Mit Neuschnee und Wind Anstieg der Lawinengefahr
Während der vergangenen Woche herrschte in der gesamten Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino durchgängig geringe Lawinengefahr. In Summe waren es dann inklusive dem 17.01. elf Tage! Am 18.01. wird die Gefahr mit dem Durchzug einer Kaltfront etwas ansteigen. Wintersportler sollten dann v.a. auf frische Triebschneepaketen achten. Am leichtesten werden diese im Sektor WNW über N bis ONO zu stören sein, weil dort die Schneeoberfläche eher locker aufgebaut ist bzw. sich unter dünnen Krusten lockere Kristalle befinden. Diese können eine mögliche Schwachschicht für den frischen (Trieb)Schnee bilden. Betroffen sind vermehrt mittlere Höhenlagen, u.a. auch lichte, steile Waldbereiche sowie bisher besonders windgeschützte Hänge in größeren Höhen, aber auch sehr steile kammnahe Hänge. Im niederschlagsreicheren Norden, wo aktuell bis zu 25cm vorhergesagt werden, werden mögliche Gefahrenbereiche entsprechend verbreiteter anzutreffen sein, als im niederschlagsärmeren Süden.
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Wieder konnten wir eine Bilderbuchwoche mit schönem Wetter und geringer Lawinengefahr erleben. Zentralosttirol (Foto: 13.01.2020) |
Kurzer Wetterüberblick sowie Wettervorschau
Auch die vergangene Woche war von Hochdruckeinfluss und für die Jahreszeit viel zu milden Temperaturen geprägt. Markant war dabei die phasenweise extrem trockene Luftmasse, zum Teil jedoch auch stärkerer Wind aus südlicher Richtung. Dies war v.a. in typischen Föhnschneisen entlang des Alpenhauptkammes zu beobachten. Das wetterbestimmende Hoch bleibt uns noch bis zum Freitag, den 17.01. erhalten und wird am 18.01. von einer Kaltfront abgelöst. Diese bringt einerseits im ganzen Land etwas Schnee und zudem wieder für den Jänner durchschnittlich (kalte) Temperaturen. Anschließend wird sich laut Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle voraussichtlich wieder ein Hochdruckgebiet etablieren.
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Eine jener Wetterstationen, wo sich im Verhältnis am meisten "getan" hat. Es handelt sich um eine Station, die in einer typischen Föhnschneise liegt, wo mitunter auch kräftigerer Wind geweht hat. Weiters alles andere als alltäglich: Die extrem trockene Luftmasse zwischem dem 12. und 14.01.2020 |
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Neuschneeprognose bis Samstag 16:00 Uhr |
Zum Teil für die Jahreszeit unterdurchschnittliche Schneehöhen
Anhand der langjährigen Messungen unserer Beobachter können wir die aktuelle Gesamtschneehöhe in Bezug zu den bisherigen Maxima, Minima bzw. zum Mittelwert setzen. Wir sehen dabei, dass wir im Norden für die Jahreszeit verbreitet unterdurchschnittliche Schneehöhen haben, im Süden liegen diese meist leicht über dem Durchschnitt.
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Die Linie in magenta zeigt die aktuelle Schneehöhe unseres Beobachters in Boden im Außerfern. Diese liegt unter dem Durchschnitt. |
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Nach deutlich überdurchschnittlichen Schneehöhen im November sind diese im südlichen Osttirol inzwischen "nur" mehr leicht überdurchschnittlich. |
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Im Tal ist es meist aper, auf den Bergen liegt Schnee. Axamer Lizum (Foto: 14.01.2020) |
Die Schneedecke bzw. deren Beschaffenheit
Wie schon im vergangenen Blogeintrag erwähnt, hat die Schneequalität während der langen Schönwetterperiode stetig abgenommen. Man beobachtet in größeren Höhen eine meist massiv vom Wind geprägte Schneedecke, in besonnten Hängen sowie in tieferen Lagen mehr oder weniger tragfähige Schmelzkrusten, in windgeschützten Schattenhängen z.T. sehr lockeren (aufbauend umgewandelten) Schnee. Auch unter den erwähnten Krusten findet man häufig lockere Kristalle. Dies trifft wiederum weniger für besonnte Steilhänge bis in hohe Lagen hinauf zu. Dort wurde die Schneedecke aufgrund der vergleichsweise hohen Temperaturen bis in tiefere Bereiche feucht. Die Situation ähnelt dort frühjahrsähnlichen Verhältnissen.
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Massiver Windeinfluss prägte im vergletscherten Gelände die Schneedecke. Mögliche Absturzgefahr aufgrund harter Schneeoberfläche in weiten Teilen Tirols. Großglockner (Foto: 15.01.2020) |
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Der Wind bildete "Kunstwerke" bzw. häufig eine sehr harte und ruppige Schneeoberfläche. Defereggental (Foto: 16.01.2020) |
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Frühjahrsähnliche Verhältnisse in steilen Südhängen (Foto: 10.10.2020) |
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Firngenuss auf 2700m Mitte Jänner. Osttirol (Foto: 15.01.2020) |
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Weit verbreitet: Bruchharsch. Defereggental (Foto: 16.01.2020) |
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"Noppenpulver" aus aufbauend umgewandelten Kristallen, daneben dünne Schmelz- und Windkrusten im schattigen Gelände auf etwa 2000m. (Foto: 16.01.2020) |
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Eine gute Tourenplanung verhalf mitunter zu noch gutem Schnee. Silvretta (Foto: 10.01.2020) |
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In Bachbereichen gibts z.T. große Oberflächenreifkristalle (Foto: 09.01.2020) |
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Typisches Profil in stark vom Wind geprägten, schneearmen Bereichen: Harte Windkruste, darunter eine Schicht aus lockerem Schnee. |
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Überall dort, wo lockerer Schnee an der Oberfläche liegt, wird man bei entsprechender Schneeauflage die vergleichsweise ungünstigste Situation antreffen. |
Weitere Profile können, wie immer, auch
hier eingesehen werden.
Lawinen während der vergangenen Woche
Es war sehr ruhig...
Felsausbruch als vermeintlicher Lawinenabgang
Interessant eine Information über einen Lawinenabgang im Bereich der Madlenerspitze in der Silvretta. Nach Recherchen durch die Alpinpolizei ergab sich jedoch, dass ein Felsausbruch in Folge Schnee mitgenommen und zum Teil eine bestehende Spur verschüttet hat. Es waren keine Personen betroffen.
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Felsausbruch bei der Madlenerspitze (Foto: 10.01.2020) |
Frischer Triebschnee - kurzfristig und sehr lokal ein Thema
Stärkerer Wind in den Föhnschneisen entlang des Alpenhauptkammes bildete meist kleine, jedoch mitunter störanfällige Triebschneepakete. Die Gefahrenstellen waren gut zu erkennen und in Summe überschaubar.
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Wind im Gschnitztal (Foto: 13.01.2020) |
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Von Wintersportler ausgelöste, kleine Lawine aufgrund frischen Triebschnees im Gschnitztal (Foto: 13.01.2020) |
Gleitschneerutsche bzw. -lawinen
Auch Gleitschneelawinen wurden nur mehr sehr vereinzelt beobachtet.
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Meist rührte sich im Bereich bestehender Risse nur wenig. (Foto:12.02.2020) |
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Risse in der Schneedecke: Mögliche Gefahr von Gleitschneelawinen. Osttiroler Tauern (Foto: 10.01.2020) |
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Toller Schnappschuss: Gleitbewegung samt "aktivem Gleitschneerutsch link) (Foto: 14.01.2020) |
Sonst noch berichtenswert:
Gestern am 15.01. wurde Österreichs höchste Windstation auf der Adlersruhe unterhalb des Großglockners installiert. Die Daten sind bereits verfügbar.
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Techniker installieren die Wetterstation auf der Adlersruhe. (Fälschlich wurden in Medienaussendungen Kosten von mehreren 100.000 Euro kolportiert, was natürlich nicht stimmt. Tatsächlich betragen die Kosten um 10.000€) (Foto: 15.02.2020) |
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Daten der neuen Wetterstation Adlersruhe |