Weiterhin heimtückische Lawinensituation
Gleich vorweg: Speziell im Westen des Landes, aber auch im nördlichen Osttirol haben wir es mit einem zum Teil recht ausgeprägten Altschneeproblem zu tun. Das Altschneeproblem beginnt von etwa 2200m (meist 2400m) aufwärts, anfangs in Schattenhängen, dann zunehmend auch in West- und Osthängen. Oberhalb etwa 2700m findet man es vermehrt auch in reinen Südhängen.
Bestätigt wird das durch Stabilitätsuntersuchungen, weiters durch Schneebrettlawinen, die von WintersportlerInnen ausgelöst wurden und gebietsweise sehr guten Sprengerfolgen während der vergangenen Tage. Die sehr guten Sprengerfolge wurden uns vom neuschneereichen Westen des Landes gemeldet.
Schneebrettlawinen lösten sich aufgrund des gut ausgebildeten "Bretts" (Schneefall, Erwärmung und Wind) zum Teil recht großflächig bei einer für die Jahreszeit häufig unterdurchschnittlichen Schneehöhe.
Heimtückisch ist die Situation auch deshalb, weil die Gefahrenstellen im Gelände schwer zu erkennen und recht diffus verteilt sind. Zusätzlich beobachten wir eine hohe Variabilität, nicht nur bei der Schneehöhe, sondern auch bei der Schneedeckenstabilität.
Hier ein kurzer Rückblick auf die vergangenen Tage:
Vom 23.12. abends bis inkl. 25.12.2022 stuften wir die Lawinengefahr im Westen des Landes in der Höhe mit "groß", also Stufe 4 ein. Es handelte sich dabei um ein "Wintersportler-Groß" |
In tiefen und mittleren Lagen schmolz der Schnee durch Regen dahin. Die Regengrenze lag meist um 2300m. Oberhalb etwa 2200m-2400m schneite es v.a. im Westen des Landes 30-50cm, lokal auch mehr. |
Einige Lawinenauslösungen durch WintersportlerInnen
In Tirol hatten wir Glück, dass während der Weihnachtsfeiertage keine Personen durch Lawinenabgänge zu Schaden gekommen sind. Uns sind einige Lawinenabgänge bekannt, bei denen Wintersportler involviert waren. Hier eine Auswahl:
Lawinenabgang Lampsenspitze vom 25.12.2022. NO. 2700m. Person konnte ausfahren. (Foto: 25.12.2022) |
Weiterer Lawinenabgang Lampsenspitze vom 26.12.2022. Ost, 2840m. Keine Verschütteten. (Foto: 26.12.2022 |
Für die oben eingezeichneten spontanen Lawinen spricht v.a. die deutliche Erwärmung während des Tages, die Einfluss auf die Eigenschaften des "Bretts" hatten.
Eingekreist: Temperatursprung am 25.12.2022. Station Kühtai im Nahbereich des Lawinenabgangs |
Im unmittelbaren Nahbereich der Pirchkogellawine löste sich eine Schneebrettlawine als sich ein Wintersportler im Bereich der Ellipse bei der Abfahrt befand. 2595. NO (Foto: 26.12.2022) |
Lawinenabgang Rietzer Grießkogel vom 27.12.2022. Lawine wurde im Aufstieg fernausgelöst. Person wurde teilverschüttet. 2700m. SW |
Lawinenauslösung Weißer Knoten in der Glocknergruppe vom 27.12.2022. Der Bruch breitete sich orographisch links noch weiter aus. ca. 2600m, Ost |
Am Karnischen Kamm: Gleitschneerutsche auf steilen Wiesenhängen. (Foto: 26.12.2022) |
Der Wind wehte kürzlich in der Höhe sehr stark. Hier ein Bild von Schneeverfrachtungen in der Gurgler Gruppe (Foto: 26.12.2022) |
Ausblick
Die gebietsweise heimtückische Lawinensituation wird anhalten. Noch ist das kürzlich gebildete "Brett" gut ausgeprägt und fördert nach einem Bruch einer Schwachschicht in der Altschneedecke die Bruchausbreitung. Wir raten deshalb weiterhin zu Besonnenheit und Zurückhaltung im freien Skigelände. Allgemein sind auch aufgrund der dürftigen Schneelage die Bedingungen für Skitouren / Variantenfahrten eher schlecht.