Betrachtet man die Lawinenabgänge der vergangenen Woche so war die Hauptaktivität am Wochenende vom 04.01. auf den 05.01.2014. Damals gingen zahlreiche Schneebrettlawinen spontan ab. Betroffen war Osttirol mit einem Gefälle von Süd nach Nord. Wie vermutet dürften die meisten Lawinen auf Oberflächenreif abgegangen sein. Die Lawinen erreichten meist die Größen 1 und 2 (Rutsch bzw. kleine Lawine) der 5-teiligen Lawinengrößenskala (nicht zu verwechseln mit der Lawinengefahrenskala).
Spontane Lawine am Bergerkogel (Zentralostirol), Foto vom 06.01.2014)
Spontane Lawine am Kesseberg (Zentralosttirol) Foto vom 06.01.2014
Spontane Lawine am Kesseberg (Zentralosttirol) Foto vom 06.01.2014
Anschließend mit der Wetterbesserung lösten einige Wintersportler Lawinen aus. Anfang der Woche (06.01. und 07.01.) sind uns die meisten Abgänge bekannt; seit dann kontinuierliche Abnahme.
Schneebrett im Bereich des Gaislachkogels, welches von Wintersportlern ausgelöst wurde (06.01.2014)
Schneebrett am Weg zur Wechnerscharte (Nördliche Stubaier Alpen) vom 06.01.2014. Zwei Personen wurden verletzt. (Foto 07.01.2014)
Mittertal - Wechnerscharte mit Verschüttungsstelle (Foto vom 07.01.2014)
Weitere Lawinenbeobachtungen mit teilweise Personenbeteiligung am 06.01.: Broatlahner in den Osttiroler Tauern, Ampferstein in den Kalkkögeln. Jeweils nichts passiert.
Sehr viel Glück hatten Skitourengeher am Mataunkopf bei Nauders. Im extrem steilen Gelände lösten sie ein Schneebrett mittlerer Größe aus. Wiederum ging der Abgang gut aus.
Mataunkopf am 07.01.2014
Mataunkopf am 07.01.2014 (Einfahrtsspuren)
Am Mittagskogel (Pitztal) verletzte sich ein Variantenfahrer, der laut unseren Infos ca. 300m von einem Schneebrett mitgerissen wurde.
Ansonsten beobachtete man aufgrund der frühlingshaften Temperaturen zahlreiche Lockerschneelawinen, in Osttirol zudem Gleitschneelawinen auf steilen Wiesenhängen.
Am Weg zum Bergerkogel am 06.01.2014
Lockerschneelawinen am Pfoner Kreuzjöchl (06.01.2014)
Unterwegs in Zentralosttirol am 07.01.2014
Gleitschnee in Obertilliach (07.01.2014)
Betrachtet man die Gesamtsituation so ist die Störanfälligkeit der Schneedecke während der Woche eindeutig zurückgegangen. Zwar findet man bei den Schneedeckenuntersuchungen zumindest im Sektor WNW über N bis ONO häufig Schwimmschnee in Bodennähe, bei dem dazwischen in Auflösung befindliche Schmelz- bzw. Windharschdeckel eingelagert sind. Die Stabilitätsuntersuchungen zeigen jedoch meist eine geringe Tendenz zur Bruchfortpflanzung. Wer sich intensiver mit Schneeprofilen beschäftigt findet hier wertvolle Infos. Wir freuen uns auch über Profile von gut ausgebildeten Personen!
Am ungünstigsten bleiben weiterhin eher schneearme, extrem steile Hänge im Sektor WNW über N bis ONO oberhalb etwa 2000m. Besonders an Übergangsbereichen von wenig zu viel Schnee können dort weiterhin Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Meist handelt es sich um eher kleinräumige „Nester“ wo sich unter harten Krusten lockerer Schwimmschnee ausbilden hat können.
Zudem muss in großen Höhen auf kleine frische Triebschneepakte besonders in Kammnähe geachtet werden.