Freitag, 14. März 2014

Weitere Details zum tödlichen Lawinenunfall Grießkopf - Kaiserjochhaus und kurzer Appell für den 15.03.

Der Lawinenabgang unterhalb des Grießkopfs am 12.03. markierte quasi den Startschuss einer erhöhten Auslösewahrscheinlichkeit von Schneebrettlawinen, vermehrt im West- und Ostsektor zwischen etwa 2300m und 2700m und zwar vorerst v.a. in den schneeärmeren Regionen Tirols. Darauf wurde am Unfalltag auch erstmals aufgrund der Ergebnisse unserer zahlreichen Schneedeckenuntersuchungen hingewiesen: „…Aus extrem steilen, besonnten Hängen ist dann wieder auf vereinzelte, nasse Lockerschneelawinen, vereinzelt auch auf Schneebrettlawinen v.a. im Ost- und Westsektor um 2400m zu achten…“. Der Unfallhang ist westexponiert und liegt in diesem Höhenbereich.

 

Lawinenabgang Grießkopf am 12.03.2014

 

Der Unfall passierte gegen 12:30 Uhr, als im oberen Bereich noch perfekter Firn vorzufinden war. Dies zeigen die Abfahrtsspuren im Einfahrtsbereich.

 

Der oberste Teil des Lawinenanrisses (in Abfahrtsrichtung gesehen rechts). Am Horizont erkennt man das Gipfelkreuz (Foto: 12.03.2014)

 

 

Dennoch: Die Strahlung war sehr intensiv, die Temperatur hoch. Die Schneedecke begann sich somit oberflächig zu durchfeuchten. Der tragfähige Harschdeckel wurde zudem mit abnehmender Seehöhe tendenziell störanfälliger, zumal im Gipfelhang auch wenig Schnee lag und flächig unter dem Harschdeckel bereits eine nasse, vormals aufbauend umgewandelte Schneeschicht vorhanden war.

 

Das Profil im Anrissbereich: Stabilitätstests zeigten kurz nach dem Unglück eine allgemein schlechte Verbindung zwischen Harschdeckel und der unmittelbar darunter befindlichen, vormals aufbauend umgewandelten Schicht.

 

Eine wichtige Rolle spielte auch die Steilheit. Der Verunfallte wählte als einziger die direkte Abfahrtsvariante. Von knapp 40° versteilte sich der Hang zusehends Richtung 45°. Die anderen Tourenteilnehmer fuhren in Abfahrtsrichtung weiter links ab.

 

Hangneigungskarte, die die extrem steilen Passagen markiert (rote Flächen).(c) tiris

 

Blick von oben mit Verschüttungsstelle (Foto: 12.03.2014)

 

Zum Teil extrem steil und meist schneearm. (Foto: 12.03.2014)

 

Kurzer Appell für morgen Samstag, den 15.03.! In steilen besonnten Hängen unbedingt frühzeitig unterwegs sein. Die Lawinengefahr wird spätestens ab den Mittagsstunden unterhalb etwa 2700m auf erheblich ansteigen! Wer früh unterweg ist, kann mit tollem Firn, schattseitig in windberuhigten Bereichen oberhalb etwa 2000m immer noch mit Pulverschnee rechnen.