Donnerstag, 18. Februar 2021

Zunehmend günstige Lawinensituation mit (leichtem) tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr

Es kündigt sich ein stabiles Hochdruckgebiet an



Laut ZAMG-Wetterdienststelle nimmt der Hochdruckeinfluss während der kommenden Tage stetig zu. Am Freitag, 19.02. macht sich noch eine Kaltfront über Deutschland mit Wolken in Tirol bemerkbar. Ab Samstag, 20.02. setzt sich dann endgültig ein stabiles Hochdruckgebiet durch. Die Nullgradgrenze soll dann auf 3000m zu liegen kommen. Auf den Bergen wird es nur schwach windig sein.



Die Modelle sind sich einig: Während der kommenden Woche wirds keinen Neuschnee geben.



Zunehmend günstige Lawinensituation


Stetig abnehmende, oberflächennahe Lawinenprobleme


Diese Wetteraussichten wirken sich durchwegs günstig auf die Lawinensituation aus. Mögliche oberflächennahe Lawinenprobleme, die wir während der vergangenen Woche beobachten konnten (Triebschnee- und oberflächennahes Altschneeproblem), sind inzwischen so gut wie kein Thema mehr. Dies hat v.a. damit zu tun, weil sich vergangene Woche oberhalb möglicher Schwachschichten verbreitet nur gering mächtige Schneebretter gebildet haben. Nun führt bzw. führte der Energieeintrag  bereits vielerorts zu einer guten Verbindung zwischen Brett und Schwachschicht.



Triebschneeproblem am 13.02.2021: Der sehr lockere Neuschnee (Wildschnee) wurde durch Windeinfluss verfrachtet und bildete kurzfristig, sehr störanfällige Triebschneepakete. Grieskogelgruppe.



Mögliche Schwachschichten haben sich seit dem 07.02. nur oberflächennah gebildet. Nun wirken sich Wärme und Strahlungseinfluss positiv auf die Situation aus. Bei der von oben gesehen, zweiten herausgearbeiteten Kruste erkennt man auch eine leichte gelbliche Färbung - es handelt sich um unlängst abgelagerten Saharasand. Süd, 2200m, Westliche Tuxer Alpen (Foto: 16.02.2021)


Ein ganz kurzer Exkurs zu der von uns während der vergangenen Tage in höheren Lagen ausgegebenen, mäßigen Lawinengefahr unter dem Gesichtspunkt, dass Lawinen durch geringe Belastung ausgelöst werden konnten. Dies passt auf den ersten Blick eher zu Gefahrenstufe 3 (erheblich) als zu Gefahrenstufe 2 (mäßig). Der Grund dafür: Lawinengefahrenstufen werden in Abhängigkeit mehrerer Parameter ausgegeben. 
  • Einerseits fließt die Schneedeckenstabilität und damit zusammenhängend die Auslösewahrscheinlichkeit von Lawinen ein: Triebschneepakete konnten leicht gestört werden. 
  • Andererseits geht es um die Verteilung der Gefahrenstellen: Diese waren vermehrt in kammnahen Bereichen bzw. hinter Geländekanten, also nicht verbreitet anzutreffen. 
  • Zusätzlich spielt die Lawinenart und Lawinengröße eine große Rolle: Wir gingen großteils von kleinen Schneebrettlawinen mit einer geringen Anrissmächtigkeit aus. 
Entscheidend waren somit die nicht allzu großflächige Verteilung der Gefahrenstellen sowie die vornehmlich kleinen Lawinen, die zu unserer Heranziehung von mäßiger Gefahr (unter Beiziehung der Matrix der Europäischen Lawinenwarndienste) geführt haben.


Frisches Triebschneepaket, das auf einer kantigen Schwachschicht (aufgrund von gm.4 - kalt auf warm) abgegangen ist. Grieskogelgruppe (Foto: 12.02.2021)


Schneeprofil, welches im Nahbereich oberen Fotos aufgenommen wurde. Man erkennt mögliche Schwachschichten im Bereich einer Schmelzkruste. Die Brüche waren unvollständig.


Ein ähnliches Bild in den Zentralen Lechtaler Alpen. Schwachschicht mit unvollständigem Bruch - gering ausgeprägtes Brett darüber. Süd, 2230m



Wenige, weitere Gefahrenstellen


Was vorerst bleibt sind Gefahrenstellen auf steilen, glatten Flächen (bevorzugt auf Wiesenhängen im schneereichen Osttirol), wo unverändert Gleitschneelawinen abgehen können. Vermehrt betroffen davon ist sonnenexponiertes Steilgelände. Gleitschneelawinen kündigen sich häufig durch Risse in der Schneedecke an. Deshalb immer wieder unser Rat: Haltet euch nach Möglichkeit nicht im Bereich bzw. unterhalb von Gleitschneerissen auf.


Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen. Zentralosttirol. (Foto: 11.02.2021)


Zusätzlich gibt es noch wenige Gefahrenbereiche, wo persistente, also lang anhaltende Schwachschichten im Mittelteil der Schneedecke gestört werden können. Letztere Gefahrenstellen sollten nur mehr an schneearmen Stellen bzw. an Übergängen von wenig zu viel Schnee und dann v.a. im extrem steilen Gelände insbesondere durch große Belastung zu stören sein. Am ehesten betroffen ist aktuell noch der Sektor WNW über N bis ONO zwischen etwa 2000m und 2400m. Zusätzlich bekamen wir von den Südtiroler Kollegen Rückmeldungen über zwei Lawinenabgänge vor 1-2 Wochen im extrem steilen S- und O-exponierten Gelände entlang des Alpenhauptkammes auf ca. 3000m. Auch dort sollte es sich  nur mehr um ganz vereinzelte Gefahrenbereiche handeln.

In großen Höhen (ca. 2400m aufwärts) findet man zudem ein kleinräumiges Triebschneeproblem, v.a. in kammnahen Schattenhängen. 

Zu bedenken ist auch ein vorerst meist wohl nur leichter tageszeitlicher Anstieg der Lawinengefahr aufgrund der tageszeitlichen Erwärmung und der vorhergesagten frühlingshaften Temperaturen. Lawinenreport beachten!


Schneequalität bessert sich


Aktuell (18.02.2021) dominiert häufig Bruchharsch. Einzig in sehr steilen Sonnenhängen insbesondere in mittleren Höhenlagen firnt es zunehmend auf. Firn bzw. korrekt Sulzschnee wird während der kommenden Tage vermehrt in Sonnenhängen bis in größere Höhen hinauf anzutreffen sein. Eine vernünftige Zeiteinteilung kann hilfreich sein, dass der Schnee bei der Abfahrt nicht schon zu sehr aufgeweicht ist.


Firn auf ca. 2000, Süd im Karwendel (Foto: 18.02.2021)



Kurze Rückschau auf die vergangene Woche


Ein kurzes Intermezzo mit sehr kalten Temperaturen ist Geschichte.


Anfangs (sehr) kalt, nun wärmer werdend...


Ein ähnliches Bild in Osttirol...
Am 16.02. nachmittags drang wurde die Schneedecke feucht. Oberflächennahe Schichten wurden dadurch gebunden. Die Schneedecke wurde kurzfristig störanfälliger.


An windabgewandten Orten guter Pulverschnee...


Am Wochenende zum Teil sehr guter Pulverschnee (Foto: 12.02.2021)