Nach dem zum Teil intensiven Regen mit zahlreichen, meist mittelgroßen Lawinenabgängen sowie Überschwemmungen im Unterland bringt nun laut ZAMG-Wetterdienststelle eine Kaltfront beachtliche Neuschneemengen samt stürmischen Verhältnissen auf den Bergen.
Die Kaltfront wird morgen am 04.02. in der Früh mit starkem Wind Tirol erreichen und bringt bis Mittwoch, 05.02. zum Teil beachtliche Neuschneemengen von lokal nahe an die 100cm. |
Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang die Ausgangssituation für diese Schneefälle, die in Summe gar nicht so schlecht ist. Die vorangegangenen Regenfälle führten nämlich bereits zu einer massiven Schwächung der Schneedecke. Schwachschichten innerhalb der Altschneedecke sind somit nur mehr vereinzelt, und wenn in großen Höhen anzutreffen.
Hauptprobleme Triebschnee in hohen sowie Nassschnee in tiefen und mittleren Höhenlagen
Eines der Hauptprobleme dieser Neuschneefälle wird v.a. innerhalb des Neuschneepakets zu suchen sein. Als Schwachschichten kommen voraussichtlich lokal Graupeleinlagerungen in Frage. Ebenso kann unterschiedlicher Windeinfluss während des Schneefalls zu Härteunterschieden innerhalb des Neuschneepakets führen. Eine vergleichsweise weichere, hohlraumreichere Neuschneeschicht könnte eine Schwachschicht für darüber gelagerten Triebschnee bilden.
Zudem bleibt die nasse Altschneedecke zum Teil noch störanfällig. Dies gilt v.a. für extrem steiles Gelände in den neuschneeärmeren Regionen, wo Impulse von Wintersportlern und Freeriderinnen zum Abgang nasser Lockerschneelawinenlawinen führen können. Auch Gleitschneelawinen bleiben vorerst noch eine nicht zu unterschätzende Gefahr, dies besonders in den schneereicheren Regionen Tirols, dort wo es während der vergangenen Tage intensiver geregnet hat.
Zu bedenken ist auch, dass Neuschnee, welcher in Bewegung gerät mitunter die nasse Altschneedecke mitreißen kann. Da die Schneemächtigkeit im gesamten Land in tiefen und mittleren Höhenlagen unterdurchschnittlich ist, werden die Auslauflängen solcher Lawinen in überschaubarem Ausmaß bleiben.
Wintersportler und FreeriderInnen aufgepasst!
Beachtet während der kommenden Tage die Trieb- und Nassschneeproblematik.
Meidet während der kommenden Tage v.a. frische Triebschneepakete im sehr steilen Gelände. Die Verbreitung und Störanfälligkeit frischer Triebschneeansammlungen nehmen mit der Seehöhe zu.
Wir raten, unerfahrenen Personen, die gesicherten Pisten vorerst möglichst nicht zu verlassen.
Ein Blick zurück: Viel Regen im Norden
Die Prognosen der ZAMG-Wetterdienststelle sind eingetroffen. In weiten Teilen Tirols hat es vom 02.02. auf den 03.02.2020 intensiv geregnet, mit Schwerpunkt im Norden des Landes. Die Regengrenze lag meist zwischen 2300m und 2500m. Mitunter sank diese während des heutigen 03.02. auf etwa 2000m.
Niederschlagsverteilung der vergangenen 24 Stunden in Tirol |
Die maximal gemessenen Niederschläge beliefen sich auf über 90mm! |
Nasse Schneedecke bis in hohe Lagen hinauf - Spontane Lawinen
Der Regen durchnässte die Schneedecke bis in hohe Lagen, dies umso mehr, je niederschlagsreicher die Region war. Damit einhergehend verlor die Schneedecke an Festigkeit. Die Folge waren zahlreiche spontane Lawinen. Meist handelte es sich um nasse Lockerschnee- und Gleitschneelawinen. Vermehrt waren es Lawinen der Größe 2, zum Teil auch Größe 3 sowie zahlreiche Rutscher. Ebenso wurden uns spontane Schneebrettlawinen gemeldet. Letztere lösten sich auch noch oberhalb der Regengrenze, v.a. in der nördlichen Hälfte.
Hier findet sich eine Auswahl an Bildern der kürzlichen Lawinenaktivität in Tirol:
Eine Mischung aus nassen Lockerschnee- und Gleitschneelawinen im Lechtal (Foto: 03.02.2020) |
Viele kleinere Lockerschneelawinen im Stubaital (Foto: 03.02.2020) |
Lawinenablagerung unterhalb eines Wasserfalls im Sellraintal, der gestern von Eiskletterern noch begangen wurde (Foto: 03.02.2020) |
Erhöhte Gleitschneeaktivität, wie hier unterhalb der Seegrube bei Innsbruck. Eine abgegangene Gleitschneelawine. Weitere Gleitbewegung ist im Gange (Pfeile) (Foto: 03.02.2020) |
Einige Lawinen erreichten auch gesperrte Pisten, wie hier im Rettenbachtal in den Ötztaler Alpen (Foto: 03.02.2020) |
Die im Hintergrund ersichtliche Lawine wurde gezielt abgesprengt. Paznauntal (Foto: 03.02.2020) |
Kleiner Impuls, große Wirkung: Nasse Lockerschneelawinen erreichten z.T. beachtliche Größe. Obergurgl (Foto: 03.02.2020) |