Montag, 27. März 2023

In den neuschneereichen Regionen kurzfristig unfallträchtige Lawinensituation!

Kurz vorweg

Gebietsweise viel Neuschnee, starker bis stürmischer Wind, kalte Temperaturen und zu erwartender Strahlungseinfluss führen kurzfristig zu einer unfallträchtigen Lawinensituation. WintersportlerInnen können in den neuschneereichen Regionen im Steilgelände leicht Schneebrettlawinen auslösen. Morgen, am 27.03. sollen sich laut Geosphere Austria die Wolken während des Vormittags großteils auflösen. Die zu erwartende Sonneneinstrahlung wird trotz der verhältnismäßig kalten Temperaturen die Schneedecke zusätzlich schwächen. Wir erwarten dann insbesondere aus besonntem Gelände vermehrt spontane Lawinen: Schneebrettlawinen sind möglich, Lockerschneelawinen zu erwarten. Gleitschneerutsche auf steilen Wiesenhängen möglich. Man muss sich bewusst sein, dass man in den neuschneereichen Gebieten aktuell im freien Gelände ein erhöhtes Risiko eingeht! 


Seit Freitag, 24.03. schneite es gebietsweise recht ergiebig. Stürmischer Wind verfrachtete viel Schnee

Von Freitag, 24.03. auf Samstag, 25.03. sowie von Sonntag, 26.03. auf Montag, den 27.03. schneite es in weiten Teilen Tirols. Während der ersten Niederschlagsstaffel waren es meist 10-20cm, im nördlichen  Osttirol bis 40cm. Die zweite Niederschlagsstaffel brachte im Westen und Norden Nordtirols, aber auch entlang des Alpenhauptkamms speziell in größeren Höhen gebietsweise 40-60cm Neuschnee. Begleitet war der Niederschlag von stürmischem Wind. Zusätzlich kühlte es deutlich ab.


72h-Niederschlag in Tirol: Bezugszeitpunkt: 27.03. 18:00 Uhr
72h-Niederschlag in Tirol: Bezugszeitpunkt: 27.03. 18:00 Uhr



An der Wetterstation am Pitztaler Gletscher erkennt man sehr gut die zwei Niederschlagsstaffeln vom 25.03. und 27.03.. Die Gesamtschneehöhe stieg um ca. 50cm. Die Temperatur ging deutlich zurück. Der Wind wehte durchwegs kräftig, letzthin v.a. aus nördlicher Richtung.
An der Wetterstation am Pitztaler Gletscher erkennt man sehr gut die zwei Niederschlagsstaffeln vom 25.03. und 27.03.. Die Gesamtschneehöhe stieg um ca. 50cm. Die Temperatur ging deutlich zurück. Der Wind wehte durchwegs kräftig, letzthin v.a. aus nördlicher Richtung.


Morgen am 28.03. gibt es eine Pause bei den Niederschlägen. Der Wind wird etwas schwächer. Die Sonne wird zum Vorschein kommen.
Morgen am 28.03. gibt es eine Pause bei den Niederschlägen. Der Wind wird etwas schwächer. Die Sonne wird zum Vorschein kommen.


Störanfällige Schneedecke

Rückmeldungen von unseren Beobachtern bestätigen, dass die Schneedecke aktuell recht störanfällig ist. Als Schwachschicht für den frisch gebildeten Triebschnee dienen kalter Pulverschnee, filzige Formen oder teilweise auch Graupel. Graupel wurde mancherorts (aus Schauerzellen heraus) auch massiver abgelagert. Die morgen am 28.03. zu erwartende Sonneneinstrahlung verstärkt die Bindung der vielerorts ohnehin gut vom Wind ausgebildeten Triebschneepakete. Ein gut ausgebildetes Brett auf einer (kurzfristig) störanfälligen Schwachschicht ist leider eine gute Kombination für Schneebrettauslösungen im Steilgelände.


Graupel konnte während der vergangenen Niederschläge immer wieder beobachtet werden. Dort, wo dieser massiver abgelagert wurde, kann er eine Schwachschicht bilden.
Graupel konnte während der vergangenen Niederschläge immer wieder beobachtet werden. Dort, wo dieser massiver abgelagert wurde, kann er eine Schwachschicht bilden.

Der Neuschnee lagert übrigens vielerorts auf einer mehr oder weniger ausgeprägten Schmelzharschkruste, die sich seit der Abkühlung ab Samstag, den 25.03. gebildet hat. Darunter findet man in sonnenausgerichteten Hängen bis zumindest 2800m hinauf eine nasse, zumindest aber feuchte Altschneedecke. Schattseitig trifft dies für Höhenbereiche bis etwa 2400m hinauf zu. Die nasse Altschneedecke bildete am Wochenende bei einigen Lawinenabgängen die Schwachschicht für das aus Schmelzkruste und Neuschnee gebildete Brett. (Inzwischen sollte diese Schwachschicht allerdings nicht mehr so störanfällig sein) ABER: Bei Lawinenauslösungen im Neuschnee kann durch die Zusatzbelastung des Lawinenschnees auch die feuchte bis nasse Altschneedecke mitgerissen werden. Lawinen können dadurch auch größer werden.

Gefahrenmuster kalt auf warm

Aktuell haben wir auch die Voraussetzungen für das Gefahrenmuster "kalt auf warm": Eine nasse Altschneedecke wurde von kaltem Schnee überlagert. Inwiefern sich im Nahbereich der bereits gebildeten dünnen Schmelzkruste kantige Kristalle (als verzögerte) Schwachschicht bilden, ist uns derzeit nicht bekannt. Wir konzentrieren uns während unserer Schneedeckenuntersuchungen auf diesen Prozess und sind natürlich für entsprechende Rückmeldungen sehr dankbar (am besten via mail an lawine@tirol.gv.at).


Wie gehts weiter?

Wechselhaft und aprilhaft. Da kleine Änderungen im Wettergeschehen mitunter größere Auswirkungen auf die Lawinengefahr haben können, informiert euch am besten immer aktuell auf lawinen.report.