Sonntag, 2. Februar 2020

Regen und Erwärmung führen zu einer Schwächung der Schneedecke und zu spontanen Lawinen

Die ZAMG-Wetterdienststelle hat für den Zeitraum vom 02.02. 12:00 Uhr bis 03.02.2020 18:00 Uhr eine Information über ein besonderes Niederschlagsereignis in Tirol ausgegeben.
Mit einer Warmfront wird milde und sehr feuchte Luft nach Tirol transportiert. Die meisten Niederschläge werden am Alpennordrand erwartet und liegen voraussichtlich zwischen 60 und 90mm mit Schwerpunkt in den Allgäuer Alpen und dem Lechtal. Im Oberland und dem östlichen Unterland werden Mengen zwischen 30mm und 60mm erwartet.

Die Regengrenze soll sich während des Warnzeitraums zwischen 2200m und 2500m befinden.

Schwächung der Schneedecke und spontane Lawinen

Für die Schneedecke bedeuten der Regeneintrag sowie die Erwärmung eine zum Teil massive Schwächung. In tiefen und mittleren Höhenlagen rechnen wir mit vermehrten nassen Lockerschnee- und Gleitschneelawinen. Durch die bereits feuchte und zunehmend nässer werdende Schneedecke können kleine Impulse durch nasse Lockerschneelawinen dazu führen, dass im extrem steilen, bisher wenig befahrenem Gelände die Schneedecke bis in tiefere Schichten mitgerissen wird. Vermehrt betroffen für nasse Lockerschneelawinen wird die bisher noch weniger gut gesetzte Schneedecke im Sektor WNW über N bis ONO sein. Gleitschneelawinen sind in den regenbeeinflussten Gebieten hingegen in allen Expositionen gleich wahrscheinlich.

In tiefen und mittleren Höhenlagen werden v.a. nasse Lockerschneelawinen und Gleitschneelawinen erwartet. Tannheimertal (Foto: 02.02.2020)

Spontane Schneebrettlawinen werden hingegen v.a. in Höhenbereichen oberhalb etwa 2000m erwartet, dies besonders im Sektor W über N bis O. Wiederum gilt, dass davon v.a. bisher wenig verspurtes Gelände betroffen sein wird.

Das Bild zeigt eine am 31.01.2020 auf einem bisher unverspurten Westhang unterhalb des Predigberges in der Silvretta abgegangene Schneebrettlawine. Seehöhe ca. 2200m. Eine Person wurde von dieser Lawine ca. 400m mitgerissen. Ähnliche Lawinen sind nun durch Regen und Erwärmung spontan zu erwarten. (Foto: 31.01.2020) 

Zudem sind Schneebrettlawinen im kammnahen, windgeschützten Gelände in großen Höhen denkbar. Dort könnte u.a. auch der vom 01.02. auf den 02.02. abgelagerter Graupel eine Schwachschicht bilden.

Entscheidend sind derzeit mehrere Faktoren:
1) aufbauend umgewandelte Schneeschicht der langen Schönwetterphase, auch wenn Schneedeckenuntersuchungen eine tendenziell zunehmende Verbindung mit den Nachbarschichten zeigen
2) Bindung der darüber gelagerteren Schichten durch Wärme
3) Schneetemperatur bis zumindest 2000m hinauf nahe bei Null Grad und dadurch rasche, weitere Durchfeuchtung bzw.  Durchnässung samt Festigkeitsverlust

Große Lawinengefahr in regenbeeinflussten Gebieten



Mehr Informationen dazu unter lawinen.report

Anschließend bringt eine Kaltfront Schnee bis in tiefe Lagen. Es folgt Schönwetter. Zurückhaltung ist angebracht!

An die Warmfront anschließend bringt dann eine Kaltfront Schnee bis 600m und weiterhin stürmische Verhältnisse auf den Bergen. Die Lawinensituation bleibt vorerst etwas angespannt. Ab Donnerstag, dem 06.02. setzt sich dann laut ZAMG-Wetterdienststelle Hochdruckeinfluss durch.

Wir raten bis auf Weiteres, dass unerfahrene Personen die gesicherten Pisten möglichst nicht verlassen sollten. Ansonsten sollten Wintersportler und Freerider, die sich im freien Skigelände bewegen über sehr gutes lawinenkundliches Wissen verfügen.