Die günstige Lawinensituation in Tirol hält an. Auch eine schwache Kaltfront, die am 07.12. Tirol streift, ändert daran bis inklusive Sonntag, den 08.12. nichts Wesentliches. Einzig der etwas zulegende Wind kann in größeren Höhen neue, eher kleine Triebschneepakete bilden. Diese werden sich mitunter eher leichter stören lassen, sind für den geübten Wintersportler und die geübte Freeriderin jedoch gut zu erkennen.
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Gefahrenstufenkarte für Donnerstag, den 05.12.2019, häufig geringe Lawinengefahr |
Die Schneedecke ist verbreitet stabil
Auffallend ist derzeit ein deutlicher Unterschied der Schneehöhen zwischen den nördlichen und den südlichen Landesteilen - im Norden meist wenig Schnee, im Süden für die Jahreszeit z.T. deutlich überdurchschnittliche Schneehöhen.
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Schneehöhenmessung unseres Beobachters Hansjörg Schneider in Obertilliach. Bisherige Maxima, Mittelwert und Minima (Messreihe seit 1961!) sowie aktuelle Werte. |
Unsere Gefahreneinschätzung stützt sich auf die Beschaffenheit der Schneedecke. Schneedeckenuntersuchungen zeigen weiterhin eine verbreitet stabile Schneedecke ohne ausgeprägte Schwachschichten.
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Schneedeckenuntersuchung unterhalb des Pfaffenkogels in den Stubaier Alpen (Foto: 28.11.2019) |
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Profil zu obigem Standort auf 3110m, Nordwest, 25 Grad. Untergrund: Gletschereis. Darüber kompakte, von Schmelzprozessen beeinflusste Altschneeschichten. Deren Verbindung untereinander ist gut. Darüber ein sehr kompaktes Schneepaket von den Starkschneefällen von Mitte November 2019. |
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In sehr steilen Sonnenhängen findet man innerhalb der Schneedecke z.T. gefrorene Schmelzwasserkanäle. Rietzer Grießkogel, Stubaier Alpen. (Foto: 03.12.2019) |
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Schneeprofil Axamer Lizum, 2120m, W, 25 Grad. Interessant erscheint derzeit die lockere, kalte Schneeoberfläche. Klare, Nächte begünstigen die aufbauende Umwandlung an der Schneeoberfläche. Für künftige Schneefälle handelt es sich dabei um eine mögliche Schwachschicht. |
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In größeren Höhen ist die Schneedecke häufig vom Wind beeinflusst und dadurch hart. Hart ist die Schneeoberfläche durch Tau- und Gefrierprozesse z.T. auch in sehr steilen, besonnten Hängen in mittleren Höhenlagen. (Foto: 25.11.2019) |
Rückblick auf die vergangene Woche
Schneefall ganz im Westen
Am markantesten waren die Schneefälle vom 29.11. auf den 30.11. ganz im Westen des Landes. Im Arlberggebiet um den Galzig schneite es mit etwa 50cm am meisten. Ansonsten waren es vom hinteren Paznauntal bis in die westlichen Lechtaler Alpen hinauf häufig zwischen 20 und 30cm mit stark abnehmender Tendenz Richtung Osten.
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50 cm Neuschnee am Galzig. Seitdem kontinuierliche Schneehöhenabnahme samt trockenem Winterwetter seit Dienstag, den 03.12. |
Zusammenhängend mit den Neuschneefällen und etwas Wind in der Höhe bildeten sich im Westen kleine Triebschneepakete. Kurzfristig waren diese eher leichter zu stören. Bevorzugt bildeten sich diese hinter Geländekanten.
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Kleines Schneebrett am Weg zum Hohen Kopf oberhalb der Friedrichshafener Hütte (Foto: 30.11.2019) |
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Kleines Schneebrett kammnah im Lee unterhalb einer Wechte, Pitztal (Foto: 30.11.2019) |
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Kleine Lockerschneelawine aus felsdurchsetztem Gelände im Lechtal (Foto: 30.11.2019) |
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Gleitschneerutsch im hinteren Ötztal (Foto: 30.11.2019) |
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Alter Gleitschneeanriss in Osttirol (Foto: 03.12.2019) |
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Schneegleiten auf glatten Felsplatten in den Stubaier Alpen (Foto: 26.11.2019) |
Steilwand-Enthusiasten kommen auf ihre Rechnung
Die günstige Lawinensituation wird in den schneereichen Regionen im Süden von SteilwandfahrerInnen gut ausgenützt. Der Schnee von den Starkschneefällen Mitte November "klebt" regelrecht am extrem steilen Untergrund.
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Unterwegs in den Lienzer Dolomiten (Foto: 27.11.2019) |
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Ebenso in den Lienzer Dolomiten (Foto: 27.11.2019) |
Zeit für Sicherheitstraining
Zu Winterbeginn ist die perfekte Zeit für ein Sicherheitcheck der Ausrüstung bzw. ein Sicherheitstraining (Funktionscheck bei den Lawinenrucksäcken, Batterie-Check bei den LVS-Geräten, LVS-Suche, etc...)
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LVS-und Schaufeltraining am Stubaier Gletscher gemeinsam mit den Südtiroler und Trentiner Kollegen (25.11.20019) |
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Sicherheitstraining in Zürs (Foto: 02.12.2019) |
Wie geht es weiter?
Vorerst schaut die Situation noch sehr gut aus. Die günstige Lawinensituation hält an.
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Stressfreies Skitourenvergnügen. Vorsicht v.a. auf Steine im Nahbereich der Schneeoberfläche. (Foto: 01.12.2019) |
Hier gibt es Impressionen von der Axamer Lizum vom 03.12.2019:
Link
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Immer mehjr Skigebiete haben bereits geöffnet, Die kühlen Temperaturen werden zum künstlichen Beschneien genützt. Axmaer Lizum (Foto: 03.12.2019) |
Gefahrenbereiche findet man vereinzelt, wenn dann v.a. in Form von kleinräumigen Triebschneepaketen in großen Höhen. Vermehrt betroffen ist kammnahes, eher schattiges Gelände. Zudem sind vereinzelt weiterhin Gleitschneelawinen möglich, die im schneereichen Süden mitunter auch größer werden können. Es bleibt dabei: Im Umkreis von offenen Gleitschneerissen sollte man sich nicht aufhalten.
Am Montag, den 09.12. prognostiziert die ZAMG-Wetterdienststelle ganz im Westen etwas Neuschnee. Die Lawinengefahr wird dann voraussichtlich ansteigen. Details dazu - wie gewohnt - im Lawinenreport vom 08.12. 17:00 Uhr.