.
Schneeverteilung des letzten Niederschlags. Im Unterschied zum letzten Blogeintrag konnte der Neuschnee die Schmelze großteils überwiegen. |
In den
Tälern hat der Frühling endgültig Einzug gehalten und die Skier werden bei
niedrigen Ausgangspunkten vermehrt am Rücken Platz finden. Dabei darf jedoch
nicht vergessen werden, dass es oben immer noch Winter ist und wir nachwievor
von beachtlichen Schneesummen zehren können.
Sehr schnell ansteigende Schneesummen mit der Höhe wie z.B. an der Grenze Innsbruck/Nordkette zeugen von der Trennung in Sommer- und Winterwelt. |
Prägend für den Winter das Nord/Süd-Gefälle: Im Außerfern liegt die Schneehöhe noch deutlich über dem langjährigen Mittel, während die Reserven vom Februar in Osttirol schon aufgebraucht sind. |
Durchfeuchtung
Modellrechnungen
zeichnen schon ein sehr homogenes Bild der Schneetemperatur, was aber nur als
Wegweiser interpretiert werden sollte (da die Rechnung an die Lufttemperatur
gekoppelt ist).
Die von SNOWGRID modellierte mittlere Schneedeckentemperatur erreicht großräumig den Gefrierpunkt. |
Die
Durchfeuchtung schreitet naturgegebenermaßen höhen- und expositionsabhängig
äußerst unterschiedlich stark voran. Sonnseitig kann die Schneedecke bis weit
hinauf isotherm sein, vor allem an steilen Süd- bis Westhängen mit geringer
Schneemächtigkeit. Schattseitig und in höheren Lagen findet man noch Pulver und
lockeren, aufgebauten Schnee.
Stationen,
die die Schneeoberflächentemperatur messen zeigen an, wenn Durchnässung
einsetzt. Die Messung ist allerdings technisch herausfordernd und wird
fehleranfällig, wenn der Schnee an der Oberfläche warm wird.
Üblicherweise
spricht man von einer isothermen Schneedecke (durchgehend konstante
Temperatur), wenn diese Temperatur konstant bei Null Grad liegt. Die
Schneedecke hat dann keinen Kältepuffer mehr und wird komplett durchnässt.
Nächtliche Ausstrahlung kann die Schneedecke zwar wieder abkühlen, aber nur von
der Oberfläche ausgehend. Dieser Puffer (Bereiche negativer Schneetemperatur
zwischen Boden und Oberfläche) bildet momentan wieder die unterschiedlichen
Verhältnisse ab.
Ausblick
auf das Wochenende
Laut der
ZAMG Wetterstelle werden heute Donnerstag restliche Wolken verschwinden und die
Nacht wird teilweise schon klar sein. Nach einem frostigen Freitag Morgen mit
stellenweise Hochnebel wird es im Tagesverlauf wärmer und am Samstag
frühlingshaft mit der Nullgradgrenze auf zirka 2700 m. Am Sonntag setzt leichte
Bewölkung ein, die sich am Montag zu punktuellen Schauern verdichten kann.
Die
Nächte werden also klar, was die Schneedecke ausstrahlen und oberflächlich
gefrieren lässt. Diesem Effekt entgegen wirken die hohe Luftfeuchtigkeit (siehe
Abbildung unten) und die prognostizierte Inversionslage am Samstag (die
Atmosphäre gibt mehr Wärme an die Erdoberfläche ab).
Insgesamt
sollte in tieferen Lagen und besonnten Hängen dem Tagesgang vermehrt Bedeutung
geschenkt werden, auch um Bruchharsch zu vermeiden. Höher oben könnte bis die
Setzung vorangeschritten ist noch vereinzelt Triebschnee gestört werden.
Vorsicht auch dort, wo dieser durch Lockerschneerutsche verschleiert wird. Der
Schneedeckenaufbau ist also sehr unterschiedlich und gute Planung wird den
Genuss steigern können.
(Dieser
Blogeintrag wurde von unserem Praktikanten Michael Reisecker erstellt.)