Tirol liegt wieder einmal in einer Südströmung. Am 04.01. ist in weiten Teilen Tirols stürmischer Wind vorhergesagt.
Entlang des Alpenhauptkammes hat am 03.01. nachmittags der Föhn wieder durchgegriffen
Profilerstellung im hinteren Gschnitztal (Südliche Stubaier Alpen) bereits bei kräftigem Wind (Foto vom 03.01.2013)
Zudem soll wieder einiges an Neuschnee - speziell im Süden - dazukommen.
Wichtig erscheint derzeit primär die Beschaffenheit der Schneeoberfläche, sekundär aber auch die Zusammensetzung der Altschneedecke. Aus ersterem lässt sich die Verbindung des zu erwartenden frischen Triebschnees ableiten, aus letzterem, ob durch zu großes Zusatzgewicht tiefere Schichten gestört werden können.
In den derzeit schneearmen Regionen sowie in höheren Bereichen entlang des Alpenhauptkammes dominiert eine deutlich vom Wind geprägte Altschneeoberfläche
Teilweise findet man an der Schneeoberfläche Graupeleinlagerungen.
Graupel, Matreier Tauernhaus am 02.01.2013
Viel wichtiger erscheint jedoch zum Teil massiver Oberflächenreif bis meist etwa 2000m, teilweise 2200m hinauf. Dies trifft für weite Teile Tirols zu.
Oberflächenreif am 01.01. im Karnischen Kamm
Oberflächenreif am 01.01. in den Südlichen Stubaier Alpen
Generell erwarten wir Lawinenprobleme im Gelände der Exposition WNW über N bis ONO. In Waldlichtungen, an Bachböschungen sowie im Waldgrenzbereich werden in den südlichen Regionen spontane Lawinen auf Oberflächenreif abgehen. Dies hängt u.a. auch davon ab, wie weit hinauf Regen den Oberflächenreif zerstören wird; die ZAMG prognostiziert die Regengrenze anfangs um 1400m. Es hängt auch davon ab, ob vor Einsetzen der Niederschläge bereits kräftiger Wind den Oberflächenreif vertragen hat oder ob dieser ruhig eingeschneit wird.
Ansonsten spielt die Störung der meist aufbauend umgewandelten Altschneedecke durch die Zusatzbelastung des Neu- bzw. Triebschnees eine Rolle. Da es kurz nach Weihnachten im Süden bereits sehr intensiv geschneit hat und viele Lawinen spontan abgegangen sind, werden vermutlich mehr spontane Lawinen durch Kollaps des Altschneefundaments in den bisher etwas schneeärmeren südlichen Regionen zu beobachten sein. Dazu zählen die Zillertaler Alpen sowie die Osttiroler Tauern.
Frisches Schneebrett durch zu große Zusatzbelastung in den Zillertaler Alpen am 02.01.2013
Massiver Regen kann auch zu erhöhter Aktivität von Gleitschneelawinen besonders in Osttirol führen.
Wir lassen uns wie immer überraschen. Fest steht: Während der kommenden Tage sollte man zunehmend wieder defensiv unterwegs sein. Begünstigt ist natürlich aufgrund der Schneearmut der Norden des Landes.