Ungünstige Einflussfaktoren bedingen gebietsweise große Lawinengefahr
Der für morgen, 08.12. prognostizierte Neuschneezuwachs von häufig 20-30cm, verbunden mit starkem Wind, kalten Temperaturen sowie einer ohnehin schon störanfälligen Schneedecke führen zu einem Anstieg der Lawinengefahr. Diese wird in den Hauptniederschlagsgebieten morgen am 08.12.2021 während des Tages groß. Wir rechnen spätestens dann mit vermehrter spontaner Lawinenaktivität.
Vermutlich spontaner Schneebrettabgang Ragötzellenke, Deferegger Berge. 2500m, NNO (Foto: 04.12.2021) |
Einerseits werden Schneebrettlawinen im Bereich von schwachen Schichten im mittleren Teil der Schneedecke brechen, dies insbesondere in Schattenhängen. Andererseits bildet die aktuelle Schneeoberfläche aus lockerem, kalten Pulverschnee eine weitere, sehr leicht zu störende Schwachschicht für darüber gelagerten Triebschnee, dies in allen Hangrichtungen.
Die sehr kalte, lockere Schneeoberfläche wurde hier von gering mächtigem Triebschnee überlagert und konnte beim Betreten sehr leicht gestört werden. Tuxer Alpen (Foto: 07.12.2021) |
Komplexe Situation mit zahlreichen Gefahrenstellen
Die ohnehin schon sehr fordernden Situation für Wintersportler mit einem gebietsweise ausgeprägten Altschneeproblem wird nun noch von einem ebenso ernst zu nehmenden Triebschneeproblem überlagert. Dies bedeutet, dass die Gefahrenstellen im Gelände mit dem zunehmenden Windeinfluss samt Schneefall immer zahlreicher werden. Zudem beobachten wir aktuell aufgrund enormer Temperaturschwankungen Umwandlungsprozesse innerhalb der Schneedecke (gm.4 - kalt auf warm), die zeitnah neue Schwachschichten entstehen lassen können. Betroffen sind v.a. tiefe bis mittlere Höhenlagen, also Bereiche, die bisher tendenziell begünstigt waren.
Lawinenereignisse bisher recht glimpflich ausgegangen
Während der vergangenen Tage wurden uns wieder einige Lawinenabgänge gemeldet, bei denen Personen beteiligt waren. Es dürfte zum Teil viel Glück im Spiel gewesen sein, dass nichts Schlimmeres passiert ist. So z.B. unterhalb des Gipfels des Sonntagsköpfls in den Tuxer Alpen, wo eine abfahrende Skitourengeherin total verschüttet wurde. Sie konnte von ihrem Kameraden aus 1m Tiefe ausgegraben werden und wurde während einer nächtliche Bergrettungsaktion mit einer Fußverletzung sicher ins Tal gebracht.
Rettungsmannschaft beim Lawinenkegel. Sonntagsköpfl. Tuxer Alpen. 2250m, O, 40°. Anriss teilweise bis 2m. (Foto: 05.12.2021) |
FAZIT
Aktuell sollte man unbedingt über sehr gutes lawinenkundliches Wissen verfügen, wenn man im freien Gelände unterwegs sein möchte. Zu bedenken ist auch, dass weiterhin auch Fernauslösungen aus flachem Gelände möglich sind, die eine besonders defensive Routenwahl erforderlich machen.
Nochmals wiederholt: Frischer Triebschnee wird während der kommenden Tage im ganzen Land besonders leicht zu stören sein bzw. kann sich im Steilgelände auch von selbst lösen!
Schneefahnen kündigen bereits die Wetterverschlechterung an. Lienzer Dolomiten (Foto: 07.12.2021; (c) Thomas Zimmermann) |