Donnerstag, 4. März 2021

Viel besser hätte es nicht sein können - nun kommt etwas Schnee samt Wind - im Norden frischen Triebschnee beachten

Während der vergangenen Woche günstige Lawinensituation


Die vergangene Woche stand im Zeichen einer günstigen Lawinensituation mit häufig geringer Lawinengefahr und somit nur wenigen Gefahrenstellen. Dies hatte v.a. mit einer recht stabilen Hochdruckwetterlage zu tun. Die Luft war zeitweise außergewöhnlich trocken, die Temperatur meist etwas gedämpfter als die Woche zuvor, die Nächte großteils sternenklar. Dadurch konnte sich die, während des Tages an Sonnenhängen oberflächig aufgeweichte Schneedecke sehr gut verfestigen. Es bildete sich ein von Tag zu Tag dicker werdender, tragfähiger Harschdeckel. Das Hauptproblem während des vormittags war deshalb eine mögliche Absturzgefahr auf steilen, hart gefrorenen Hängen und nicht die Lawinengefahr. Selbst am Nachmittag weichte die Schneedecke meist nicht mehr tiefgründig auf - wohl einer der Gründe, dass uns während der vergangenen Woche nur ein einziger Lawinenabgang gemeldet wurde - und das war eine Gleitschneelawine in den Nordalpen.


Sternenklare Nacht im Glocknergebiet



Eine (fast) makellose Woche liegt hinter uns. Einzig eine schwache Kaltfront streifte Nordtirol am Samstag, 27.02. Danach erkennt man das Eindringen außergewöhnlich trockener Luftmassen. Perfekte nächtliche Ausstrahlung.



Die grünen Punkte zeigen Niederschlag am 27.02.2021. Betroffen war der Norden. Meist waren es nur wenige Millimeter.



"Firn" - korrekt Sulzschnee zum "Abwinken". So wird es allen, die vergangene Woche für Wintersportaktivitäten nutzen konnten, in Erinnerung bleiben. Außerfern (Foto: 02.03.2021)



Nicht alltäglich - ein so massiver Harschdeckel - allerdings nur in tieferen Lagen



Auch hier am Foto. Knapp vor 13:00 Uhr im sehr steilen südexponierten Gelände auf 2450m: Oberflächig etwas aufgeweicht, darunter ein massiver Schmelzharschdeckel bei einem lockeren, feuchten Fundament 



Nur mehr ganz vereinzelt Gleitschneelawinen

Nach einem für die Jahreszeit außergewöhnlich ausgeprägten Lawinenzyklus bis zum 25.02.2021 - darunter waren auch sehr viele Gleitschneelawinen - konnte man die letzte Woche so gut wie keine Lawinen mehr beobachten. Dies passt sehr gut mit unseren langjährigen  Beobachtungen nach erhöhter spontaner Lawinenaktivität bei ebensolcher, folgender Wetterlage überein.


 
In rot eingezeichnet: Gleitschneemaul auf der Nordkette (02.03.2021)



Etwas später: Eine Gleitschneelawine (Foto: 02.03.2021)



Fortschreitende Ausaperung in Sonnenhängen durch Strahlungs- und Wärmeeinfluss, aber auch durch bereits abgegangene Lawinen. Navistal, Westliche Tuxer Alpen (Foto: 27.02.2021)



Eine Kaltfront bringt am Freitag, 05.03. im Norden etwas Schnee und Wind aus nördlichen Richtungen


Im Norden des Landes ist für morgen, Freitag, 05.03. eine Kaltfront vorhergesagt. Ganz im Norden sollen 10-20cm, lokal bis zu 30cm Schnee fallen. Begleitet wird der Schneefall von Wind über Verfrachtungsstärke aus nördlichen Richtungen. Die Neuschneemenge nimmt gegen Süden hin ab.



Vom Neuschnee betroffen ist v.a. Nordtirol und das nördlichste Osttirol


Klar, muss man sich mit dem Neuschnee Gedanken machen, worauf dieser zu liegen kommen wird.
  • Sonnseitig ist es meist ein harter Schmelzharschdeckel. Dort kommt deshalb einzig lockerer, überwehter Neuschnee als mögliche Schwachschicht für kleine Schneebrettlawinen in Frage.

  • Schattseitig hingegen findet man aktuell in windberuhigten Hängen oberhalb etwa 2000m teilweise eine dünne Schicht aufbauend umgewandelten Schnees bzw. hat sich diese Schicht unterhalb einer dünne Kruste gebildet. An schneearmen Stellen ist diese Schicht ausgeprägter. Dort findet man mitunter örtlich begrenzte "Schwimmschneenester". Schattig gibt es also gebietsweise Potential für mögliche Schwachschichten für frische Triebschneepakete. Die Gefahrenstellen werden allerdings überschaubar und zudem für den erfahrenen Wintersportler leicht zu erkennen sein.



In Nordtirol - wie hier am Arlberg - trübt es gerade ein.



Unter einem dünnen Winddeckel haben sich kantige Kristalle gebildet. Nur bei großer Auflast könnte diese Schicht zu einem Problem werden.



An diesem Profil in der Silvretta erkennt man kantige Kristalle an der Schneeoberfläche. Nord, 2330m. Frischer Triebschnee würde hier nur schlecht verbunden sein.



Am Wochenende im Norden Lockerschneelawinen


Neuschnee reagiert gerade im Frühling sehr rasch auf Strahlungs- und Wärmeimpulse. Deshalb sollte man ab Samstag, 06.03. - wenn die Sonne zum Vorschein kommen wird - im extrem steilen Gelände zudem auf spontane Lockerschneerutsche und Lockerschneelawinen achten. 


Im Süden weiterhin kaum Gefahrenstellen


Im Süden des Landes sowie im Norden abseits frischer Triebschneepakete überwiegen also weiterhin günstige Verhältnisse.



In vielen Teilen Osttirols liegt für die Jahreszeit immer noch überdurchschnittlich viel (kompakter) Schnee (Foto: 28.02.2021)


Vereinzelt sind dort weiterhin Gleitschneelawinen möglich: Bereiche unterhalb von Gleitschneerissen deshalb unverändert meiden. Weiterhin besteht auch Absturzgefahr auf der harten Schneeoberfläche. Dies auch in den Gebieten mit Neuschnee, wo nur wenig Neuschnee die pickelharte Schneeoberfläche überlagert.

Ganz am Schluss ergänzend zu letztem Blogeintrag ein weiterer Hinweis einer möglichen alpinen Gefahr. Wir haben diesen Hinweis von einem Wintersportler bekommen, der letzte Woche Glück hatte, nicht von einem herabfallenden Stein äsender Gämsen erschlagen worden zu sein...



Gämsen im extrem steilen Gelände. Äsend und dabei Steine lostretend... Nordkette (02.03.2021)