Hauptprobleme: Frischer Triebschnee in großen Höhen, diffuses Altschneeproblem
Die während der vergangenen Woche entstandenen frischen Triebschneeansammlungen haben sich meist wieder recht gut miteinander verbunden. Am meisten muss man somit auf frisch gebildete Triebschneepakete achten. Diese sind vermehrt oberhalb etwa 2400m zu stören. Vermehrt betroffen ist schattiges Steilgelände sowie kammnahes, hochalpines Gelände. Lawinen sind eher klein bis mittelgroß und können kurzfristig teilweise noch durch geringe Belastung gestört werden.
Schwieriger einzuschätzen ist ein diffuses Altschneeproblem in einem Höhenbereich zwischen etwa 2400m und 2900m. Betroffen ist v.a. Gelände im Sektor W über N bis O, vereinzelt auch SO. Im Grenbereich der seit Ende Jänner eingeschneiten Schneedecke findet man dünne Schichten aus kantigen Kristallen, die mitunter zu stören sind. Am ehesten ist dies im sehr steilen Gelände an schneearmen Stellen bzw. an Übergangsbereichen von viel zu wenig Schnee möglich. Meist benötigt man dazu große Belastung, vereinzelt ist dies auch durch geringe Belastung vorstellbar. Ausgelöste Lawinen können zum Teil groß werden.
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Schneeprofil auf 2870m im Sektor SO in der Region Nördliche Ötztaler und Stubaier Alpen. Die Pfeile zeigen auf dünne kantige Schichten zwischen bzw, unterhalb von Krusten. Brüche pflanzten sich hier innerhalb dieser Schwachschichten fort. (Foto: 13.02.2020) |
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Ähnliches Profil, wie am Foto abgebildet im hinteren Kaunertal: Abweichend zu obigem Profil konnte hier auf 2540m im Sektor SO kein durchgängiger Bruch erzeugt werden. |
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Profil im Schattenhang auf 2500m im 21 Gad steilen Gelände. Im unmittelbaren Nahbereich konnte ein Setzungsgeräusch provoziert werden. Hinteres Kaunertal |
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Großer spontaner Lawinenabgang nach dem 04.02. Sommerwand ca. 3000m (Foto: 08.02.2020)
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Großer spontaner Lawinenabgang nach dem 04.02. Kaltenberg, Grenzgebiet zu Vorarlberg (Foto: 08.02.2020) |
Entwicklung des Gefahrenmusters "kalt auf warm"
Wie schon
im Blogeintrag vom 06.02.2020 angeführt, verfolgen wir intensiv die Entwicklung der seit 04.02. eingeschneiten, vom Regen beeinflussten Schneedecke. Inzwischen sieht man im Nordsektor entsprechende aufbauende Umwandlung unterhalb einer ab dem 04.02. gebildeten Schmelzkruste. Diese mögliche Schwachschicht ist unterschiedlich stark entwickelt. Meist fehlt derzeit eine entsprechende Schneeauflage, als dass diese Schicht gefährlich werden könnte. Dennoch: Bei entsprechender Triebschneeauflage gehen wir derzeit von einem schmalen Höhenband zwischen etwa 2300m und 2500m auf, wo Wintersportler diese Schicht eventuell stören könnten.
Hier ein paar Profile der vergangenen Tage:
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Pfeil zeigt auf dünne kantige Schicht aufgrund gm.4 (kalt auf warm) hin. |
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Pfeil zeigt auf dünne kantige Schicht aufgrund gm.4 (kalt auf warm) hin. |
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Pfeil zeigt auf dünne kantige Schicht aufgrund gm.4 (kalt auf warm) hin. |
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Am Bild erkennt man jene Regenkruste, welche sich nach dem 03.02.2020 gebildet hat. Osttirol. (Foto: 06.02.2020) |
Stark vom Wind beeinflusste Schneedecke
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Vom Wind heruntergerissene Äste findet man derzeit in weiten Teilen Tirols (Foto: 13.02.2020)
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Der Wind erodierte viel Schnee und ließ z.B. alte Spuren stehen (Foto: 13.02.2020) |
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Eindrucksvolle Windformation (Foto: 12.02.2020) |
Lawinenabgänge der vergangenen Woche
Während der vergangenen Woche passierte ein tödliches Lawinenunglück unterhalb der Murkarspitze.
sh. Blogeintrag
Bei einem weiteren Unfall in einem extrem steilen Osthang auf 2300m unterhalb des Großen Rettensteins in den Kitzbüheler Alpen verletzten sich zwei Personen.
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Lawinenabgang großer Rettenstein vom 08.02.2020 |
Ein weiteres Lawinenereignis mit Personenbeteiligung war heute am 13.02. im Defereggental.
sh. hier. Es passierte nichts.
Wetter stand im Zeichen des Sturmtiefs "Sabine"
Nach einem Wochenende mit ruhigen Hochdruckwetter und vor allem in der Höhe milden Temperaturen, erreichte uns am Montag, 10.02.2020, das Sturmtief „Sabine“.
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Sturmtief "Sabine" |
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Windböen 10.02.2020 des Sturmtiefs "Sabine" |
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Maximal gemessene Windböe am 10.02.2020 - Wetterstation Elferspitze im Stubaital) |
Die stürmische West- bis Nordwestströmung brachte uns feuchte Luftmassen vom Atlantik und auf den Bergen teils Orkanböen mit Spitzen von über 150km/h nach Tirol. Der stürmische Höhenwind wurde im Laufe der Woche allmählich schwächer und am heutigen Donnerstag, 13.02.2020, sorgt ein kurzes Hoch für beständigeres Wetter.
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Anfangs schönes Wetter, ab 10.02. Wetterverschlechterung samt Sturm und Neuschnee. Am meisten schneite es im Nordwesten des Landes, wie hier bei der Wetterstation Jöchelspitze im Außerfern., |
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Sturm und entsprechende Schneeverfrachtungen im nördlichen Osttirol (Foto: 11.02.2020) |
Ausblick
Bereits in der Nacht zum Freitag, 14.02.2020, überquert uns eine Front mit feuchten und kalten Luftmassen, welche etwas Neuschnee bringen wird. In den Nordweststaulagen erwartet die ZAMG-Wetterdienststelle Neuschneemengen von etwa 20cm, im übrigen Tirol werden es meist zwischen 5 und 10cm sein mit abnehmender Tendenz Richtung südliches Osttirol. Letzte Schneeschauer klingen im Laufe des Tages ab und zu Beginn des Wochenendes bringt uns zunehmender Hochdruckeinfluss sonniges Wetter mit einer deutlichen Erwärmung.
Die Lawinengefahr wird allmählich zurückgehen. Das diffuse Altschneeproblem wird allerdings weiter bestehen bleiben. Mit der Erwärmung ist mit vermehrten Feuchtschneerutschen, ev, auch Gleitschneelawinen zu rechnen.