Donnerstag, 15. Dezember 2022

Unverändert: Altschneeproblem beginnend von etwa 2000m aufwärts - Frischer Triebschnee in großen Höhen

Altschneeproblem bei allgemein wenig Schnee

In der Altschneedecke findet man von etwa 2000m aufwärts schwache Schichten aus kantigen Kristallen. Nicht selten grenzen diese unmittelbar an einer Kruste an. Häufig beobachtet man auch einen "Krustensandwich", also eine, zwischen zwei dünnen Krusten eingebettete Schwachschicht. Für Schneebrettlawinen benötigt man neben einer Schwachschicht auch eine darüber gelagerte, etwas härtere und mächtigere Schneeschicht - das so genannte "Brett". Da in vielen Regionen Tirols wenig Schnee liegt, ist das Brett (zu) wenig ausgeprägt. Aufgrund der kalten Temperaturen zwischen dem 10.12. und 13.12. hat sich dieses zusätzlich etwas umgewandelt, verlor also etwas an Festigkeit und wurde dadurch großflächig gesehen weniger störanfällig. Dies begründet aktuell den Rückgang der Lawinengefahr von Stufe 3 (erheblich) auf Stufe 2 (mäßig) oberhalb etwa 2000m.

Dennoch: In eingewehten Rinnen und Mulden sowie in Kamm- und Passlagen ist oberhalb etwa 2000m weiterhin Vorsicht geboten. Dort, wo mehr Schnee liegt, können immer noch Schneebrettlawinen durch WintersportlerInnen ausgelöst werden. Dies trifft vermehrt für Schattenhänge oberhalb etwa 2000m zu. In größeren Höhen gilt das auch für Sonnenhänge.

    
Typisch für den aktuellen Schneedeckenaufbau: Eine Abfolge von Krusten und weicheren Schichten (Foto: 14.02.2022)
Typisch für den aktuellen Schneedeckenaufbau: Eine Abfolge von Krusten und weicheren Schichten (Foto: 14.02.2022)


"Krustensandwich" in einem 33° steilen Südhang auf 2250m in der Westlichen Verwallgruppe. Für Schneebrettlawinen fehlt das "Brett".
"Krustensandwich" in einem 33° steilen Südhang auf 2250m in der Westlichen Verwallgruppe. Für Schneebrettlawinen fehlt das "Brett". 



Typisch für die aktuelle Situation: Wenig Schnee. Dennoch können Lawinen durch WintersportlerInnen ausgelöst werden. Hier im Bild ein kleines, kammnahes Schneebrett in der Silvretta (Foto: 15.12.2022)
Typisch für die aktuelle Situation: Wenig Schnee. Dennoch können Lawinen durch WintersportlerInnen ausgelöst werden. Hier im Bild ein kleines, kammnahes Schneebrett in der Silvretta (Foto: 15.12.2022)


Das Schneebrett vom vorigen Bild aus der Nähe: Kammnaher Anriss. Kleine Lawine (Foto: 15.12.2022)
Das Schneebrett vom vorigen Bild aus der Nähe: Kammnaher Anriss. Kleine Lawine (Foto: 15.12.2022)



Das Schneeprofil zu obigem Foto: Eine kantige Schicht unterhalb einer dünnen Kruste als Schwachschicht: 2385m, NO, 35°. Profil vom 15.12.2022
Das Schneeprofil zu obigem Foto: Eine kantige Schicht unterhalb einer dünnen Kruste als Schwachschicht: 2385m, NO, 35°. Profil vom 15.12.2022



Kammnahes Schneebrett in einem Schattenhang in den Östlichen Deferegger Alpen (Foto: 14.12.2022)
Kammnahes Schneebrett in einem Schattenhang in den Östlichen Deferegger Alpen (Foto: 14.12.2022)


Wenig Schnee


Wenig Schnee in den Tuxer Alpen. Bei der Abfahrt besteht erhöhte Verletzungsgefahr (Foto: 15.12.2022)
Wenig Schnee in den Tuxer Alpen. Bei der Abfahrt besteht erhöhte Verletzungsgefahr (Foto: 15.12.2022)



Wenig Schnee in der Westlichen Verwallgruppe (Foto: 15.12.2022)
Wenig Schnee in der Westlichen Verwallgruppe (Foto: 15.12.2022)



Etwas winterlicher schaut es im nördlichen Osttirol aus: Dennoch bricht man häufig bis zum Boden durch (Foto: 12.12.2022)
Etwas winterlicher schaut es im nördlichen Osttirol aus: Dennoch bricht man häufig bis zum Boden durch (Foto: 12.12.2022)

Wir empfehlen...


Am besten hat man es derzeit auf schneebedeckten Grashängen, dort, wo es sich nicht um massiver eingewehte , sehr steile Bereiche handelt. Wesentlich: Die Verletzungsgefahr durch "sharks" (unter der Schneedecke versteckte Steine) ist deutlich reduziert.


Relativ stressreduziertes Abfahrtserlebnis trotz wenig Schnees: Foto vom 11.12. aus dem Außerfern. Vergleichsweise besser ist die Schneelage aktuell in den Kitzbüheler Alpen.
Relativ stressreduziertes Abfahrtserlebnis trotz wenig Schnees: Foto vom 11.12. aus dem Außerfern. Vergleichsweise besser ist die Schneelage aktuell in den Kitzbüheler Alpen.

Anstelle von Skitouren oder Geländefahrten im freien Gelände kann die Zeit beispielsweise sehr gut für Ausbildungseinheiten, wie z.B. LVS-Training,  Erste-Hilfe,  Lawinenkurse samt detaillierter Ausrüstungskontrolle genützt werden.


Während eines Lawinenkommissionskurses wurde mit Hubschrauberunterstützung (hier im Bild der Landeshubschrauber) verschiedene Lawineneinsatz-Szenarien trainiert (Foto: 15.12.2022)
Während eines Lawinenkommissionskurses wurden mit Hubschrauberunterstützung (hier im Bild der Landeshubschrauber) verschiedene Lawineneinsatz-Szenarien trainiert (Foto: 15.12.2022)


Wie geht es weiter?

Laut ZAMG-Wetterdienststelle stehen zwei kleinere Niederschlagsereignisse bevor, einmal aus einer Warmfront aus südwestlicher Richtung, einmal aus einer Kaltfront aus nordwestlicher Richtung. Die Mengen bewegen sich in Summe um etwa 10cm. Am Wochenende wird es besser: Von Samstag auf Sonntag soll die Nacht klar verlaufen.


Niederschlagsereignis vom 15.12. ab den späten Nachmittagstunden
Niederschlagsereignis vom 15.12. ab den späten Nachmittagsstunden


Station Thurntaler: Ab den Abendstunden hat es zu schneien begonnen. Der Wind auf den Bergen weht über Verfrachtungsstärke. Frischer Triebschnee ist - im Gegensatz zu Wochenbeginn - allerdings nur mehr in größeren Höhen, vermehrt in kammnahen Schattenhängen störanfällig.
Station Thurntaler: Ab den Abendstunden hat es zu schneien begonnen. Der Wind auf den Bergen weht über Verfrachtungsstärke. Frischer Triebschnee ist - im Gegensatz zu Wochenbeginn - allerdings nur mehr in größeren Höhen, vermehrt in kammnahen Schattenhängen störanfällig.



Prognostizierter Schnee am 16.12.2022
Prognostizierter Schnee am 16.12.2022


An der Lawinengefahr ändert sich vorerst wenig. Das etwas tückische Altschneeproblem bleibt bestehen. Beachtet zudem frischen Triebschnee in großen Höhen