Donnerstag, 23. Januar 2020

Frischer, gut erkennbarer Triebschnee bildet die Hauptgefahr

Vergangene Woche dominierte mit einer kurzen Unterbrechung (sh. vorigen Blogeintrag) wiederum Hochdruckeinfluss. Wintersportler fanden meist günstige Bedingungen vor. Guten Pulverschnee gab es v.a. in den neuschneereicheren Regionen. Ansonsten war die Schneequalität eher bescheiden, außer in windberuhigten, meist schattigen Lagen.

Wieder einmal super Tourenbedingungen. Am Weg zum Hochgasser (Foto: 20.01.2020)
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Strahlender Sonnenschein in den Stubaier Alpen (Foto: 22.01.2020)

Die Lawinengefahr ist in höheren Lagen mäßig, darunter gering. Mäßige Gefahr wird aufgrund des Windeinflusses und der frisch gebildeten Triebschneeansammlungen ausgegeben. Die Triebschneepakete sind mitunter recht leicht zu stören, meist jedoch gering mächtig und überdies vom erfahrenen Wintersportler leicht zu erkennen.

Die Hauptgefahr geht von frisch gebildeten Triebschneepaketen, vermehrt in Schattenhängen aus. Besonders betroffen sind jene Bereiche, die längere Zeit über windberuhigt waren. Spontanes Schneebrett. Glockturmgruppe (Foto: 23.01.2020)

Wetter

Aktuell am 23.01. dominiert im ganzen Land strahlender Sonnenschein. Einzig der Wind hat in der Höhe zugelegt und weht gebietsweise über Verfrachtungsstärke.

In den typischen Föhnschneisen weht der Wind am kräftigsten

Schneeverfrachtung in Kammnähe. Ein typisches Bild in vielen Regionen entlang des Alpenhauptkammes (Foto: 23.01.2020)

Schneeverfrachtung wurde aber auch in tieferen Lagen beobachtet, wie hier in Boden im Außerfern (Foto: 20.01.2020)


Die ZAMG-Wetterdienststelle schreibt über die derzeitige Wetterlage: "Vom Atlantik über die Britischen Inseln und den Alpenraum bis an den Balkan erstreckt sich ein kräftiges Hochdruckgebiet mit sehr trockener und in der Höhe milder Luftmasse. In den Tälern sammelt sich die Kaltluft. Am Wochenende wird das Hoch schwächer, es erfolgt langsam eine Wetterumstellung auf Westströmung."

Schneedecke

Entscheidend sind derzeit überwiegend oberflächennahe Schwachschichten. Dabei handelt es sich inzwischen meist um lockere, aufbauend umgewandelte Schneekristalle. Diese haben sich v.a. in bisher windgeschützten Lagen (v.a. in Schattenhängen) halten können. Aber auch in W- und O-Hängen findet man oberflächennah z.T. unter dünnen Schmelzkrusten solche Schwachschichten. Wie schon geschrieben, sind diese nur dann bedeutend, wenn sie von frischem, etwas mächtigeren und zusammenhängenden Triebschnee überlagert wurden.

Auf diesem Bild erkennt man einerseits die noch lockere, bereits aufbauend umgewandelte Schneeoberfläche, andererseits schon dünne Triebschneepakete (Foto: 23.01.2020)
 
Oberflächennah: Lockerer Schnee, darunter eine z.T. vom Wind beeinflusste Schneedecke. Die Altschneedecke ist verbreitet stabil.

In besonnten Hängen hingegen dominieren Schmelzkrusten mit gefrorenen Wassersäulen. Auch dort ist die Schneedecke in Summe verbreitet stabil.


Gefrorene Wassersäulen findet man vermehrt in steilen Südhängen (Foto: 19.01.2020)

Eine Störung der Altschneedecke ist derzeit ganz vereinzelt nur in extrem steilen, schattigen Hängen an schneearmen Stellen denkbar. Selbst dort findet man unter Windkrusten häufig schon verkrusteten Schwimmschnee, also keine allzu auslösefreudige Schwachschicht mehr.


Das zu obigem Profil dazupassende Bild, allerdings auf den Kopf gestellt. Man erkennt eine harte Windkruste, unter der (auf dem Foto darüber) sich Schwimmschnee gebildet hat. Die Schwimmschneekristalle waren am Profilstandort verkrustet (Foto: 23.01.2020)
Bezüglich der Schneeoberfläche noch weitere kurze Anmerkungen:

Häufig zu beobachten: Eine stark vom Wind geprägte Schneeoberfläche. Zentralosttirol (Foto: 17.01.2020) 

Immer rarer: Pulverschnee (vermehrt in den unlängst neuschneereicheren Regionen) bzw. "Noppenpulver". Glockturmgruppe (Foto: 23.01.2020)

Im Karwendel hat sich in einem engen Höhenband  zwischen 1900m und 2100m - dort wo kurzfristig ein Wolkenband vorhanden war - Oberflächenreif gebildet. (Foto: 22.01.2020) 

Lawinen

Hier gelten die Ausführungen des vorigen Blogeintrages. Also: Vorsicht v.a. vor frischen Triebschneepaketen!

Frischer Triebschnee konnte im Außerfern leicht gestört werden (Foto: 19.01.2020)

In den neuschneereichen Regionen wurden zudem harmlose Lockerschneelawinen beobachtet.

Lockerschneelawinen in Hintertux (Foto: 20.01.2020)

Gleitschneelawinen sind nur ganz vereinzelt zu beobachten. Meist sieht man nur die Risse in der Schneedecke.

Prinzipiell abgangsbereit, aber selten aktiv. Gleitschneerutsche und -lawinen. Samnaun (Foto: 22.01.2020)

Ausblick

Weiterhin keine wesentliche Änderung der bisherigen Situation. Frische, gut erkennbare Triebschneepakete sollten im Steilgelände möglichst gemieden werden.