Donnerstag, 7. Februar 2013

Details zum Lawinenunfall im Bereich des Saukasergrabens in den Kitzbüheler Alpen

Am 06.02. haben wir uns gemeinsam mit unserem Beobachter Richard Profanter sowie Alpinpolizisten die Unfallstelle angeschaut. Es handelte sich, wie bereits beschrieben, um ganz frischen Triebschnee, der von den zwei Personen im kammnahen Gelände ausgelöst wurde. Der Unfallhang ist Richtung Osten ausgerichtet und muss zumindest im obersten Teil als extrem steil bezeichnet werden. An der unteren Grafik ist der starke Wind aus westlicher Richtung am Unfalltag und zuvor gut zu erkennen (Der Unfall passierte am 04.02. gegen 15:30 Uhr.). Leicht zu erklären: Neuschnee wurde vom Westwind in den Osthang eingeweht. Es entstand spröder, störanfälliger Triebschnee. Erschwerend kam damals noch dazu, dass der Neuschnee anfangs bei kalten Temperaturen gefallen ist und die Temperatur im Tagesverlauf massiv angestiegen ist. Dabei begann es vielerorts bis zumindest 1000m, teilweise bis 2000m hinauf leicht zu regnen. Dies förderte zusätzlich zum Windeinfluss die Bindung und Störanfälligkeit der oberflächennahen Schichten. (Am späten Nachmittag gingen dann in Tirol auch einige Lawinen spontan ab.)
 
Wetterstation Ehrenbachhöhe im Nahbereich der Unfallstelle
 
Die Jugendlichen fuhren unmittelbar von der Bergstation der 3S-Bahn am Pengelstein bereits in den Hang ein, befanden sich dort u.a. auch im felsdurchsetzten Gelände (auch dort hättenb sie bereits leicht ein Schneebrett auslösen können) und querten anschließend den gesamten O-Hang, wo sie am Ende bei einem Rücken ausfahren wollten.
 
Einfahrtsspur (rote Linie), Unfalllawine (blau) und Verschüttungsstelle (roter Kreis)
 
Kurz zuvor lösten sie jedoch das Schneebrett aus, von dem beide mitgerissen wurden. Ein Jugendlicher konnte sich selbständig befreien und die Rettungskräfte alarmieren, der zweite wurde am 05.02. vormittags von einem Lawinenhund aufgespürt. Er war bereits verstorben.
 
Das Schneeprofil zeigt genau das, was unlängst im Blog erklärt wurde. Die Bindung zwischen Neuschnee und Schmelzharschkruste, die vom 30.01. auf den 31.01. entstanden ist, war gut. Das Problem stellte die Schichtgrenze zwischen anfangs kaltem, eher lockeren Schnee und darüber befindlichem Triebschnee oberhalb der Eiskruste dar.
 
Perfekt zu erkennen: Klassisches Schichtgrenzenproblem oberhalb des Ende Jänner entstandenen Schmelzharschdeckels
 
Am 06.02. als wir die Erhebungen durchführten, wirkte sich der Wärmeeinfluss in dieser Höhenlage (!) bereits gut auf die Schneedecke aus. Dies bestätigten unsere Stabilitätstests. Eine Lawinenauslösung wäre dann schon deutlich unwahrscheinlicher gewesen.
 
Am unteren Bild erkennt man die Querung der Jugendlichen. Der rote Kreis stellt den Auslösepunkt der Lawine dar.
 
 
Blick vom Lawinenanriss. Unten erkennt man den Hubschrauber des Innenministeriums samt Rettungskräften.
 
Verschüttungsstelle (rote Ellipse)