Meist Hochdruckeinfluss
Die vergangene Woche stand mit nur kurzen Unterbrechungen im Zeichen eines beständigen Hochdruckgebiets. Die Temperaturen waren für die Jahreszeit überdurchschnittlich. Auch während der kommenden Tage ändert sich an dieser Wettersituation nur wenig. Eine schwache Kaltfront bringt vom 10.01. abends auf den 11.01. Abkühlung und etwas Niederschlag. Danach setzt sich wieder die Sonne durch. Bei windschwachen Verhältnissen wird die Luft vor allem auf den Bergen wieder mild. In den Tälern wird sich wieder eine Temperaturinversion einstellen.
Schön wars (meist) während der vergangenen Woche. Pirchkogel in den Nördlichen Stubaier Alpen (Foto: 05.01.2020) |
Bezeichnender Wetterverlauf der vergangenen Woche: Nur kurze Störungen. Meist schönes Wetter. Auf den Bergen windig. Für die Jahreszeit viel zu warm. Station Nachtweide in der Silvretta Skiarena. |
Etwas Niederschlag
...gab es v.a. vom 04.01. auf den 05.01.2020.
Am meisten Niederschlag fiel im Osten Tirols, wie hier in der Region Wilder Kaiser |
Das waren im Wesentlichen die Niederschläge der vergangenen Woche |
Neuschnee am Stubaier Gletscher (Foto: 05.01.2020) |
Die typische Windverteilung während der vergangenen Woche. Am windigsten war es in den Regionen entlang des Alpenhauptkamms |
Schneefahnen entlang des Alpenhauptkammes in der Gurgler Gruppe (Foto: 05.01.2020) |
Stürmisch im Obernbergtal (Foto: 05.01.2020) |
Günstige Lawinensituation
Die Lawinensituation passt zum Wetter: Die Lawinengefahr hat (nach einem kurzfristigen, gebietsweisen Anstieg am 04. und 05.01. auf erheblich oberhalb der Waldgrenze) inzwischen stetig abgenommen. In der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino herrscht derzeit allgemein geringe Gefahr.
Ein einheitlich günstiges Bild der Lawinensituation in der Europaregion für den 10.01.2020 |
Hauptgefahr einzelne Gleitschneelawinen
Derzeit gibt es nur sehr wenige Gefahrenstellen. Am meisten aufpassen heißt es zur Zeit auf vereinzelte Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen. Diese sind meist mittelgroß.
Aufpassen: Gleitschneelawinen können auch weit vorstoßen. Die Lawine löste sich in einem WSW-Hang auf ca. 2250m (zu sehen im Hintergrund) im hinteren Gschnitztal (Foto: 02.01.2020) |
Es wird sehr steil gefahren
Auch dies passt zur Situation. WintersportlerInnen sind derzeit z.T. extrem steil unterwegs. Lawinenabgänge sind dabei weniger das Problem, als eine mögliche Absturzgefahr. Letzteres trifft auch für "nur" sehr steiles Gelände zu, wo man z.T. auf sehr harte Windkrusten trifft.
Unterwegs in den Lienzer Dolomiten (Foto: 06.01.2020) |
Schneedecke im Überblick
Meist schlechte Schneequalität
Auffallend ist derzeit, dass die Schneequalität spürbar schlechter geworden ist. Meist ist die Schneedecke entweder massiv vom Wind beeinflusst oder es haben sich dünne Schmelzkrusten an der Schneeoberfläche gebildet. In anderen Bereichen, also weder vom Wind, noch von der Sonne bearbeitet, bricht man immer häufiger bis zum Grund durch. Dies trifft v.a. in Schattenhängen in den schneeärmeren Regionen Tirols zu. Kurz: Wer im freien Gelände unterwegs ist, hat meist nur dann Spaß, wenn er ein guter Skifahrer oder eine gute Snowboarderin ist.
Eine vom Wind bearbeitete Schneeoberfläche im Stubaital (Foto: 05.01.2020) |
Glänzende, von Schmelzprozessen beeinflusste Schneeoberfläche neben windbeeinflussten Stellen. (Foto: 05.01.2020) |
Typischer Schneedeckenaufbau
Schneedecke ohne Schwachschichten in den Kitzbüheler Alpen |
Mehrere, gut untereinander vebundene Schmelzkrusten im besonnten Steilgelände |
Wie schon im vorigen Blogeintrag beschrieben, findet man in windexponierten, schneearmen Bereichen z.T. unter harten Windkrusten locker aufgebaute Schichten. Nur selten sind die Kristalle dort über etwas größere Flächen absolut bindungslos, meist verkrustet.
Zusammenfassend für die kommenden Tage
Die günstige Lawinensituation hält an. Vorsicht v.a. im sehr steilen Gelände, wo derzeit die Absturzgefahr mitunter höher einzuschätzen ist, als eine mögliche Lawinengefahr. Behaltet Gleitschneerisse im Auge: Davon geht derzeit die größte Lawinengefahr aus. An schneearmen, windbeeinflussten, sehr steilen Stellen können ganz vereinzelt durch große Zusatzbelastung Brüche in der Schneedecke initiiert werden und in Folge (meist eher kleine) Schneebrettlawinen abgehen.