Ein sonniges Wochenende steht bevor - Nassschneelawinen im Tagesverlauf beachten!
Nach typischem, wechselhaften Aprilwetter, das uns heute am 22.04. v.a. im Norden des Landes gebietsweise Regen bis häufig um 2000m gebracht hat, bessert sich nun das Wetter. Schon während der Nachtstunden beginnt es aufzuklaren. Freitag bis Sonntag versprechen sehr sonnige und zunehmend warme Tage zu werden. Am Sonntag, 25.04., kann es aus Quellwolken gebietsweise etwas Niederschlag geben.
Die vergangene Woche war für die Jahreszeit zu kalt und sehr wechselhaft. Blick von den Tuxer Alpen Richtung Karwendel (Foto: 22.04.2021) |
Tageszeitlichen Anstieg der Lawinengefahr beachten!
Warme Temperaturen und intensiver Strahlungseinfluss werden während der kommenden Tage zu einer zunehmenden Schwächung der Schneedecke während des Tages führen. Sonnen- und Schattenhänge sind dabei differenziert zu betrachten.
Sonnenhänge
In Sonnenhängen werden vermehrt oberflächennahe Schichten (Ablagerung ab 05.04.2021) vom Festigkeitsverlust betroffen sein. Dünne Schwachschichten finden sich v.a. oberhalb von kürzlich gebildeten Schmelzkrusten. Durch Schmelzprozesse eindringendes Wasser kann dort zu einer erhöhten Störanfälligkeit der Schneedecke samt spontaner Lawinenabgängen führen. Möglich erscheint auch die Auslösung von Schneebrettlawinen durch Impulse nasser Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände.
Davon betroffen sind auch hochalpine Sonnenhänge.
Schneebrett, welches auf ca. 3000m in einem Südhang in der Granatspitzgruppe fernausgelöst wurde (Foto: 21.04.2021) |
Nordhänge
Nordhänge wurden diesen Winter in Nordtirol bis maximal 2400m, in Osttirol bis etwa 2000m etwas tiefergreifender durchfeuchtet. Dies war am 02.04.2021, als es regnete. Zahlreiche spontane Lawinenabgänge - vermehrt nasse Lockerschneelawinen, zum Teil auch Schneebrettlawinen waren die Folge. Mit dem heutigen Regeneintrag (22.04.2021) und dem Anfang des Tages zum Teil massiven, diffusen Strahlungseinflusses wurde die Schneedecke im Norden des Landes zumindest oberflächennah wieder feucht.
Niederschlag vom 22.04.2021 bis 19:00 Uhr |
Temperaturreserven gibt es inzwischen kaum mehr. Wärmeeinfluss und diffuser Strahlungseinfluss können deshalb recht rasch zu einem tiefergreifenden Wassereintrag führen. Dies wird die Schneedecke schwächen und sowohl durch Wintersportler leichter stören lassen, als auch zu spontanen Lawinenabgängen führen.
Schattseitig aktuell noch oberflächennahe Lockerschneelawinen, zunehmend zumindest unterhalb etwa 2400m sind dann im Tagesverlauf auch Schneebrettlawinen möglich. (Foto: 21.04.2021) |
Übersicht über simulierte "Lawinenaktivitätsindizes" für heute 22.04.2021 15:00 Uhr. Über "1" spricht für zunehmende Schwächung. |
Im Vergleich dazu: Prognose für Samstag, 24.04. 15:00 Uhr |
Ebenso berichtenswert: In den Zillertaler Alpen wurden entlang des Alpenhauptkammes spontane Schneebrettlawinen in extrem steilen Nordhängen um 3000m beobachtet. Abgangszeitpunkt nicht ganz klar, eher jüngeren Datums. Die Anbrüche sollen zum Teil beachtlich gewesen sein. Dies dürfte am ehesten mit anderen Rückmeldungen zusammenpassen, als uns Wintersportler speziell aus höheren, eher windgeschützten Lagen von einer aufgebauten Schneeoberfläche berichteten (von viel "Grieß").
Am Morgen überwiegend günstige Verhältnisse - Absturzgefahr beachten
Während klarer Nächte wird die Schneedecke oberflächig gefrieren. Zumindest in hohen Lagen gehen wir von einem tragfähigen Harschdeckel während der Morgenstunden in Sonnenhängen und unterhalb etwa 2200m auch in Schattenhängen aus. Vorsicht: Im Steilgelände besteht eine nicht zu unterschätzende Absturzgefahr. Harscheisen bzw. Steigeisen sollten deshalb in keinem Rucksack fehlen.
Conclusio - gute Zeiteinteilung
Für die kommenden Tage ist eine gute Tourenplanung, vor allem eine gute Zeiteinteilung sehr wichtig! Lawinen können im Tagesverlauf mit zunehmender Durchfeuchtung immer leichter von Wintersportlern ausgelöst werden bzw. spontan abgehen. Besondere Vorsicht auch in Schattenhängen unterhalb etwa 2400m, wo Schneebrettlawinen zunehmend auch in bodennahen Schichten brechen können. Diesbezüglich günstiger einzuschätzen ist dabei v.a. das südliche Osttirol, wo das Schneedeckenfundament kompakt ist.