Kurz vorweg
Am heutigen Donnerstag, 30.03.2023, wurde der kürzlich gefallene Neuschnee durch das warme Aprilwetter bis in hohe Lagen angefeuchtet. Dadurch bildete sich ein gut ausgebildetes "Brett". Dies hat die Wahrscheinlichkeit einer Lawinenauslösung dort, wo innerhalb der Schneedecke Schwachschichten vorhanden sind, erhöht. Die meisten Gefahrenstellen für Schneebrettlawinen findet man derzeit wohl in sehr steilem Gelände der Hangausrichtung NO bis O oberhalb etwa 2600m. Hochalpin, das ist oberhalb etwa 3000m, sind dann vermehrt auch SO-Hänge betroffen. Vorsicht allgemein auch in sehr steilem Gelände aller Expositionen in großen Höhen hinter Geländekanten. Dort ist frischer Triebschnee teilweise noch recht leicht zu stören.
Aprilwetter
Heute am 30.03. hat es in Nordtirol und im nördlichen Osttirol bis etwa 2300m hinauf geregnet. Auch Gewitter waren dabei. Ebenso kam immer wieder die Sonne zum Vorschein: Ein richtiger Apriltag, an dem die Schneedecke ordentlich Wärmestrahlung abbekommen hat. Der kürzlich gefallene Neuschnee wurde bis in große Höhen zumindest oberflächennah feucht.
Während der vergangenen Woche: Nur kurze Schönwetterfenster. Heute am 30.03. wieder sehr warm. Schneedecke oberflächlich auch in größeren Höhen feucht. Nun sinkt die Temperatur wieder. |
Ein Tag mit viel diffuser Strahlung förderte den Wärmeeintrag in die Schneedecke. |
Die Geosphere Austria warnte heute am 30.03. vor Gewittern, die mancherorts auch abgingen. Dort ist übrigens in größeren Höhen vermehrt mit Graupeleinlagerungen zu rechnen. |
Vorerst wurde der Höhepunkt der Lufttemperatur erreicht. Nun geht es bei den Temperaturen wieder stetig abwärts. Die Nassschneeproblematik wird abnehmen. |
Kürzliche Lawinenabgänge
Heute am 30.03. gingen unterschiedliche Meldungen über Lawinenabgänge ein. Mancherorts löste sich der Neuschnee in Form von zahlreichen nassen Lockerschneelawinen. Mancherorts waren es hingegen wieder nur kleine Rutsche. Aus kammnahen Bereichen in großen Höhen wurde uns von Schneebrettlawinen berichtet.
Die Schneebrettlawine am Hinteren Wilden Turm in den Alpeiner Bergen löste sich auf über 3000m ev. durch den Impuls eines Wechtenbruches oder aber sogar spontan. (Foto 30.03.2023) |
Kammnahes Schneebrett bei der Ruderhofspitze in den Zentralen Stubaier Alpen (Foto: 30.03.2023 - (c) Mario Huemer) |
Zahlreiche Lockerschneelawinen in der Gurgler Gruppe (Foto: 30.03.2023) |
Knollenbildung in der Weißkugelgruppe (Foto: 30.03.2023) |
Neuerlich häufig schlechte Schneequalität
Vielerorts wird sich an der Schneeoberfläche aufgrund der sinkenden Temperaturen ein brüchiger Deckel ausbilden. Bruchharsch mindert bekanntlich das Skivergnügen. (Vor zwei Tagen, am 28.03., wurden jene WintersportlerInnen, die die Gunst der Stunde nutzten und frühzeitig unterwegs waren, hingegen noch mit gutem Pulverschnee belohnt.) Auch das gehört zum Frühjahr: Kleine Wetteränderungen können rasch zu großen Unterschieden bei der Schneequalität, aber auch bei der Lawinengefahr führen.
Wie gehts weiter?
Das Nassschneeproblem wird aufgrund der sinkenden Temperaturen von Tag zu Tag abnehmen. Allerdings kann diffuser Strahlungseinfluss kurzfristig die Durchfeuchtung der Schneedecke fördern und diese schwächen. Beachtet auch, dass oberflächennahe Lawinenabgänge v.a. noch in mittleren Höhenlagen tiefer liegende, nasse Schneeschichten mitreißen können. Ansonsten ändert sich an der Gesamtsituation vorerst wenig. Seid euch in den neuschneereichen Regionen in großen Höhen über das zum Teil erhöhte Risiko im Sektor NO über O bis SO bewusst und haltet Ausschau nach frischem Triebschnee. Achtet auf Gletschern auch auf die für diese Jahreszeit geringe Spaltenüberdeckung. Wettertechnisch gehts übrigens aprilhaft bei vorerst sinkenden Temperaturen weiter...
Immer wieder etwas Niederschlag, eher windig, bei fallenden Temperaturen |