Kurz vorweg
Gebietsweise viel Neuschnee, starker bis stürmischer Wind, kalte Temperaturen und zu erwartender Strahlungseinfluss führen kurzfristig zu einer unfallträchtigen Lawinensituation. WintersportlerInnen können in den neuschneereichen Regionen im Steilgelände leicht Schneebrettlawinen auslösen. Morgen, am 27.03. sollen sich laut Geosphere Austria die Wolken während des Vormittags großteils auflösen. Die zu erwartende Sonneneinstrahlung wird trotz der verhältnismäßig kalten Temperaturen die Schneedecke zusätzlich schwächen. Wir erwarten dann insbesondere aus besonntem Gelände vermehrt spontane Lawinen: Schneebrettlawinen sind möglich, Lockerschneelawinen zu erwarten. Gleitschneerutsche auf steilen Wiesenhängen möglich. Man muss sich bewusst sein, dass man in den neuschneereichen Gebieten aktuell im freien Gelände ein erhöhtes Risiko eingeht!
Seit Freitag, 24.03. schneite es gebietsweise recht ergiebig. Stürmischer Wind verfrachtete viel Schnee
Von Freitag, 24.03. auf Samstag, 25.03. sowie von Sonntag, 26.03. auf Montag, den 27.03. schneite es in weiten Teilen Tirols. Während der ersten Niederschlagsstaffel waren es meist 10-20cm, im nördlichen Osttirol bis 40cm. Die zweite Niederschlagsstaffel brachte im Westen und Norden Nordtirols, aber auch entlang des Alpenhauptkamms speziell in größeren Höhen gebietsweise 40-60cm Neuschnee. Begleitet war der Niederschlag von stürmischem Wind. Zusätzlich kühlte es deutlich ab.
72h-Niederschlag in Tirol: Bezugszeitpunkt: 27.03. 18:00 Uhr |
Morgen am 28.03. gibt es eine Pause bei den Niederschlägen. Der Wind wird etwas schwächer. Die Sonne wird zum Vorschein kommen. |
Störanfällige Schneedecke
Graupel konnte während der vergangenen Niederschläge immer wieder beobachtet werden. Dort, wo dieser massiver abgelagert wurde, kann er eine Schwachschicht bilden. |
Der Neuschnee lagert übrigens vielerorts auf einer mehr oder weniger ausgeprägten Schmelzharschkruste, die sich seit der Abkühlung ab Samstag, den 25.03. gebildet hat. Darunter findet man in sonnenausgerichteten Hängen bis zumindest 2800m hinauf eine nasse, zumindest aber feuchte Altschneedecke. Schattseitig trifft dies für Höhenbereiche bis etwa 2400m hinauf zu. Die nasse Altschneedecke bildete am Wochenende bei einigen Lawinenabgängen die Schwachschicht für das aus Schmelzkruste und Neuschnee gebildete Brett. (Inzwischen sollte diese Schwachschicht allerdings nicht mehr so störanfällig sein) ABER: Bei Lawinenauslösungen im Neuschnee kann durch die Zusatzbelastung des Lawinenschnees auch die feuchte bis nasse Altschneedecke mitgerissen werden. Lawinen können dadurch auch größer werden.
Gefahrenmuster kalt auf warm
Aktuell haben wir auch die Voraussetzungen für das Gefahrenmuster "kalt auf warm": Eine nasse Altschneedecke wurde von kaltem Schnee überlagert. Inwiefern sich im Nahbereich der bereits gebildeten dünnen Schmelzkruste kantige Kristalle (als verzögerte) Schwachschicht bilden, ist uns derzeit nicht bekannt. Wir konzentrieren uns während unserer Schneedeckenuntersuchungen auf diesen Prozess und sind natürlich für entsprechende Rückmeldungen sehr dankbar (am besten via mail an lawine@tirol.gv.at).