Dank der großartigen Unterstützung des österreichischen Bundesheeres konnten in den letzten Tagen zahlreiche Erkundungen der Lawinen- und Schneedeckensituation von den örtlichen Lawinenkommissionen, als auch vom Lawinenwarndienst Tirol durchgeführt werden.
Auf den hochgelegenen Gletschern hat sich heuer verbreitet ein Schwimmschneefundament gebildet. Dieser Schwimmschnee führt dazu, dass bei ausreichender Belastung durch Neuschnee oder durch Sprengungen massive Schneebretter abgehen können.
Besonders imposant ist das Ausmaß und die Anrissmächtigkeit bei einem Schneebrettabgang auf dem nordseitig gelegenen Kaltenberggletscher. Vermutlich ging dieses während des letzten größeren Schneefalles am 08.01. bzw. 09.01. ab. Zudem stürmte es an beiden Tagen auch noch stark.
Massiver Schneebrettabgang am Kaltenberg, Arlberg. (Foto vom 12.01.2012)
Auf den hochgelegenen Gletschern sind jedoch alle Expositionen als potentielle Gefahrenstelle zu nennen. An der Südostseite des Olperers löste sich ein, wenn auch kleineres, Schneebrett auf einem Gletscher ab. Dieses dürfte ebenfalls Anfang der Woche abgegangen sein.
Südostseitiges Schneebrett am Olperer, Zillertaler Alpen. (Foto vom 11.01.2012)
Sprengungen auf Gletschern führten zu guten bis sehr guten Erfolgen. Am Rettenbachferner erreichte ein Schneebrett ebenfalls eine stattliche Größe.
Künstlich ausgelöstes Schneebrett am Rettenbachferner, Südliche Ötztaler Alpen. (Foto vom 11.01.2012)
In den übrigen Gebieten waren ansonsten die Sprengerfolge ab 11.01. eher bescheiden.
Zwei gut sichtbare Detonationspunkte, nur durch eine Sprengung wurde ein Schneebrett ausgelöst. (Foto vom 11.01.2012, Zillertal)
Als besondere Gefahrenstellen gelten weiterhin die Übergangsbereiche von wenig zu viel Schnee in steilen, oberhalb von etwa 2500m gelegenen, schattigen Hängen entlang des Alpenhauptkammes. Dort können Schneebrettlawinen insbesondere durch große Zusatzbelastung ausgelöst werden.
Spontanes Schneebrett aus schattigem, steilen Gelände. Der Abgangszeitpunkt muss auch Anfang dieser Woche gewesen sein. (Foto vom 11.01.2012, Franz-Senn Hütte)
Ein Problem, das uns bereits den ganzen Winter beschäftigt (und auch weiterhin stark beschäftigen wird), sind Gleitschneelawinen. Besonders Regionen mit steilen Wiesenhängen sind massiv davon betroffen! Wir konnten unzählige Gleitschneeabgänge und Lawinenmäuler während der letzten Tage sichten. Bereiche unterhalb von solchen Gleitschneemäulern sollten jedenfalls gemieden werden!
Eine Sammlung von Gleitschneelawinen im Lechtal, die zu unterschiedlichsten Zeiten abgegangen sind. (Foto vom 10.01.2012, Lechtal)
Ein Blick ins südliche Osttirol zeigt wieder einmal die dortige unterdurchschnittliche Schneedecke. Abgeblasene, schneefreie Rücken sind keine Seltenheit.
Die Schneedecke am Karnischen Kamm. (Foto vom 12.01.2012)