Samstag, 27. Februar 2021

Hinweis auf weitere alpine Gefahren - (neben der Lawinengefahr)

Frühjahrsverhältnisse

Das schöne Wetter mit klaren Nächten beschert uns ab Sonntag, 27.02.2021 klassische Frühjahrsverhältnisse: Am Morgen überwiegen günstige Bedingungen. Die Lawinengefahr steigt während des Tages aufgrund Erwärmung und Sonneneinstrahlung (etwas) an. Die spontane Lawinenaktivität hat dabei im Vergleich zur vergangenen Woche inzwischen deutlich abgenommen. Wintersportler*innen können v.a. dort, wo die Schneedecke während des Tages im Steilgelände feucht bzw. nass wird, noch Schneebrettlawinen auslösen. Die Hauptgefahr bilden jedoch Gleitschneelawinen, insbesondere im schneereichen Osttirol.


Weitere alpine Gefahren

Neben der Lawinengefahr möchten wir dieses Forum auch dazu benützen auf weitere, aktuell zu beachtende (alpine) Gefahren hinzuweisen.


Absturzgefahr auf harter Schneeoberfläche

Unmittelbar mit der nächtlichen Ausstrahlung und oberflächigen Verfestigung der Schneedecke zusammenhängend, sollte man eine mögliche Absturzgefahr auf der harten Schneeoberfläche beachten. Es erscheint ratsam, rechtzeitig Harscheisen oder gegebenenfalls sogar Steigeisen (samt Pickel) zu verwenden.



In den Morgenstunden ist die Schneedecke nach klaren Nächten vielerorts tragfähig gefroren.


Gefahr durch Wechtenbrüche

Gerade jetzt im Frühjahr nimmt die Gefahr von spontanen Wechtenbrüchen stetig zu. Wichtig erscheint insbesondere aber, dass man sich der Existenz von Wechten bewusst ist, damit man nicht versehentlich auf Wechten steigt, die unter der künstlichen Zusatzbelastung brechen könnten.


Wechten: Schön anzuschauen, aber heimtückisch (Foto: 18.02.2021)


Gefahr durch Spaltenstürze

Am Donnerstag, 25.02.2021 ist eine Person am Großvenediger durch einen Spaltensturz ums Leben gekommen. Die Person war nicht angeseilt. Aufgrund der intensiven Niederschläge im Süden des Landes mag der Eindruck entstanden sein, dass die Schneeauflage auf Gletschern außerordentlich gut sei. Man muss jedoch bedenken, dass gerade hochalpin während Schneefälle stürmischer Wind vorherrschte, der mitunter viel Schnee verfrachtete. Die Schneemächtigkeit kann deshalb aktuell auf windexponierten Gletschern für die Jahreszeit unterdurchschnittlich sein.


Bergrettungseinsatz Spaltensturz Großvenediger (Foto: 25.02.2021)


Die gebrochene Schneebrücke. Man erkennt die teilweise nur sehr dünne Überdeckung (Foto: 25.02.2021)


Schneebrücken über Bachläufe

Wir beobachten aktuell, dass die Bäche langsam wieder offen(er) werden. Diese führen durch die Schmelze mehr Wasser. Schneebrücken werden dadurch dünner und störanfälliger. Also, Vorsicht beim Queren von Bäche mit viel Wasser. Es besteht Ertrinkungsgefahr! Denn nicht immer gibt es die Möglichkeit, wie bei unterem Foto - eine Holzbrücke über den Bach...





Gespannte Seile beim Zustieg auf die Adlersruhe

Eine sehr lokale, aufgrund der Beliebtheit des Tourengebiets jedoch hervorzuhebende Gefahr ergibt sich aktuell im Bereich der Materialseilbahn, die auf die Adlersruhe führt(e). Eine sehr große Schneebrettlawine von der Langen Wand im Großglocknergebiet zerstörte diese nämlich am 06.12.2020.


Im Vordergrund eine zerstörte Stütze der Materialseilbahn auf die Adlersruhe. Am linken Bildrand befindet sich der Großglockner. Rechts der Stützenoberkante erkennt man das Einzugsgebiet der Schadenslawine (Foto: 17.12.2021)


Nun sind die Seile der Materialseilbahn im Mittelteil der Bahn unter Schnee begraben und befinden sich ca. 50-70 m seitlich versetzt der normalen Führung. Sie sind somit aktuell unter großer Spannung. Ein - bei fortschreitender Abschmelzung - möglicher Seilausschlag stellt eine große Gefährdung für Skitourengeher*innen dar. Dies gilt auch für die Bergstation der Bahn, wo große Zugkräfte wirken. Dieser Umstand veranlasste den Hüttenwirt der Adlersruhe, Toni Riepler, die gefährdeten Bereiche großräumig abzuriegeln und zu markieren.








Die Schadenslawine. Links am oberen Bildrand der Großglockner, rechts entlang des Grates ein Kreis - die Adlersruhe.