Vorab: Derzeit überwiegen in Tirol günstige Verhältnisse. Problembereiche findet man am ehesten noch in sehr steilen Hängen im Sektor WNW über N bis ONO oberhalb der Waldgrenze bis etwa 2300m hinauf, vermehrt in den Regionen der Tuxer Alpen, der Zillertaler Alpen sowie der Nördlichen Ötztaler und Stubaier Alpen.
Vornehmlich im schattigen Gelände findet man im Bereich von Wind- bzw. Schmelzkrusten teilweise noch ausgeprägtere Schichten von lockeren, kantigen Kristallen. Dort, wo der Triebschnee von Anfang März mächtiger ist, können Spannungen noch übertragen und somit Schneebrettlawinen ausgelöst werden. Profilstandort orographisch links versetzt des Lawinenabgangs beim Windegg vom 07.03.2015 (Foto: 09.03.2015)
Was die Schneequalität anlangt, so konnten wir in Nordtirol (dort hat es mehr geschneit als in Osttirol) traumhafte Tage mit tollem Pulverschnee, in besonnten Hängen in ganz Tirol zumindest bis in mittlere Höhenlagen hinauf oftmals auch Firn genießen. Inzwischen wird der Pulver weniger, der Bruchharsch häufiger, harte Schmelzkrusten und somit die Aussicht auf Firn in steilen, besonnten Hängen bleiben.
Pulvertraum in den Zillertaler Alpen (Foto: 07.03.2015)
Pulvertraum auch im Außerfern (Foto: 10.03.2015)
Übergang zu Firn in den Tuxer Alpen (Foto: 10.03.2015)
Die relativ kühlen Temperaturen bei sehr trockener Luft bewirken gerade eine nur geringfügige Durchfeuchtung und somit eher vernachlässigbaren Festigkeitsverlust der Schneedecke. Es kann somit etwas dauern, bis harte Krusten auffirnen…
Eine kurze Störung brachte vom 11.03. auf den 12.03. geringfügigen Niederschlag samt Wind in den östlichen Regionen des Landes. Vergangene Woche dominierte der Sonnenschein. Die Temperatur ist vorerst zurückgegangen (Wetterstation Figol bei Kals in den Osttiroler Tauern)
Die Schneehöhe ist für die Jahreszeit zumindest in tiefen und mittleren Höhenlagen unterdurchschnittlich.
Wenig bis kein Schnee in tieferen, zumindest besonnten Bereichen am Beispiel von Osttirol (Foto: 07.03.2015)
Abrupter Übergang von Frühjahr zu Winter. Blick von der Glanderspitze bei Zams ins Inntal (Foto: 06.03.2015)
Die dicke violette Linie zeigt die aktuelle Schneehöhe unsere Beobachters Toni Schneider in Obertilliach im Südlichen Osttirol. Wir liegen unter dem langjährigen Mittel (dünne violette Linie). Grau hinterlegt sind die bisherigen Maxima und Minima.
Ein sehr ähnliches Bild in Boden im Außerfern: Unterdurchschnittliche Schneehöhe zumindest in tiefen und mittleren Höhenlagen.
Leicht überdurchschnittlich ist hingegen die Schneelage in größeren Höhen, insbesondere in den Regionen entlang des Alpenhauptkammes. Silvretta (Foto: 12.03.2015)
Wie schon erwähnt: Lawinenabgänge, wie wir sie letztes Wochenende hatten, sollten inzwischen kaum mehr ein Thema sein. Hier gibt es noch einen kurzen Überblick über ausgewählte Lawinenabgänge. Eine Übersicht aller registrierten Lawinen findet man hier:
In den südlichen Ötztaler Alpen wurde am 08.03. ein Teilnehmer einer geführten Gruppe unterhalb des Mutbodens bei der Abfahrt vom Tiefenbachgletscher ins Ventertal von einer Lawine erfasst und knapp 1000m mitgerissen. Er erlitt schwerste Kopfverletzungen. Die Ursache dürfte die Kombination aus frischem Triebschnee, beginnender Durchfeuchtung und möglicherweise einer Schwachschicht im Altschnee gewesen sein. (Nachtrag vom 16.03.2015: Die Gruppe bestand aus einer 3-köpfigen deutschen Skifahrergruppe, die von einem staatlichen Skilehrer geführt wurde. Die Gruppenmitglieder fuhren einzeln in den Hang bis zu einem Sammelpunkt unterhalb eines großen Steines ein. Als die letzte Person zum Sammelpunkt fahren wollte, löste diese ein Schneebrett aus, von dem auch eine am Sammelpunkt wartende Person mitgerissen wurde. Beide Personen zogen ihren Airbag. Der Bergführer sowie ein weiteres Gruppenmitglied wurden nicht erfasst. Eine der Personen konnte sich nach einigen hundert Höhenmetern selbst aus der Lawine unverletzt befreien, die andere Person blieb vermutlich an einem Hindernis in der Sturzbahn hängen und wurde in Folge total verschüttet. Sofort wurde mit der Suche begonnen. Dem Skiführer gelang es, die Person in weniger als 10min zu orten und auszugraben. Mit schwersten Verletzungen wurde die Person in Folge mit dem Notarzthubschrauber in die Innsbrucker Klinik geflogen.)
Im Bereich des blauen Kreises wurde die Lawine am 08.03. 2015 ausgelöst.
Eine Häufung von Lawinenereignissen in den Nördlichen Stubaier Alpen, hier im Bereich des Rosskogels. In den nahe gelegenen Kalkkögeln wurden zwischen 06.03. und 09.03. insgesamt 9 (!) Lawinen mit Personenbeteiligung registriert. Im Bild blau: spontane Lawinen, welche vor jenen Lawinen abgegangen waren, die von Skitourengehern ausgelöst wurden: rechts im Bild: Rosskogel-Windegg; links im Bild: Rosskogel-Kögele (violett)
Lawine Rosskogel-Windegg vom 07.03. Zwei Skitourengeher lösten die Lawine in der Abfahrt aus (Spuren unmittelbar beim Anriss). Es handelte sich um die Kombination aus einem Altschnee- und Triebschneeproblem. (Foto: 09.03.2015)
Lawine Rosskogel-Kögele vom 08.03. Zwei Skitourengeher lösten die Lawine in der Abfahrt im ziemlich flachen Gelände aus.
Lawine Rosskogel-Kögele: Anrissbereich: Kleine Änderungen in der Exposition in Richtung Süd bewirkten offensichtlich eine bessere Verfestigung der Altschneedecke durch vermehrten Wärme- und Wassereintrag in der vorangegangenen Schönwetterperiode. Man erkennt den Riss rechts des Anrisses. Die Schneedecke glitt dort nicht ab. (Foto: 08.03.2015)
Der westlich vom Rosskogel gelegene Brechten. Hier löste ein einheimischer Skitourengeher am 08.03.2015 bei der Abfahrt dieses Schneebrett aus. Er wurde nicht erfasst. (Foto: 09.03.2015)
Schneeprofil im Nahbereich eines Lawinenabgangs am 08.03. oberhalb von St. Christoph beim so genannten Wirt. Eine geführte Gruppe befand sich im extrem steilen, schattigen Gelände bei der Abfahrt und löste ein Schneebrett aus. Eine Person erlitt Verletzungen. Man erkennt die Schwachschicht unter einer Kruste.
Foto unmittelbar nach dem Lawinenabgang am Gaishorn im Außerfern vom 07.03.2015. Frischer Triebschnee abseits der viel befahrenen und begangenen Normalroute als unmittelbare Ursache.
Lawine Murmentenkar in den Nördlichen Stubaier Alpen im Aufstieg ausgelöst. Nichts passiert (Foto: 07.03.2015)
Am 07.03. gesprengte Lawine unterhalb des Hohen Rads in der Silvretta (Foto: 12.03.2015)
Lawinenabgang Griestaler Spitze vom 06.03.2015: Eine bayrische Tourengruppe löste im Aufstieg die Lawine aus. Durch exzellente Kameradenrettung konnte eine Person aus 2m Tiefe rechtzeitig ausgegraben werden.