Donnerstag, 19. Dezember 2019

Überschaubare Gefahrenstellen, meist schlechte Schneequalität

Die vergangene Woche stand im Zeichen einer ausgeprägten Südströmung. In großen Höhen wurde viel Schnee verfrachtet. Die frischen Triebschneepakete konnten anfangs noch recht leicht gestört werden. Die überdurchschnittlich warmen Temperaturen führten dann jedoch zu einer fortschreitenden Besserung der Situation. Die Hauptprobleme der Woche waren kleinere Gleitschneelawinen und feuchte Rutsche, weiteres v.a. kammnaher Triebschnee in großen Höhen sowie ein diffuses Altschneeproblem in Sonnehängen beginnend von etwa 2500m aufwärts.

Das Wetter samt kurzem Ausblick

Die Alpen lagen anfangs an der Vorderseite eines ausgeprägten Kaltluftvorstoßes über dem Atlantik in einer kräftigen Südwestströmung. Mit ihr wurden milde und trockene Luftmassen nach Tirol geführt. In weiterer Folge drehte die Höhenströmung über den Alpen auf Süd und wurde stärker,  wodurch sich eine kräftige Föhnlage einstellte.

Umfangreiche Schneeverfrachtungen am 14.12. in weiten Teilen Tirols. Stubaier Alpen
Diese Föhnströmung hält bis zum Freitag, den 20.12.  an und wird am Samstag, den 21.12. von einer Kaltfront abgelöst. Diese Kaltfront beendet den Föhn und bringt wechselhaftes und kühleres Wetter.

Markant: Sehr milde Temperaturen, viel Wind. Wechselhaft

Prognose der Neuschneesummen bis 21.12. Anschließend kommt weiterer Schnee nach Tirol. Es wird kühler

Derzeit am 19.12. beginnender Regen im Süden des Landes. Regengrenze um 2000m.

Die Schneedecke

Die vergangene Woche stand bei uns intern ganz im Zeichen intensiver Schneedeckenuntersuchungen, u.a. im Rahmen eines Lawinenkommissionskurses in Galtür. Mit Hubschrauberunterstützung, auch jenem des Landeshubschraubers, konnten wir uns auf die Untersuchung möglicher Problembereiche konzentrieren.

Unterwegs mit dem Landeshubschrauber,  Großtal (Foto: 19.12.2019)
Fazit: Die Schneedecke ist allgemein sehr unregelmäßig, in höheren Lagen massiv vom Wind beeinflusst und bis zumindest 2200m verbreitet feucht (dies v.a. oberflächennah und in Bodennähe). In Sonnenhängen konnten wir verbreitet eine Abfolge von Schmelzkrusten und angrenzenden kantigen Kristallen finden - mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen, v.a. oberhalb etwa 2500m. Solche Gefahrenstellen scheinen derzeit allerdings recht diffus und eher kleinräumiger verteilt zu sein.

In Westhängen fanden wir die vergleichsweise schlechtesten Profile.
Meist konnten im Bereich der Krusten keine durchgängigen Brüche erzeugt werden.

Sehr unregelmäßige Schneeverteilung. Viel Windeinfluss. Silvretta (Foto: 18.12.2019)
Die Schneequalität ist verbreitet schlecht.

Am Weg zum Sulzkogel (17.12.2019)

Ein Zeichen der Durchfeuchtung (Foto. 17.12.2019)

Vielerorts, außer im Süden wenig bis kein Schnee in tieferen Lagen. Kitzbüheler Horn (Foto: 19.12.2019)

Lawinenabgänge

Während der Woche waren bei Lawinenabgängen in drei Fällen Personen beteiligt.

Lawinenabgang Sulztal. West, ca. 2500m. Eine Person wurde mitgerissen, konnte verletzt absteigen. Offensichtliches Altschneeproblem

Lawinenabgang kurz unterhalb der Lampsenspitze. Keine Personen verschüttet. Material verloren. (Foto: 15.12.2019)

Unterhalb des Felsfußes der Schneiderspitze in der Axamer Lizum lösten zwei Eiskletterer, die einsteigen wollten eine Schneebrettlawine aus. Nord, 1900m, sehr steil. (17.12.2019)

Ansonsten wurden doch einige Lawinen von Personen ausgelöst, die Personen jedoch nicht verschüttet. Frische Triebschneepakete auf lockerem, aufgebautem Schnee. (Stubaier Gletscher) (Foto: 13.12.2019)

Besonders im Nordwesten des Landes vermehrte Gleitschneeaktivität. Außerfern (Foto: 15.12.2019)

Es wird winterlicher

Wie schon erwähnt: Es wird winterlicher. Anfangs noch aus Süd, dann aus W-NW kommen Strömungen nach Tirol, die Niederschlag bringen. Vorerst am meisten Niederschlag erwarten wir in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes von den Ötztaler Alpen ostwärts sowie im südlichen Osttirol. Dann, mit Drehung der Strömung wird sich der Niederschlag ausweiten, am wenigsten voraussichtlich derzeit im Nordosten des Landes. Die angeführte, diffuse Altschneeproblematik verschärft sich mit der Belastung. Ansonsten müssen frische Triebschneepakete wieder vermehrt beachtet werden. Weiters haben wir ein latentes Gleitschneeproblem.