Samstag, 1. März 2014

Gedanken zum Schneedeckenaufbau

Wichtig erscheint vorerst, dass wir aus einigen Regionen (Tuxer Alpen, Stubaier Alpen, Osttirol) Meldungen über vereinzelten, kammnahen Oberflächenreif erhalten haben (Nigg-Effekt).
 
Mit den vorhergesagten Neuschneefällen, die v.a. den Alpenhauptkamm und Osttirol betreffen werden, wird dieser Oberflächenreif (sofern vom gestrigen Wind nicht bereits zerstört), eingeschneit werden und kann kleinräumig zu Problemen führen.
 
Nigg-Effekt in den Nördlichen Stubaier Alpen am 27.02.2014
 
Ansonsten schauen die Schneeprofile meist gut aus. Glatte Brüche sind am ehesten noch an der Grenzfläche zwischen lockerem Pulver und kürzlichem Triebschnee zu beobachten. Ansonsten brechen Schichten meist rau bzw. nur teilweise, was als positives Signal zu werten ist.
 
Stabilitätsuntersuchungen im Rahmen eines Lawinenkommissionskurses im Kaunertal. Einen glatten Bruch gab es einzig beim geringmächtigen, oberflächennahen Triebschnee (Foto: 25.02.2014)
 
Ein Bruch in bodennahen Schwachschichten vom Frühwinter ist derzeit am ehesten durch außergewöhnliche Zusatzbelastungen (Wechtenbruch; primäre, kleine, kammnahe Lawinen) vorstellbar.
 
Als bodennahe Schwachschicht kommen am ehesten kantige Kristalle im Bereich von Krusten in Frage, wie an diesem Profil vom 25.02.2014)
 
Kommt es allerdings zum Bruch in solchen Schichten, können Lawinen zumindest mittlere Größe erreichen.
 
Derzeit ist der für diese Jahreszeit bereits typische Tagesgang der Lawinengefahr kaum ein Thema. Die Temperaturen sind etwas zurückgegangen. In der Schneedecke gibt es außer in tiefen und mittleren Höhenlagen (speziell in besonnten Hängen) meist noch Temperaturreserven (d.h. die Schneetemperaturen liegen zum Teil deutlich unter 0 Grad.), ein Festigkeitsverlust durch Durchfeuchtung ist dort somit (noch) kein Thema.
 
Südseitiges Profil (Seegrube – Westliche Nordalpen) am 28.02.2014
 
Schattseitige Profil (Seegrube – Westliche Nordalpen) am 28.02.2014
 
 
Temperaturreserven auch im südostexponierten Gelände auf knappe 2600m in den Osttiroler Tauern. (Profil vom 27.02.2014)
 
Ein wichtiges Kriterium stellt im Frühjahr die Luftfeuchte sowie die Schneeoberflächentemperatur dar. Je trockener die Luft, desto besser. Je besser die nächtliche Ausstrahlung, desto günstiger.
 
Man erkennt sehr trockene Luftmassen am 24.02. und 25.02. (blaue Taupunktslinie liegt weit entfernt von roter Lufttemperaturlinie). Weiters ist die schwarze Schneeoberflächentemperatur noch deutlich unter 0°C
 
Übrigens ein herzliches DANKESCHÖN an all jene Personen, die fleißig Schneeprofile im neuen, nochmals verbesserten Schneeprofilprogramm eingeben. Eine wahrlich tolle Fundgrube für Interessierte!