Sonntag, 18. April 2021

Lawinenunfall Großer Zunig in Osttirol fordert ein Todesopfer und einen Schwerstverletzten

Am 17.04. ging kurz nach 13:00 Uhr ein Notruf bei der Leitstelle Tirol über einen Lawinenunfall am Großen Zunig südlich von Matrei in Osttirol ein. Zwei Skitourengeher wurden dort von einem Schneebrett während der Abfahrt erfasst und über felsdurchsetztes Gelände mitgerissen. Eine Person verstarb noch an der Unfallstelle, die zweite Person wurde mit schwersten Verletzungen in die Innsbrucker Klinik geflogen.


Die rote Ellipse markiert die Unfallstelle nördlich des Großen Zunigs. Am oberen Bildrand befindet sich Matrei in Osttirol (c) tiris


Das Schneebrett löste sich im extremen Steilgelände in einem Nordhang auf einer Seehöhe von etwa 2550m. Dem Lawinenabgang liegt ein oberflächiges Triebschneeproblem aufgrund kürzlichen, zum Teil starken Windeinflusses zugrunde. Nähere Erhebungen vor Ort werden primär aufgrund der Exponiertheit des Geländes unsererseits nicht durchgeführt.


Der Pfeil markiert den Einfahrtsbereich (Foto: 17.04.2021)


Zwei Einfahrtsspuren in das Schneebrett. Die Anrissmächtigkeit variiert und wird zwischen etwa 30cm und 70cm geschätzt. (Foto: 17.04.2021)



Der Pfeil markiert die obere Anbruchkante des Schneebretts (Foto: 17.04.2021)


Ergänzende Infos zur aktuellen Situation

Wir haben einige Beobachtungen über die Ausbildung von gm.4 (kalt auf warm) erhalten. Gebietsweise betroffen erscheint besonntes, sehr steiles Gelände beginnend von etwa 2200m aufwärts. Einen "Ausreißer" gabs in den Stubaier Alpen, der sich auf einen Südhang auf 2050m bezog. Setzungsgeräusche sind häufig ein Indiz für dieses Altschneeproblem. 

Die Schneequalität im besonnten Gelände ist aktuell schlecht. Es überwiegt Bruchharsch.

Während der vergangenen Tage wurden sehr viele, auch extrem steile Abfahrten in Nordhängen absolviert. Dies zeigt auch, dass Gefahrenbereiche im Nordsektor nicht allzu häufig vorhanden sind.

Problembereiche im Nordsektor gibt es am ehesten:  
  • in Nordtirol in einem schmalen Höhenband um 2300m. Dort findet man eine dünne Regenkruste vom 02.04., darunter eine dünne kantige Schicht. Diese bildete sich während der Schönwetterphase bis Anfang April aus. 
  • an schneearmen Stellen in größeren Höhen, wo man "Schwimmschneenester" antrifft
  • in Form von frischen Triebschneepaketen im extrem steilen Gelände