Gebietsweise viel Neuschnee und Wind - große Lawinengefahr!
Während der vergangenen Tage schneite es in weiten Teilen Tirol mit Schwerpunkt im Nordwesten des Landes. Seit Sonntag, 14.03. sind dort in der Höhe um 100cm, lokal auch mehr Neuschnee gefallen. Zudem wehte - bei für die Jahreszeit zu kühlen Temperaturen - starker Wind. Alles zusammen eine Kombination, die für einen deutlichen Gefahrenanstieg gesorgt hat. Wir beurteilten die Lawinengefahr aktuell von der Silvretta über die Lechtaler Alpen bis zum Karwendel sowie im nördlichen Osttirol oberhalb der Waldgrenze als groß.
72h-Differenz der Schneehöhe. Am meisten hat es im Norden und Nordwesten sowie im nördlichen Osttirol geschneit. (Im südlichen Ötztal handelt es sich um einen Fehlwert.) |
Ab Sonntag, 14.03. durchgehend Schneefall, zeitweise starker, teils stürmischer Wind. Die Tage zuvor: Wechselhaft. Station Jöchelspitze (Region Allgäuer Alpen) |
Spitzenreiter beim Niederschlag (recht klassisch für diese Wetterlage) Station Alplhütte im Mieminger Gebirge (Hydrographie Tirol) |
Während der kommenden zwei Tage kommt weiterer Neuschnee dazu. Die Niederschlagsverteilung ähnelt jener der kürzlichen Neuschneefälle.
48h Neuschneeprognose (Dienstag, 16.03. 07:00 Uhr bis Donnerstag, 18.03. 07:00 Uhr) |
Problembereiche in oberflächennahen Schichten
Wie schon im letzten Blogeintrag erwähnt, findet man mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen aktuell in oberflächennahen Schichten. Einerseits handelt es sich dabei um oberflächennahe Schichten im Bereich der kürzlich eingeschneiten Altschneeoberfläche, andererseits aber auch um mögliche Schwachschichten innerhalb des Neuschneepakets.
Mögliche Schwachschichten im Bereich der Altschneeoberfläche
Schneeprofil 2440m, SO, 23°; Weißkugelgruppe: relevant: oberflächennahe Schichten: oberster Strich: Kruste, darunter dünne Schicht aus lockeren, kantigen Formen. (Profil vom 12.03.2021) |
Mögliche Schwachschichten innerhalb des Neuschneepakets
Lockerer Pulverschnee bzw. massive Graupeleinlagerungen können, sobald von Triebschnee überlagert, ebenso eine Schwachschicht für Schneebretter bilden. Vorstellbar ist z.B., dass sich während einer kurzen windberuhigten Phase (zu sehen z.B. an der oberen Stationsgrafik Jöchelspitze) lockerer Neuschnee ablagert, der in Folge bei weiterem Schneefall und zunehmendem Windeinfluss von Triebschnee überlagert wird. Deto vorstellbar: Massive Graupeleinlagerung während des Schneefalls. Beide Schwachschichten sind von relativ kurzer Dauer, während der kommenden Tag aber auf alle Fällen noch beachtenswert.
In weiten Teilen Tirols zu beobachten: Graupel im Neuschnee. Erst dort, wo dieser massiv abgelagert wurde, stellt er ein Problem als Schwachschicht dar. Mieminger Gebirge (Foto: 15.03.2021) |
Aktuell in der Höhe ein großes Thema: Massiver Windeinfluss führt zu umfangreichen Schneeverfrachtungen. Nördliches Osttirol (Foto: 14.03.2021) |
In den neuschneereichen Regionen in tieferen Lagen vermehrt Gleitschnee beachten
In tieferen Lagen war es in Sonnenhängen bereits häufig bis zumindest in mittlere Lagen hinauf aper. Dort muss in den Hauptniederschlagsgebieten vermehrt mit Gleitschneelawinen gerechnet werden.
Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände
Nun, im Frühjahr ist die Strahlung bereits sehr intensiv. Sobald die Sonne vermehrt zum Vorschein kommt (auch diffus), wird die Schneeoberfläche rasch feucht. Wir erwarten dann vermehrt Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände.
Defensives Verhalten erscheint angebracht
Aktuell haben wir noch wenig Informationen aus dem Gelände. Wir gehen davon aus, dass sich doch einige, auch größere Schneebrettlawinen während der Schneefallperiode spontan lösen. Wintersportler sollten auf alle Fälle in den niederschlagsreichen Regionen sehr defensiv unterwegs sein. Allgemein gilt: Frischen Triebschnee im Steilgelände vorerst möglichst meiden. Ein Update zur Situation gibt es spätestens am kommenden Donnerstag, 18.03.2021.
Am Schluss noch eine Bitte
Wir führen gerade eine sehr erfolgversprechende Nutzerumfrage durch, um unsere Produkte zukünftig weiter verbessern zu können. Wir sind sehr dankbar für eure Unterstützung! Für all jene, die daran Interesse haben und noch nicht teilgenommen haben: Hier gehts zur Umfrage: