Am 31.12.2019 meldete die Leitstelle Tirol um kurz nach 13:30 Uhr einen Lawinenabgang unterhalb der Gamskarspitze in der Westlichen Verallgruppe. Eine Person wurde von der Lawine erfasst, mehrere 100m mitgerissen und total verschüttet. Die Person verstarb an der Unfallstelle.
Am 01.01. waren wir mit dem Landeshubschrauber gemeinsam mit Alpinpolizisten vor Ort, um Erhebungen durchzuführen. Bei der Lawine handelte es sich um ein Schneebrett. Der oberste Bereich des Lawinenanrisses befindet sich auf 2450m in einem extrem steilen Nordhang. Die Lawine löste sich, als sich eine Person bei der Abfahrt im Nahbereich der Anrisskante befand.
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Lawine Gamskarspitze vom 31.12.2019: Der Pfeil zeigt die Einfahrtsspur, die Ellipse den Verschüttungspunkt. Die Unfallstelle befindet sich südlich der Mautstelle der Arlberg Schnellstraße S16. (Foto: 01.01.2020) |
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Magenta: Lawinenanriss der Unfalllawine Gamskarspitze. Der Pfeil zeigt den Bereich der Einfahrtsspur(en). Blau: Im Hintergrund erkennt man einen weiteren Lawinenabgang. Diese Lawine löste sich am 25.12. gegen Ende einer ergiebigen Niederschlagsperiode von selbst. (Foto: 01.01.2020) |
Im Anrissbereich ist der Hang 40 Grad steil. Die steilste Stelle befindet sich ca. 20 Meter unterhalb des Anrisses. Dort wurden bis zu 43 Grad gemessen. Unsere Schneedeckenuntersuchungen ergaben, dass die Schneedecke des obersten Anrissbereiches massiv vom Wind beeinflusst war. Es dominierten innerhalb der Schneedecke harte Winddeckel. Unterhalb dieser Deckel fanden wir Schichten aus kantigen Kristallen. Auffallend war, dass dieser Bereich schneearm war.
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Oberster (steilster) Anrissbereich. (Foto: 01.01.2020) |
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Schneeprofil, welches orographisch links der Einfahrtsspuren beim Lawinenanriss aufgenommen wurde. Entscheidend für den Lawinenabgang waren kantige Kristalle unterhalb von Windkrusten. |
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Dieses Profil wurde orographisch rechts, wenige Meter oberhalb des Anrisses aufgenommen. Auch hier erkennt man Windkrusten, darunter kantige Kristalle. Brüche, die wir erzeugen konnten, brachen nicht durch den gesamten Block. |
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Die herausgearbeiteten Schichten sind Windkrusten. Darunter war der Schnee weicher. Foto passend zu oberem Profil (Foto: 01.01.2020) |
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130 Höhenmeter unterhalb des Anrisses, orographisch rechts der Lawinenablagerung: Ähnliches Bild: Wenig Schnee an windexponiertem Standort. Windkrusten, darunter kantige Kristalle. Kein vollständiger Bruch bei Belastung. |
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Die Anrissmächtigkeit variierte von wenigen Zentimetern bis zu 190cm (Markierung im Hintergrund). Der Hang wurde im Vordergrund befahren. (Foto: 01.01.2020) |
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Verschüttungsstelle in einem engen Graben. (Foto: 01.01.2020) |
Bedeutsam für diesen Lawinenabgang war v.a. das Gefahrenmuster 7 (schneearm neben schneereich). Im schneearmen, windexponierten Bereich bildeten sich lokal vermehrt (aufbauend umgewandelte) kantige Kristalle unterhalb harter Winddeckel.